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Ulm/Weißenhorn: Erfolgsgeschichte Ulmer Wochenmarkt: Neue Stände und steigende Nachfrage

Ulm/Weißenhorn

Erfolgsgeschichte Ulmer Wochenmarkt: Neue Stände und steigende Nachfrage

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    Ein Magnet mitten in Ulm: Wochenmarkt-Sprecher Gunther Kühle, der Platzmetzger aus Weißenhorn, hat keinen Grund zu Klage.
    Ein Magnet mitten in Ulm: Wochenmarkt-Sprecher Gunther Kühle, der Platzmetzger aus Weißenhorn, hat keinen Grund zu Klage. Foto: Alexander Kaya

    Seit anderthalb Jahren befindet sich der Ulmer Wochenmarkt im Corona-Modus. Und das mit Erfolg. So berichten Beschicker sogar von steigenden Umsätzen durch die Pandemie. Derzeit, so Jürgen Eilts, der Chef der veranstaltenden Messegesellschaft, gebe es weit mehr Bewerber als Verkaufsplätze.

    Wochenmarkt-Sprecher Gunther Kühle, der Platzmetzger aus Weißenhorn, hat keinen Grund zu Klage. Durch die vielen Monate geschlossener Gastronomie, hätten seine Kunden entdeckt, wie viele Kochbücher sie daheim haben. Plötzlich waren ungewöhnliche Schnitte wie das "Flat Iron"-Steak gefragt. "Ja, die Menschen hatten Zeit, sich beim kochen auszuprobieren." So manches nachgefragte Stück habe der Metzger in sechster Generation sogar erst nachschlagen müssen.

    Ulmer Wochenmarkt: Nachfrage steigt

    Getreu dem erklärten Motto des Marktes - "Wenn Ihnen Blumen Wurst sind, wir haben auch Käse" - habe sich die Nachfrage quer durch die Sortimente erhöht. So berichtet etwa auch Kerstin Geiring von steigenden Umsätzen. Eine Frau, die durchaus den validen Vergleich hat: Denn seit 1898 besteht die Gemüse-Gärtnerei ihrer Familie und ist seitdem auf dem Ulmer Wochenmarkt vertreten.

    Von anfänglichen Hamsterkäufen kann der Sprecher des angegliederten "Bauernmarktes", Wolfgang Gölz, berichten. Wenn die Kartoffeln in 25-Kilo-Säcken veräußert wurden, habe dies jedoch zu Frustration bei Kunden geführt, die leer ausgingen. Hier sei dann viel Beratung zu Themen wie Lagerhaltung gefragt gewesen.

    Platzmetzger Gunther Kühle freut sich über mehr Nachfrage von Hobbyköchen.
    Platzmetzger Gunther Kühle freut sich über mehr Nachfrage von Hobbyköchen. Foto: Alexander Kaya

    Wie Kühle sagt, habe der Ulmer Wochenmarkt nicht nur durch die Kulisse des Ulmer Münsters eine Sonderstellung in Süddeutschland. Auch die Struktur mit Profis als Veranstalter und viel Mitspracherecht für die Händler sei nicht selbstverständlich. Durch die Beschicker-Vertretung gebe es einen fruchtbaren Austausch. Wie beim Weihnachtsmarkt auch, achtet Eilts auf eine ausgewogene Mischung der bis zu 90 Beschicker.

    Das sind die neuen Stände auf dem Ulmer Wochenmarkt

    Neue Gesichter seien vergleichsweise selten, dafür immer passend und auf langfristige Zugehörigkeit ausgelegt. So wie etwa Niclas Tritschler, der mit seinem Stand Unverpackt - Nomen est Omen - unverpackte Biowaren anbietet. Von den gängigsten Grundnahrungsmitteln wie Nudeln, Reis, Hülsenfrüchte und Backzutaten bis hin zu Knabbereien sowie Hygieneartikel. Dem Blaubeurer sei klar, dass sich die Gewohnheiten nicht von heute auf morgen ändern. "Doch in fünf Jahren wird es völlig normal sein, so einzukaufen."

    Neu ist auch Alexandra Iraci, die aus ihrem Foodtruck "Adibs Falafel" Kicherbsenbällchen mit frischen Kräutern, orientalischen Gewürzen und Soßen serviert. Bewährt habe sich ihr Konzept schon seit acht Jahren. "Mehr Vielfalt tut dem Wochenmarkt gut", sagt sie. Ziemlich neu auf dem

    Burgpilz: Pilze, die in der Wilhelmsburg wachsen

    Ungewöhnlich ist die Geschäftsidee von Sven Gastrock, dem Geschäftsführer von Burgpilz, einem Ulmer Zwei-Mann-Start-up. In den Kellergewölben der Ulmer Wilhelmsburg passiert Erstaunliches: Auf Bio-Substrat wachsen Pilze wie Limonenseitlinge und Austernseitlinge. Eine Tonne Bio-Pilze im Monat ist möglich, das höhlenähnliche Klima in der

    Sandra Walter, die Ulmer Citymanagerin hört all das gern. "Der Wochenmarkt ist ein unglaublich wichtiger Frequenzbringer für die Innenstadt." Über 23.000 Menschen pro Tag flanieren an Samstagen im Schnitt laut Messungen des Kölner Unternehmens Hystreet über den Münsterplatz und mittwochs sind es fast 15.000. Zum Vergleich: an durchschnittlichen Donnerstagen sind es nur etwas über 11.000.

    Umso wichtiger sei es gewesen, dass durch den Wochenmarkt die Menschen auch aus dem Umland es nicht "verlernt" hätten, nach Ulm zu kommen. Denn wenn die Menschen einmal weg seien, sei es sehr schwer, sie wieder zurückzugewinnen. Noch immer sei der Ulmer Einzelhandel in Sachen Umsätze nicht da, wo er hinwolle. "Doch es wird besser." Es würde sehr gezielt eingekauft. Was fehle, seien "Bummler", die aus Lust und Laune durch die Geschäfte streiften. Doch mit dem angelaufenen Comeback der Gastronomie werde sich das bald ändern, hofft Walter.

    Skepsis gegenüber Großkonzernen

    Der Wochenmarkt brummt also und hat nach Einschätzung von Eilts eine blendende Zukunft. Denn die Skepsis gegenüber Käufen im Internet und Großkonzernen werde immer größer. Dadurch hätten Märkte ein Alleinstellungsmerkmal: "Wo sonst kaufen Sie ein und haben zu 80 Prozent den Inhaber vor sich?" Der andere Teil des Tuns der Ulm-Messe, die Veranstaltung derselben, sei immer noch "tief im Tal der Tränen". Hoffnung gibt es allerdings für den - ebenfalls von der Ulm-Messe veranstalteten - Weihnachtsmarkt.

    Der Ulmer Weihnachtsmarkt soll stattfinden

    Denn Weihnachtsmärkte werden in Baden-Württemberg unter die Kategorie Spezialmärkte gezählt. Und diese seien dem Einzelhandel gleichgestellt. Nachdem von vielen Seiten der Politik geäußert wurde, dass ein vierter Lockdown für den Einzelhandel so gut wie ausgeschlossen sei, werde wohl auch der Weihnachtsmarkt stattfinden können. "Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, dass es so weit kommt."

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