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Ulm: Wahl am Sonntag: Diese Kandidaten wollen für Ulm in den Stuttgarter Landtag

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Wahl am Sonntag: Diese Kandidaten wollen für Ulm in den Stuttgarter Landtag

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    Hier wollen sie hin: das Landtagsgebäude in Stuttgart.
    Hier wollen sie hin: das Landtagsgebäude in Stuttgart. Foto: Felix Schröder/dpa (Archivfoto)

    Jürgen Filius war vor sechs Jahren der erste Grüne überhaupt, der das Ulmer Direktmandat für den Landtag von Baden-Württemberg gewinnen konnte. In diesem Jahr tritt er nicht mehr an, um Platz für einen Jüngeren zu machen. Die Wahlberechtigten im Wahlkreis 64 können sich zwischen zwölf Bewerbern und zwei Bewerberinnen entscheiden, die als Sieger oder mit dem sogenannten Zweitmandat in den Stuttgarter Landtag einziehen wollen. Zum Wahlkreis gehören neben Ulm auch Balzheim, Blaustein, Dietenheim, Erbach, Hüttisheim, Illerkirchberg, Illerrieden, Schnürpflingen und Staig. Wer dort zur Wahl antritt, wer realistische Chancen auf einen Einzug hat und wo die Unterschiede zwischen den aussichtsreichsten Kandidaten liegen.

    Michael Joukov-Schwelling will für die Grünen in den Landtag

    Die Grünen erreichten 2016 mit Jürgen Filius 33 Prozent der Stimmen und überzeugten damit die meisten Wähler. In diesem Jahr will sich Michael Joukov-Schwelling als Nachfolger von Filius durchsetzen. Der 39-Jährige ist Diplom-Wirtschaftswissenschaftler, IT-Unternehmer und Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Ulmer Gemeinderat, dem er selbst seit 2004 angehört. Joukov-Schwelling ist mit seiner Ratskollegin Lena Schwelling verheiratet, die dem Landesvorstand der Grünen in Baden-Württemberg angehört.

    Michael Joukov-Schwelling ist der Kandidat der Grünen.
    Michael Joukov-Schwelling ist der Kandidat der Grünen. Foto: Steffi Duong

    Michael Joukov-Schwelling will sich im Landtag dafür einsetzen, dass der Wahlkreis Ulm und das ganze Land ihren Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel leisten - also dafür, dass die Erderwärmung gebremst wird. Dafür benötige man das S-Bahn-System, bessere Radwege und mehr ÖPNV, mehr Solardächer und mehr erneuerbare Energie im Allgemeinen. Zudem sieht der Grünen-Kandidat in den Schulen riesigen Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Er will die Wirtschaft mit einem "Grünen New Deal" aus der Corona-Krise führen und für Beschäftigung und Wohlstand sorgen. Nach der neusten Umfrage von Infratest dimap liegen die Grünen bei 33 Prozent, auch bei der letzten Gemeinderatswahl wurden sie in Ulm stärkste Kraft.

    Thomas Kienle tritt in Ulm für die CDU an

    Vor fünf Jahren landete Thomas Kienle als CDU-Kandidat bei der Landtagswahl mit 25,2 Prozent der Stimmen auf Platz zwei, auch für ein Zweitmandat genügte sein Abschneiden nicht. Nun tritt der 54-jährige promovierte Jurist, der als Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz in Ulm arbeitet, ein weiteres Mal an. Kienle ist seit 1999 CDU-Stadtrat in Ulm und seit zehn Jahren auch Fraktionsvorsitzender.

    Dr. Thomas Kienle, CDU
    Dr. Thomas Kienle, CDU Foto: Alexander Kaya (Archivfoto)

    Der verheiratete Vater dreier Kinder sieht Wissenschaftler, Ingenieure, Handwerker und Unternehmer als Garanten für Erfolg und Wohlstand von Ulm und dem Alb-Donau-Kreis. Kienle will sich für die Förderung des Mittelstands und für Bürokratieabbau einsetzen. Es gelte, die besondere Mischung in der Region zu fördern und zu bewahren - und zwar in Schule, Fortbildung und Forschung, beim Aufbau neuer Start-ups, bei Betriebsgründungen und bei Betriebsnachfolgen. Kienle ist als langjähriger Stadtrat in Ulm bekannt, seine CDU liegt nach der aktuellsten Umfrage bei 25 Prozent. Reicht es nicht fürs Direktmandat, hängt sein Einzug ins Parlament wegen des baden-württembergischen Systems nicht nur von den eigenen Stimmen ab, sondern auch davon, wie viele Wähler für die anderen CDU-Kandidaten im Regierungsbezirk Tübingen votieren.

    Martin Rivoir will noch ein Mal für die SPD nach Stuttgart

    Martin Rivoir will wieder für die SPD in den Landtag.
    Martin Rivoir will wieder für die SPD in den Landtag. Foto: Alexander Kaya (Archivfoto)

    Landesweit rutschte die SPD bei der Landtagswahl 2016 auf Platz vier ab, in Ulm erreichte sie mit ihrem Kandidaten Martin Rivoir 14,7 Prozent der Stimmen und den dritten Rang. Der Diplomingenieur schaffte es mit einem Zweitmandat nach Stuttgart, wo er Ulm seit 2001 im Landtag vertritt und seit 2009 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten ist. Im Ulmer Gemeinderat sitzt Rivoir seit 1989, von 1994 bis 2004 war er dort SPD-Fraktionschef. Der 60-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    Im Landtag ist Rivoir Sprecher der SPD-Fraktion für Kulturpolitik und Verkehrspolitik sowie Mitglied im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst und im Ausschuss für Verkehr. Im Wahlkampf machte er sich unter anderem für die Regio-S-Bahn Donau-Iller, für eine Lösung im Streit um die RKU (Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm) und für den Ausbau des Donaustadions stark. Rivoir war bei der Gemeinderatswahl mehrfach Stimmenkönig, in den Landtag schaffte er es über das Zweitmandat. Seine SPD steht in den Umfragen mit zehn Prozent aber noch schlechter da als vor fünf Jahren.

    Eugen Ciresa bewirbt sich in zwei Wahlkreisen für die AfD

    In Baden-Württemberg holte die AfD bei der Landtagswahl vor fünf Jahren Platz drei. In Ulm erreichte Eugen Ciresa 13 Prozent der Stimmen und landete auf Rang vier. Dieses Mal tritt der 63-Jährige gleichzeitig auch im Nachbarwahlkreis Ehingen an. Der Schelklinger ist Gründungsmitglied der AfD Baden-Württemberg sowie Gründungsmitglied und von Beginn an Kreissprecher des AfD-Kreisverbands Ulm/Alb-Donau. Er arbeitet als Elektroniker, ist verheiratet, hat eine Tochter und zwei Enkel.

    Eugen Ciresa tritt für die AfD an.
    Eugen Ciresa tritt für die AfD an. Foto: Ludger Möllers (Archivfoto)

    Ciresa interessiert sich für die Themen Jagd, Naturschutz und Umweltschutz sowie ländlicher Raum. Er spricht sich für Reformen in Deutschland aus und fordert insbesondere einen Fokus auf die Sicherheit der Bürger. Dazu müsse die Wehrpflicht wieder eingeführt werden. Sozialbetrug, illegale Einwanderung und Clan-Kriminalität in Baden-Württemberg müssten bekämpft werden. Die Umfragen sehen die AfD landesweit bei zwölfProzent. Dass Ciresa auch im Wahlkreis Ehingen antritt, dürfte seine Chancen erhöhen: Dort schnitt seine Partei zuletzt stärker ab als im Wahlkreis Ulm.

    Leon Genelin von der FDP ist der jüngste Kandidat

    Die FDP holte vor fünf Jahren 7,3 Prozent der Stimmen, damals mit dem jetzigen Bundestagsabgeordneten Alexander Kulitz als Kandidat. Jetzt bewirbt sich Leon Genelin, 21 Jahre alt und Student der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Ulm. Genelin ist der jüngste hiesige Bewerber - und hebt die Wichtigkeit späterer Generationen hervor: Er setze sich dafür ein, dass Baden-Württemberg auch für die Enkel seiner Generation ein gutes Leben bietet.

    FDP-Mann Leon Genelin ist der jüngste Kandidat aus Ulm
    FDP-Mann Leon Genelin ist der jüngste Kandidat aus Ulm Foto: FDP Ulm

    Bildung, so Genelin, sei der Schlüssel zu einem selbst bestimmten und glücklichen Leben. Ein Innovationsfonds solle her, um Schülerinnen und Schüler gezielt ins digitale Zeitalter zu begleiten. Im Bereich Digitalisierung will Genelin zudem ein Glasfaser-Förderprogramm und ein Funkloch-Screening einführen. Mit Blick auf kommende Generationen fordert der FDP-Kandidat eine harte CO2-Obergrenze und eine Vollbremsung in der Schuldenpolitik. Zudem hebt er die Bedeutung von sozialer Marktwirtschaft, Selbstentfaltung und Gründergeist hervor. Den Umfragen zufolge liegt die FDP aktuell bei zehn Prozent - würde also besser abschneiden als 2016.

    Mustafa Süslü kandidiert in Ulm für Die Linke

    Mustafa Süslü will für Die Linke in den Landtag.
    Mustafa Süslü will für Die Linke in den Landtag. Foto: Die Linke

    2016 trat der damalige Linken-Stadtrat Uwe Peiker bei der Landtagswahl für seine Partei an und holte 2,9 Prozent der Stimmen. Diesmal liegt Die Linke Umfragen zufolge landesweit bei drei bis vier Prozent. Damit der Ulmer Kandidat Mustafa Süslü ins Parlament einziehen kann, braucht seine Liste in Baden-Württemberg mindestens fünf Prozent der Stimmen. Nur so kann Süslü ein Zweitmandat erringen, auf das Direktmandat hat er keine Chance. Süslü ist 56 Jahre alt, verheiratet und Vater dreier Kinder. Er ist freigestellter Betriebsrat bei einer Industriebäckerei.

    Süslü, vor 56 Jahren in der Türkei geboren, setzt sich für ein gleichberechtigtes Leben aller hier lebenden Menschen ein. Er legt unter anderem Wert auf den Klimaschutz, unterstützt als Gewerkschafter andere Arbeitnehmer in Tarifauseinandersetzungen, will bessere Möglichkeiten für finanziell schlecht gestellte Mieter, fordert einen guten und kostenfreien Nahverkehr sowie mehr Geld und Personal für Pflege und Gesundheit.

    Acht weitere Kandidaten für den Wahlkreis Ulm haben kaum Chancen

    Während die Chancen für Linken-Mann Mustafa Süslü gering sind, sind sie für acht andere Bewerberinnen und Bewerber angesichts der aktuellen Umfragen so gut wie aussichtslos.

    Karl-Heinz Schweigert, Schulleiter im Ruhestand aus Leutkirch im Allgäu tritt für die ÖDP an, der Ulmer Rechtsanwalt Falk Hirschel für die Piraten. Die Mannheimer Betriebswirtin Christiane Säubert kandidiert für die Freien Wähler - die allerdings nichts mit den Freien Wählern im Ulmer Gemeinderat zu tun haben. Es gebe keine Verbindung, betont der Ulmer FWG-Fraktionschef Reinhold Eichhorn, und Stadträtin Helga Malischewski bezeichnet die Bewerber auf der Landtagsliste als "Trittbrettfahrer", die den Erfolg der Wählervereine ausnutzen wollten.

    Der Ulmer Kindergärtner Sascha Heuel bewirbt sich für die Partei Die Basis, der Ausbildungssuchende Dominic Bartl aus Ulm für die Klimaliste BW, der Ulmer Student Udo Schmidtke für die Partei für Gesundheitsforschung. Die Berufskraftfahrerin Christine Quickmann aus Ulm hat sich für die Partei Wir 2020 aufstellen lassen und der Student Kasimir Romer aus Friedrichshafen für die Partei Volt.

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