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Ulm: Verschwindet der Blaubeurer Ring? So soll der Verkehr in Ulm in zehn Jahren aussehen

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Verschwindet der Blaubeurer Ring? So soll der Verkehr in Ulm in zehn Jahren aussehen

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    Sehen Blaubeurer Ring und Ehinger Tor so in 10 Jahren aus?
    Sehen Blaubeurer Ring und Ehinger Tor so in 10 Jahren aus? Foto: Google Maps / SHP Ingenieure

    Zehntausende Autos und Lastwagen rollen jeden Tag auf der B10 durch Ulm. In zehn Jahren soll die Strecke, auf der sie unterwegs sind, völlig anders aussehen. Der Knoten am Ehinger Tor, der Söflinger Kreisel und der Blaubeurer-Tor-Ring sollen grundlegend umgestaltet werden. Dazu kommen große Brückenbaustellen an beiden Enden der Stadt. Ein Ulmer Wunschtraum ist dagegen nahezu vom Tisch: Dass eine Seilbahn als neues Verkehrsmittel gebaut wird, ist arg unwahrscheinlich geworden. Eine Restchance gibt es aber noch.

    Ein grünes Band von der Wilhelmsburg bis zur Donau, dieses Konzept sehen die Planungen zur Landesgartenschau vor. Doch derzeit ist da ein Band aus Asphalt: die B10. Sie soll umgestaltet werden, sodass eine zusammenhängende Grünfläche entsteht, die Platz für Gestaltungsideen zur Landesgartenschau bietet. Vor allem Grüne und SPD im Gemeinderat liebäugeln auch mit der Idee, den Verkehr auf der Bundesstraße zu reduzieren.

    Doch das sei nicht ganz einfach, warnte Baubürgermeister Tim von Winning, selbst ein Anhänger von Auto-ärmeren Lösungen. Die Stadt könne allenfalls versuchen, den Binnenverkehr und Pendler umzulenken oder von anderen Verkehrsmitteln zu überzeugen. Alle Pläne zielen nicht nur auf die Schau ab, sondern auf eine langfristige Umgestaltung Ulms.

    Ehinger Tor, Söflinger Kreisel und Blaubeurer-Tor-Ring könnten umgebaut werden

    Harald Walter aus der Stadtverwaltung und Daniel Seebo vom Büro SHP Ingenieure aus Hannover stellten am Dienstagabend im Bauausschuss eine "Annäherung" daran vor, wie sich Wunschvorstellungen für die B10 umsetzen lassen könnten. Das Ergebnis: Viele Veränderungen, über die die Ulmer laut nachgedacht hatten, verfehlen den gewünschten Effekt. Etwa, dass Neue Straße und Zinglerstraße von Einbahnstraßen zu Straßen mit Gegenverkehr umgebaut werden. Das würde die stadteinwärts führende Zinglerstraße überlasten, so die Prognosen. Außerdem müsste der Tunnel beim Kino Xinedome wegen der neuen Straßenführung zugeschüttet werden.

    Seebo bezeichnete das aktuelle Knotengefüge am Ehinger Tor als unübersichtlich. Insbesondere für Radfahrer seien die Routen lang und teils ungeeignet. Er schlug vor, die Verkehrsführung aufzulösen und durch zwei Ampel-Kreuzungen zu ersetzen. Alles werde zusammengeschoben und gebündelt, erklärte der Bauingenieur. Vor dem Scholl-Gymnasium würden dadurch rund 4200 Quadratmeter Grünfläche frei, die Furttenbachstraße wäre keine Zufahrt zur B10 mehr, Radwege könnten geschickter geführt werden und es bliebe Platz für eine mögliche weitere Straßenbahnlinie nach Westen. Die Stadträte stimmten der Neuordnung am Ehinger Tor einstimmig zu. Günter Zloch (CDU/UfA) sah aber „keinen großen Wurf“.

    Ulm will B10 im Stadtgebiet massiv umbauen

    Zwischen der Tunnelauffahrt aus dem Westringtunnel und der Firma Schwenk Zement liegt der Söflinger Kreisel. Auch er ist großräumig, unübersichtlich und für Radler unkomfortabel. So zusammenschieben wie der Knoten am Ehinger Tor lässt sich der Kreisel aber wohl nicht: Das wäre zum einen sehr teuer, zum anderen müsste ein Teil der Straßen auf den Tunnel versetzt werden. Das ist nach Seebos Angaben baulich schwierig und auch nicht sinnvoll, weil auch der Tunnel eines Tages neu gebaut werden müsse. Daher schlug er eine kleinere Lösung vor, die der bestehenden Situation ähnelt. Der Kreisverkehr würde aufgelöst, stattdessen käme eine Kreuzung mit Ampel. Rund 3200 Quadratmeter Grünfläche würden frei.

    Der Ring um das Blaubeurer Tor ist ein Unfallschwerpunkt und gilt als Schrecken vieler Autofahrer. Planer Daniel Seebo will die Situation verbessern, indem der Ring aufgelöst wird. Das südöstliche Segment würde wegfallen. Hier sind bislang Autofahrer unterwegs, die aus Richtung Neu-Ulm auf die Ludwig-Erhard-Brücke fahren. Statt des Kreisels gäbe es zwei Einmündungen mit Ampeln. Die bisher nicht nutzbare Freifläche im Inneren des Kreisverkehrs, etwa 11.000 Quadratmeter, würde frei. Das Blaubeurer Tor selbst wäre direkt ans neue Dichterviertel angebunden. Den Aufwand an dieser Stelle bezeichnete Baubürgermeister Tim von Winning als "überschaubar". Wenn da nicht ein weiteres Problem wäre.

    Adenauerbrücke, Wallstraßenbrücke und Brücke über das Blaubeurer Tor müssen neu gebaut werden

    Nicht nur die Adenauerbrücke muss neu gebaut werden. Auch die Brücke über das Blaubeurer Tor und die Wallstraßenbrücke über die Bahngleise in Richtung A8 sind marode. Sie können zwar noch für bis zu 20 Jahre gehalten werden, müssen dann aber für rund 100 Millionen Euro ersetzt werden, wie Gerhard Fraidel aus der städtischen Koordinierungsstelle Großprojekte sagte. Die Bauwerke wirken auf Autofahrer wie eine einzige Brücke, sind aber zwei Gebäude. Wirtschaftlich lohne sich eine Sanierung nicht, durch einige Arbeiten könne ihre Lebenszeit aber verlängert werden. Beschlossen haben die Räte schon einmal dringende Mindestmaßnahmen: Die linken Fahrspuren werden verschmälert, damit keine Lastwagen mehr überholen können. So soll die punktuelle Belastung verringert werden. Und an den beschädigten Zufahrtsarmen werden Betonklötze mit zusätzlichen Spanngliedern als Verstärkungen angebracht.

    Die Idee eines begrünten Glacisstegs für Radler und Fußgänger, der ebenfalls zur Landesgartenschau gebaut und an die Wallstraßenbrücke angeschlossen werden sollte, ist damit fürs Erste vom Tisch. Schon aus finanzieller Sicht unrealistisch ist auch ein Tunnel zwischen den Stadtgrenzen bei Donau und Ikea. Diese Variante, mit der die CDU immer wieder geliebäugelt hat, würde nach groben Schätzungen 400 Millionen Euro kosten. Dafür gibt es Raum für neue Träume: SPD-Stadtrat Martin Rivoir fragte: "Muss die Blaubeurer-Tor-Brücke wieder vierspurig werden? Kann man auch am Blaubeurer Tor vorbeibauen?" Der Baubürgermeister nannte das eine "charmante Vorstellung".

    Ulm verwirft Seilbahn-Pläne, nur Variante zur Wilhelmsburg bleibt im Rennen

    Eine andere Vorstellung hatte von Winning schon länger mit Skepsis gesehen: eine Seilbahn durch die Stadt. Neu-Ulm hat ein solches Verkehrsmittel vom ZUP nach Ludwigsfeld bereits abgelehnt, auch Ulm verwirft nun die Überlegungen größtenteils. Mögliche Routen hätten von der Wilhelmsburg zum Ehinger Tor oder zum Hauptbahnhof geführt. Sie sind teuer, aus ökologischer Sicht kritisch und unattraktiv fürs Stadtbild. Eine Variante bleibt aber trotz großer Zweifel im Rennen.

    Von der Tramhaltestelle Lehrer Tal könnte eine Standseilbahn zur Wilhelmsburg führen. Zum Lehrer Tal braucht die Tram vom Hauptbahnhof sechs Minuten, von den Parkplätzen Science Park II und Schulzentrum Kuhberg jeweils rund eine Viertelstunde. Wer zur Burg will, wo künftig regelmäßig Veranstaltungen stattfinden sollen, müsste umsteigen und wäre dann in rund zwei Minuten oben. Um die 17 Millionen Euro würde die Bahn kosten, doch es gäbe einige Schwierigkeiten. Zum einen geht es um Naturschutz: Bäume, Vögel, Fledermäuse. Zum anderen würden die denkmalgeschützten Festungsanlagen beeinträchtigt. Der Landschaftsarchitekt und Gutachter Gerd Aufmkolk warnte: Es wäre fatal, ausgerechnet bei einer Gartenschau wertvolle Naturgebiete so zu beschädigen.

    Dazu kommen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit und an der Attraktivität des Lehrer Tals als Talstation für die Standseilbahn. "Wer soll denn da einsteigen? Ich halte das für völlig absurd", sagte etwa Ralf Milde (FDP). Tim von Winning und Lena Schwelling (Grüne) hielten dagegen, dass es wohl keine andere Anbindung der Wilhelmsburg geben könne - abgesehen vom bestehenden, mäßig attraktiven Shuttlebus. Der Baubürgermeister bezifferte die Chancen der Standseilbahn auf 20 bis 30 Prozent. Dennoch einigten sich die Räte, noch einmal genau hinzusehen, bevor der Traum aufgegeben wird. Bei einer Runde mit Experten für Denkmalschutz und Naturschutz sollen die Möglichkeiten abklopft werden. Gegebenenfalls folgt dann eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung und abschließend die Entscheidung über die Bahn.

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