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Ulm: Verkehr 2030: Rollen bald Robo-Taxis über die Alb?

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Verkehr 2030: Rollen bald Robo-Taxis über die Alb?

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    Auf dieser Spur in Wiblingen dürfen bereits heute nur Busse und Fahrräder unterwegs sein. In Zukunft sollen noch viel mehr Menschen als jetzt aufs eigene Auto verzichten, empfehlen Fachleute.
    Auf dieser Spur in Wiblingen dürfen bereits heute nur Busse und Fahrräder unterwegs sein. In Zukunft sollen noch viel mehr Menschen als jetzt aufs eigene Auto verzichten, empfehlen Fachleute.

    Der Verkehr wird sich in den kommenden Jahren nicht verringern, da sind sich die Experten ganz sicher. Aber er könnte sich verändern: Durch fahrerlose Robo-Taxis, aber auch durch mehr Radfahrer und bessere und billigere Bus- und Bahnverbindungen. Ein Gutachten der Beratungsfirmen Pwc und Intraplan zeigt, wie sich der Verkehr in Ulm und im Alb-Donau-Kreis entwickeln könnte – und, wie die Stadt und der Landkreis darauf Einfluss nehmen können. Die bayerische Seite der Donau spielt in der Untersuchung keine Rolle. Zum einen, weil die Idee vom Alb-Donau-Kreis ausging und Ulm mit ins Boot sprang. Zum anderen wegen der Debatte um einen möglichen Nuxit: Als das Gutachten in die Wege geleitet wurde, hätte man mit Stadt und Kreis Neu-Ulm nicht über ein gemeinsames Verkehrskonzept sprechen können, sagte Baubürgermeister Tim von Winning am Dienstagabend in der Sitzung des Ulmer Bauausschusses.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Gutachten: Unrealistisch? Ein guter Anfang!

    Dass Fehlen Neu-Ulms im Gutachten war dennoch einer der Punkte, die bei den Stadträten schlecht ankamen. Ulm und Neu-Ulm seien viel enger verflochten als Ulm und Amstetten, bemängelte FWG-Mann Gerhard Bühler. „Wir müssen regional denken und regional handeln“, forderte er. Und mahnte gleichzeitig, nicht zu viele Hoffnungen in die Ideen zu setzen. Denn die Prognose geht unter anderem davon aus, dass die Regio-S-Bahn Donau-Iller eine der wichtigsten Maßnahmen ist, die Mobilität der Zukunft zu gestalten. Die Pläne aber gebe es seit Jahrzehnten. Und die Prognose von Pwc und Intraplan beschreibt denkbare Szenarien für 2030. Man müsse realistisch bleiben und dürfe nicht glauben, alle Wünsche ließen sich in dieser Zeit umsetzen, betonte Bühler. Das Gutachten lobte er dennoch: „Es sind gute Dinge dabei.“

    Die Experten haben sechs Mega-Trends ausgemacht, die die Entwicklung beeinflussen. Drei davon haben sie näher beleuchtet: Das autonome Fahren, die Digitalisierung und die Elektromobilität. Die ersten beiden Punkte könnten aus Sicht der Gutachter zusammenspielen: Wenn autonom fahrende Robo-Taxis Menschen von A nach B bringen – und zwar mehrere mit ähnlichen Wünschen. Eine Art fahrerloses Sammeltaxi also, das in ferner Zukunft vor allem dort unterwegs sein könnte, wo der öffentliche Nahverkehr bislang dürftig ausgebaut ist: auf dem Land und in kleineren Orten. Wirtschaftlich wären diese Robo-Taxis womöglich immer noch nicht, weshalb aus Sicht der Fachleute öffentliche Träger besser wären als private Anbieter. Bis 2030 dürfte das aus Sicht von Pwc und Intraplan aber nicht realistisch sein. Zur Digitalisierung zählen die Experten auch eine einheitliche digitale Ticket-Plattform für Bus und Bahn. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) und der Nahverkehrsverbund Ding beteiligen sich bereits an einem deutschlandweiten Projekt, eine solche Lösung zu erarbeiten.

    Sechs Mega-Trends für den Verkehr in Ulm im Jahr 2030

    Die Elektromobilität halten die Gutachter nicht für so wirkmächtig wie von vielen erhofft: Ladestationen für E-Autos könnten zehn- bis zwanzigmal so viel Platz einnehmen wie Tankstellen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und das Problem mit der geringeren Reichweite von Elektroautos werde bestehen bleiben. Weitere Megatrends sind die gesellschaftliche Entwicklung, nationale und regionale Einflussgrößen sowie neue Mobilitätskonzepte, Akteure und Kooperationen.

    Neben den Nachfrage-orientierten Sammeltaxis fürs Land und der einheitlichen Ticket-Plattform raten die Experten, auf die Regio-S-Bahn Donau-Iller zu setzen, den Radverkehr und den öffentlichen Verkehr zu fördern und ländliche Buslinien mit dem Fahrplan des künftigen Schnellzugs nach Stuttgart abzustimmen. Zudem empfehlen die Gutachter Maßnahmen, um die Verkehrsbelastung durch Autos in der Stadt zu verringern. Beispiele wären teurere Parkscheine, billigere Bus-Tickets oder sogar eine City-Maut für Autofahrer. Der erteilten die Räte von FWG, CDU und SPD aber sofort eine Absage. Man könne doch nicht viel Geld für eine Kampagne ausgeben, die Besucher nach Ulm locken soll und dann eine City-Maut verlangen, kritisierte CDU-Fraktionschef Thomas Kienle: „So einen Unsinn wird es mit uns nicht geben.“ Die SPD nannte die Maut eine soziale Schranke für Geringverdiener. Rechtlich wäre ein solches System derzeit ohnehin nicht umsetzbar – die Straßenverkehrsordnung sieht es nicht vor. Grünen-Stadtrat Michael Joukov-Schwelling betonte aber: „Wir müssen mehr tun und wir müssen uns trauen, den Menschen wehzutun.“

    City-Maut, billigere Fahrkarten und teurere Parkscheine als Ideen für Ulm

    Die Grünen zeigten sich von den Ergebnissen der Studie teils ernüchtert. Wenn alle Maßnahmen umgesetzt werden, könnte der CO2-Ausstoß im Binnenverkehr der Stadt Ulm und des Alb-Donau-Kreises (also ohne Pendler in andere Regionen oder aus anderen Regionen) um rund 30 Prozent sinken. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens könne die Stadt aber nicht einmal so einhalten. Grünen-Rätin Lena Schwelling betonte, man müsse gerade mit Blick auf die Regio-S-Bahn so viel Druck wie möglich auf das Land Baden-Württemberg ausüben.

    Baubürgermeister von Winning betonte, das Gutachten stelle noch keine genaue Prognose dar, weil zu viele Aspekte fehlten. Zum Beispiel, wo Menschen wohnen werden und wohin sie vermutlich fahren möchten. Er mahnte aber, bei den Planungen zu einem Konzept müsse man stringent sein – stringenter als bisher. Denn die Stadt habe beispielsweise sowohl eine neue Straßenbahnlinie als auch ein neues Parkhaus gebaut. Eine erste Diskussion dürfte es geben, wenn der Ulmer Gemeinderat im kommenden Jahr bespricht, wie viel Geld Autofahrer künftig bezahlen sollen, wenn sie ihren Wagen in städtischen Parkhäusern abstellen.

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