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Ulm: Ulmer träumen weiter von einer Seilbahn auf die Wilhelmsburg

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Ulmer träumen weiter von einer Seilbahn auf die Wilhelmsburg

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    Die Standseilbahn Ascensor da Bica fährt in Lissabon durch die Stadt. Auch in Ulm gibt es den Traum von einer Seilbahn.
    Die Standseilbahn Ascensor da Bica fährt in Lissabon durch die Stadt. Auch in Ulm gibt es den Traum von einer Seilbahn. Foto: Jan Woitas, dpa (Archivbild)

    Eine Seilbahn, die über dem Stau schwebt und Pendler durch die Stadt transportiert: In Neu-Ulm und Ulm ist diese Idee vom Tisch. Von dem Wunschtraum übrig geblieben ist etwas, das nach den Worten von Tim von Winning auch als Technologie gelten könnte, mit der vor anderthalb Jahrhunderten Schlossberge touristisch erschlossen worden sind. Dennoch sieht der Baubürgermeister Chancen.

    Welche Probleme der Bau einer innerstädtischen Seilbahn mit sich bringt, formulierte Architekt und Gutachter Michael Wimmer vor Kurzem im Ulmer Bauausschuss mit einem schlichten Satz: "Die Stadt ist schon da." Schwierig sei es unter anderem dort, wo Bäume stehen, über Bahngleisen und über Privatgrundstücken. Teuer werde es unter anderem durch Vorrichtungen, um die Fahrtrichtung der Seilbahn zu verändern, und durch Stationen, an denen Fahrgäste aus- und einsteigen können.

    Insgesamt kommen Wimmer und die beiden anderen Gutachter Matthias Kölle und Gerd Aufmkolk zum Ergebnis, dass sich eine Seilbahn nicht als Verkehrsmittel in Ulm eignet. Dieses Ergebnis hatte auch eine Analyse gebracht, mit der eine mögliche Seilbahntrasse vom Neu-Ulmer ZUP nach Ludwigsfeld untersucht wurde.

    Keine Seilbahn für die Ulmer Innenstadt

    In Ulm war eine Route von der Wilhelmsburg bis in die Innenstadt in der Diskussion gewesen, entweder zum Hauptbahnhof oder zum Ehinger Tor. Ein kleines Teilstück ist nun noch geblieben: der Abschnitt von der Burg bis zum Tram-Halt Lehrer Tal, der von der Straßenbahnlinie 2 angesteuert wird.

    Bei den Überlegungen geht es auch nicht mehr um den normalen Nahverkehr, es geht um die vielfach diskutierte Belebung der Wilhelmsburg. Kann eine Standseilbahn, die auf Schienen unterwegs ist und von einem Seil nach oben gezogen wird, dabei helfen? Die Kosten schätzen Gutachter grob auf 14,3 Millionen Euro, Betriebskosten sind noch nicht enthalten. Der Bau einer Luftseilbahn durch die Stadt hätte voraussichtlich 90 bis 117 Millionen Euro gekostet.

    Auf der Spitze des Ulmer Michelsbergs thront die Wilhelmsburg.
    Auf der Spitze des Ulmer Michelsbergs thront die Wilhelmsburg. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Mit Märkten und kulturellen Veranstaltungen war der einstige Kern der Bundesfestung zuletzt immer wieder bespielt worden. Künftig soll die Wilhelmsburg ein zentraler Ort für Ereignisse aller Art werden. Und ein Ort, den Menschen in ihrer Freizeit auch einfach so mal ansteuern. Momentan ist das nicht übermäßig komfortabel: Besucher müssen auf einen der sehr wenigen Parkplätze oben hoffen oder zu Fuß kommen, zum Beispiel vom Fuß des Michelsbergs oder vom Friedhof an der Stuttgarter Straße. Zu Veranstaltungen fährt ein Shuttlebus. "Von hinten durch die Brust ins Auge", sagt von Winning über dessen Route.

    Ulm plant zur Landesgartenschau 2030 viele Veränderungen

    Soll die Wilhelmsburg zu einem zentralen Ort der Stadt werden, dann muss sie auch erreichbar sein. Darin sind sich die Stadträte einig. Genauso wie im Ziel, diesen Teil der Festung enger an Ulm zu binden. Die Landesgartenschau 2030 soll einmal mehr ein Vehikel sein, genauso wie bei der geplanten Umgestaltung der B10. Die Burg soll ein Teil der Schau werden, die Strukturen sollen danach bleiben. Aber welche Strukturen?

    Landschaftsplaner Gerd Aufmkolk warnte eindringlich davor, eine Seilbahn zu errichten. Sie würde die Natur und die Festungsanlagen beschädigen. Die Argumente teilen unter anderem die Stadträte von FWG, FDP sowie CDU und Ulm für Alle. Die Bahn sei weder wirtschaftlich, noch städtebaulich und naturräumlich vertretbar, meinte etwa UfA-Mann Günter Zloch im Bauausschuss. Und Gerhard Bühler (FWG) bemängelte, dass die Bergstation der Seilbahn wohl den einzigen sichtbaren Teil der Wilhelmsburg verdecken würde: "Wir können nicht an der Stelle, die man von unten sieht, auch noch eine Station hinbauen." Zloch plädierte für einen Fußweg. Bühler meinte, man müsse sich irgendetwas einfallen lassen.

    Talstation am Lehrer Tal zur Wilhelmsburg

    Doch an eine andere Lösung außer Standseilbahn und Bussen glauben Lena Schwelling (Grüne), Martin Rivoir (SPD) und Tim von Winning nicht. "Ich bin sicher, wir finden keinen anderen Weg", sagte der Baubürgermeister. Schwelling hält den Fußweg nur für die Schau selbst für eine gute Lösung: Dann nämlich, wenn Besucher gern gehen, um alles zu sehen. Später gehe es den Leuten darum, zügig zum Konzert zu kommen.

    Eine Standseilbahn vom Lehrer Tal zur Burg würde zwei Minuten brauchen, sie könnte im Zwei-Minuten-Takt 1500 bis 1800 Fahrgäste pro Stunde transportieren. Zu Fuß wäre man wohl rund 20 Minuten unterwegs. In beiden Fällen käme die Anfahrt zum Ausgangsort dazu. Die Tramstation ist mit der Straßenbahn in sechs Minuten vom Hauptbahnhof und in einer guten Viertelstunde vom nächsten Parkplatz erreichbar.

    Einen wirklichen Ausweg aus dem Dilemma gibt es fürs Erste nicht: In einer Runde mit Experten aus Naturschutz und Denkmalschutz soll abgeklopft werden, ob die Seilbahn aus deren rechtlicher Perspektive überhaupt Chancen hat. Falls ja, soll die Wirtschaftlichkeit untersucht werden. Die Standseilbahn wäre Teil des Nahverkehrsnetzes, die üblichen Tickets würden dort gelten. Doch dafür müsste sie über das Nahverkehrssystem finanzierbar sein. Das herauszufinden, wäre Schritt zwei. Die Chancen für die Standseilbahn bezifferte der Baubürgermeister auf 20 bis 30 Prozent. Das genügte den Stadträten, um den Wunschtraum weiterleben zu lassen.

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