Im Kampf gegen die Pandemie leistet das Personal der Ulmer Krankenhäuser medizinische Kraftanstrengungen – und hilft auch der Heidelberger Uniklinik. Am Freitagabend wurden zwei künstlich beatmete Corona-Patienten mit einem Spezialfahrzeug des Ulmer Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zur Behandlung nach Ulm gebracht.
In Heidelberg werden 102 Covid-19-Patienten behandelt
Am Donnerstag hatte Professor Erik Popp, Leiter der Notfallmedizin der Uni Heidelberg, erklärt: „Wir haben Sorge, dass wir irgendwann unserem Gesamtversorgungsauftrag nicht mehr nachkommen können.“ In Heidelberg werden derzeit 102 Covid-19-Patienten behandelt, 46 liegen auf der Intensivstation, 44 müssen künstlich beatmet werden. Vorausschauend hat das baden-württembergische Sozialministerium das Land in sechs Regionen aufgeteilt, die sich in solchen Fällen gegenseitig helfen. Die Ulmer Universitätsklinik hat in Absprache mit dem Ulmer Bundeswehrkrankenhaus (BWK) auch für zwei Patienten aus Heidelberg Behandlungsmöglichkeiten zugesagt.
Notärzte und Sanitäter standen am Freitagmorgen, 8 Uhr, an der Ulmer DRK-Rettungswache bereit, um den Intensivtransportbus zur Abholung nach Heidelberg zu fahren. Rund zwei Stunden dauerte es dann, bis die Heidelberger Ärzte alle medizinisch wichtigen Informationen an das Bus-Personal weitergegeben hatten und vier Patienten vom Klinikbett in den Bus umgeladen waren. Die 56 bis 62 Jahre alten Frauen und Männer müssen ständig Sauerstoff bekommen, zwei auch lebenserhaltende Medikamente.
Statt Touristen fährt Peter Näher Intensivpatienten durch Deutschland
Normalerweise fährt Peter Näher beim Busunternehmen Baumeister-Knese Reiseziele in ganz Europa an, am Freitag ging es im umgebauten Linienbus mit Blaulicht und Martinshorn über Autobahnen. So konnten die Schwerkranken im luftgefederten Bus so schonend wie möglich mehr als 200 Kilometer Fahrt zurücklegen. In Stuttgart wurden zwei Patienten übergeben, kurz nach 19 Uhr traf der Bus dann am BWK in Ulm ein. Dort wartete bereits Oberarzt Stefan Opderbeck mit einem Team der Intensivstation. In Schutzkleidung stiegen sie in den Bus, um vom begleitenden Notarzt über den Patienten informiert zu werden, der im BWK weiterbehandelt wird. Während Sanitäter den Patienten auf die Intensivstation brachten, stand der Bus mit laufendem Motor vor der Notaufnahme, damit alle lebenserhaltenden Apparate mit Strom versorgt bleiben.
Eine halbe Stunde später ging die Fahrt weiter zur Uni-Klinik, auch Professor Karl Träger von der operativen Intensivstation konnte einen Patienten aufnehmen, ohne damit die Versorgung der Ulmer Patienten einzuschränken. Die Corona-Intensivstation kann 26 Patienten versorgen, in einem Eskalationsplan kann die Uni-Klinik weitere Betten und weiteres Personal bereitstellen.
Ulmer Kliniken halten Betten frei für Patienten aus der Region
Die besondere Belastung für die Kliniken besteht laut Opderbeck und Träger darin, dass Corona-Patienten meist bis zu vier Wochen intensivmedizinisch betreut werden müssen. Gleichzeitig halten BWK und Uniklinik aber auch Betten frei für Patienten aus der Region, für Corona-Erkrankte, aber auch für Herzinfarkte oder Unfälle. Schon im Frühjahr haben Ulmer Kliniken Patienten aus Straßburg versorgt und gleichzeitig die Region nicht vernachlässigt. Laut Sozialministerium sind, Stand Samstag, von rund 2400 Intensivbetten knapp 87 Prozent belegt. Etwa 600 Betten sind von Corona-Patienten belegt, über die Hälfte wird künstlich beatmet.
Der Intensivtransportbus für vier gleichzeitig beatmete Patienten ist weltweit einmalig und wurde vom Ulmer DRK-Rettungsdienst-Geschäftsführer David Richter erfunden. Mit dem Mediziner Professor Bernd Kühlmuß hat er im Neu-Ulmer Evo-Bus-Werk ein Team gefunden, dass aus einem gebrauchten Linienbus den Transportbus als Corona-Leihgabe gebaut hat. Das Sozialministerium will den Bus zum Jahreswechsel ankaufen und einen zweiten bauen lassen.
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