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Ulm: So will Ulm den Kollaps am Hauptbahnhof verhindern

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So will Ulm den Kollaps am Hauptbahnhof verhindern

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    Eine der Engstellen am Ulmer Hauptbahnhof: Die dunkle, schmale und niedrige Unterführung.
    Eine der Engstellen am Ulmer Hauptbahnhof: Die dunkle, schmale und niedrige Unterführung. Foto: Andreas Brücken

    Der Ulmer Hauptbahnhof wird seinen Aufgaben schon bald nicht mehr gewachsen sein. Das fürchten Stadtspitze, Stadträte und Stadtverwaltung. Die Hoffnung auf ein gemeinsam mit der Deutschen Bahn gestemmtes, modernes und repräsentatives Gebäude haben sich zerschlagen. Jetzt feilt die Stadt an einem Alternativkonzept. Das Ziel formuliert Oberbürgermeister Gunter Czisch so: „Es geht nicht um schön. Es geht um die zwingende Funktionsfähigkeit.“

    Während die Bahn neben dringend nötigen Sanierungen (neue Heizung, neuer Boden) vor allem auf optische Verbesserungen setzt, fordert die Stadt drei andere konkrete Veränderungen: Die Spielhalle im Empfangsgebäude soll ins erste Obergeschoss verlegt werden, damit der Blick zur Innenstadt frei wird; die Empfangshalle soll übersichtlicher gestaltet werden; der Zugang zur Fußgängerunterführung soll um wenige Meter in die Halle hinein verschoben werden, damit die lichte Höhe dort zunimmt. Der Bahnhof soll so attraktiver und die Barrierefreiheit verbessert werden. Das sind aber nur die kurzfristigen Ziele, wichtiger sind aus Ulmer Perspektive andere Umbauten.

    Die Deutsche Bahn will zwar wie berichtet zehn bis 15 Millionen Euro investieren – für den umfangreichen Umbau, der aus Ulmer Sicht nötig ist, reicht dieses Geld aber hinten und vorne nicht. Pläne, das gesamte Areal umzugestalten und auch Platz für neue Gebäude zu bekommen, sind damit vorerst vom Tisch. Nun geht es darum, dass der Hauptbahnhof zusätzliche Verkehrsmengen bewältigen kann. Denn die werden sehr sicher kommen.

    ICE-Neubaustrecke und Stuttgart 21 sollen viele zusätzliche Fahrgäste nach Ulm bringen

    In zwei Jahren soll die ICE-Neubaustrecke von Ulm bis Merklingen fertiggestellt sein, 2025 ist laut Plan Stuttgart 21 abgeschlossen – die Bahn rechnet auf der Strecke mit zwei Millionen Reisenden zusätzlich. Nach und nach wird die Regio-S-Bahn Donau-Iller um weitere Linien wachsen, der Takt wird enger. Und auch unabhängig von diesen Projekten, die Ulm direkt betreffen, soll die Zahl der Fahrgäste wachsen.

    Ziel des Bundesverkehrsministeriums ist es, dass deren Zahl bis 2030 verdoppelt wird. Helfen soll dabei der Deutschland-Takt, der eine deutlich höhere Anzahl an Zugverbindungen vorsieht – auch für Ulm. Das alles dürfte mehr Züge und auch mehr Umsteiger am Hauptbahnhof zur Folge haben. Die Stadt rechnet mit deutlich mehr Menschen in der engen Unterführung und auf den schmalen Bahnsteigen.

    Zusätzlich soll nach dem Wunsch des Ministeriums perspektivisch rund ein Viertel des gesamten Güterverkehrs auf der Schiene abgewickelt werden. Noch einmal mehr Züge also. Womöglich könnte der häufig diskutierte fünfte Bahnsteig dringend nötig werden, eine Untersuchung „unter realistischen Annahmen“ dazu gibt es nach dem Wissen der Stadtverwaltung aber noch nicht, wie aus städtischen Unterlagen hervorgeht.

    Ulm will an Plänen für neuen Hauptbahnhof festhalten

    An den Zielen will Ulm festhalten, das haben die Stadträte Mitte November einstimmig in einer Gemeinderatssitzung beschlossen: Das Empfangsgebäude soll erneuert werden, die Bahntechnik soll in ein neues Gebäude ausgelagert werden, die städtische Passage zur Innenstadt soll in die Bahnhofshalle verlängert sowie an die Gleisunterführung angebunden werden und diese Unterführung wiederum soll bis zur Schillerstraße verlängert werden. Dann wären Weststadt und Dichterviertel auf der einen Seite der Gleise sowie die Innenstadt auf der anderen Seite durchgehend unterirdisch verknüpft.

    Alles aber ist angesichts der städtischen Finanzmittel und der zurückhaltenden Finanzzusagen der Deutschen Bahn ohnehin allenfalls nach und nach umzusetzen. Daran, dass die Arbeiten bis zur Landesgartenschau 2030 fertiggestellt sind, glaubt keiner mehr. Grünen-Stadtrat Michael Joukov-Schwelling setzt zumindest darauf, dass die von der Bahn zugesagte teure Sanierung bis zu diesem Datum abgeschlossen ist.

    Aus Ulmer Sicht ist ein Baustein besonders eilig: die Unterführung. „Das ist 25-mal wichtiger als ein neuer Bahnhof“, sagte FWG-Mann Gerhard Bühler in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die bestehende Unterführung bis zum Gleis 5 ist eng und dunkel. Es gibt keine Rolltreppen, auch die Gepäckförderbänder funktionieren nicht. Wer heute mit dem Kinderwagen, dem Rollstuhl, dem Rollator oder einfach nur mit schweren Koffern unterwegs ist, muss auf seinem Weg zum Zug das Hauptgebäude verlassen und über den von der Stadt gebauten Bahnhofssteg über den Gleisen zum Bahnsteig gelangen.

    Unterführung muss aus Sicht der Stadt Ulm dringend saniert werden

    Aus Sicht der Stadt wäre es sinnvoll, parallel zur Unterführung ein neues Empfangsgebäude zu bauen. Doch zum einen ist die Finanzierung unklar, zum anderen würde es dauern – und ein Teil der von der Deutschen Bahn geplanten Arbeiten eilt, weil Bauschäden behoben werden müssen.

    Wieder will die Stadt also zur Finanzierung Verhandlungen mit der Deutschen Bahn führen. Zunächst geht es um die kurzfristigen Ziele, dann um die Unterführung und um die Empfangshalle. Eine Videokonferenz mit regionalen Abgeordneten und den Zuständigen des Konzerns hat es bereits gegeben, auch ein Gespräch mit dem Verkehrsministerium in Stuttgart hat schon stattgefunden, ein weiteres soll im Dezember folgen. Auch Bund und Länder könnten bei den Mammutprojekten mitzahlen, entsprechende Fördermöglichkeiten für Verkehrsprojekte gibt es. Die Investitionen im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich könnte Ulm aus Sicht der Verantwortlichen keinesfalls alleine stemmen.

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