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Ulm/Senden: Eine kleine, große Geste: Warum ein Busfahrer einer unbekannten Frau Geld geliehen hat

Ulm/Senden

Eine kleine, große Geste: Warum ein Busfahrer einer unbekannten Frau Geld geliehen hat

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    Albrecht Ruchti arbeitet sehr gerne als Busfahrer, dabei ist der 70-Jährige eigentlich schon im Ruhestand. Davor war er vier Jahrzehnte lang als Krankenpfleger im Uniklinikum in Ulm beschäftigt
    Albrecht Ruchti arbeitet sehr gerne als Busfahrer, dabei ist der 70-Jährige eigentlich schon im Ruhestand. Davor war er vier Jahrzehnte lang als Krankenpfleger im Uniklinikum in Ulm beschäftigt

    Einmal ist sein Vertrauen schon enttäuscht worden, Albrecht Ruchti hat sich davon nicht abbringen lassen. Der Busfahrer aus Ulm hat einer völlig unbekannten Passagierin 20 Euro geliehen, einfach so. Für die Passagierin, die Sendenerin Hannelore Beck, ist das ein wunderbarer Beweis für Hilfsbereitschaft und Empathie. Und dafür, dass es im Alttag nicht nur Grund zum Meckern und Klagen gibt.

    Hannelore Beck aus Senden wollte eigentlich gar kein Geld leihen

    Das ist die Geschichte einer kleinen Geste. Aber auch eine Geschichte über Vertrauen in die Menschen. Auf Höhe Gerlenhofen fragte Hannelore Beck den Fahrer, wann den der nächste Bus zurück fahre. Es war Sonntag, der 23. August. Die Sendenerin war auf dem Weg nach Ulm, sie hatte sich für eine Führung durch die Ausstellung „Transhuman“ im Museum Ulm angemeldet. Beck hat ein Jahresabo für den Nahverkehr. Die Linie 73, sagt sie, bringe sie bequem bis nach Ulm. Ohne Stau, ohne Parkplatzsuche. Einen Zeitpuffer hatte die Frau eingeplant. Weil es mit dem Bus ein bisschen länger dauert als mit dem Auto. Und weil sie noch einen Eiscafé trinken wollte. Doch auf Höhe Gerlenhofen bemerkte Hannelore Beck, dass sie kaum Geld dabei hatte. Zu wenig für den Museumseintritt. Und für den Eiscafé hätte es auch nicht gereicht. „Ich habe ihn nicht gefragt, ob er mir Geld leihen kann. Ich habe ihn gefragt, wann der Gegenbus zurück fährt“, schildert die Sendenerin.

    Albrecht Ruchti erinnert sich, dass ihn irgendwann unterwegs eine Mitfahrerin ansprach. Sie habe ihr Geld vergessen und müsse zurückfahren. „Da habe ich sie gefragt: Was brauchen Sie denn? Die Dame hatte ja was vor. Da ist es doch blöd, wenn sie wieder umkehren muss.“ Ruchti, der 70 Jahre alt ist, lieh Hannelore Beck 20 Euro und notierte seine Kontodaten auf einem Zettel. Den Kugelschreiber reichte ihnen eine andere Passagierin. Denn einen Stift hatten weder Ruchti noch Beck parat.

    Bei Jugendlichen ist der Busfahrer mittlerweile etwas kritischer

    Schon einmal hat der Busfahrer, der in Ulm lebt, einem Passagier Geld geliehen. Ein junger Mann mit Fahrrad hatte gesagt, er habe etwas getrunken und könne nicht mehr nach Hause radeln. Bares für den Fahrschein habe er nicht dabei. Auch ihm hat Albrecht Ruchti 20 Euro geborgt, das Geld hat er bis heute nicht wiedergesehen. Bei jungen Leuten, sagt er, würde er das nun nicht mehr tun. Bei Hannelore Beck sei das etwas anderes gewesen. Er habe es im Gefühl gehabt, dass die Frau sein Vertrauen nicht missbrauchen würde: „Ich hatte keine Bedenken, dass sie mir das Geld nicht zurückgibt.“ Dabei hatte er die Sendenerin nie zuvor gesehen. Albrecht Ruchti behielt recht.

    Geschichten über Herzlichkeit und Empathie seien heutzutage selten, sagt Hannelore Beck. Dabei erlebe sie immer wieder kleine sympathische Gesten im Alltag. Das aber, sagt die Sendenerin, die sich im Ortsverband der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) engagiert, sei etwas Besonderes: „Ich bin immer noch baff.“

    Der 70-Jährige ist ein sozialer Mensch, er war bereits Krankenpfleger

    Albrecht Ruchti fährt Bus, weil er es gerne tut. Er mag seine Fahrgäste, redet mit ihnen, macht Scherze. Schlechte Erfahrungen hat er selten gemacht. Der Ulmer erinnert sich an einen Mitfahrer, der kein Ticket dabei hatte und wieder aussteigen musste: „Du bist voll der Nazi, hat er zu mir gesagt.“ Das aber sei eine Ausnahme gewesen.

    Ruchti ist ein sozialer Mensch. „Ich hatte einen sozialen Beruf“, sagt er. Vier Jahrzehnte lang arbeitete er als Krankenpfleger im Uniklinikum Ulm. In seiner Freizeit lenkte er manchmal Reisebusse, den Schein dafür hatte er als junger Mann gemacht. Heute hilft Ruchti bei der Neu-Ulmer Busfirma Gairing aus, wenn Not am Mann ist. „Mir macht es Spaß“, sagt der 70-Jährige.

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