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Ulm: Schlappe für Ulm irritiert Rathauschef: 500 Millionen machen Bogen um das Münster

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Schlappe für Ulm irritiert Rathauschef: 500 Millionen machen Bogen um das Münster

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    Sieht kompliziert aus und ist es wohl auch: So wird in der elektrochemischen Energieforschung im Ulmer Helmholtz-Institut geforscht.
    Sieht kompliziert aus und ist es wohl auch: So wird in der elektrochemischen Energieforschung im Ulmer Helmholtz-Institut geforscht. Foto: Alexander Kaya

    Ein plastisches Beispiel hatte Oberbürgermeister Gunter Czisch parat, um seine Enttäuschung auszudrücken: „Es ist so wie bei Wettrennen, wenn einer sagt: Der erste bekommt die Banane. Und dann kriegt sie der Zweite.“ Genauso verlief es beim Wettbewerb um die „Forschungsfertigung Batteriezelle“. Die kommt nach Münster und nicht nach Ulm. Und das, obwohl eine Expertenkommission eindeutig votiert hatte: Der geeignetste Standort der Republik für eine Fabrik dieser Zukunftstechnologie ist

    Münster war nur zweiter: "Wir sind schon sehr irritiert"

    „Münster war nur zweiter“, sagte Czisch. „Wir sind schon sehr irritiert.“ Er habe erwartet, dass fachliche Argumente am stärksten zählen. Deswegen würden ja Expertengremien überhaupt ins Leben gerufen. Dass Münster nun den 500 Millionen Euro schweren Zuschlag bekommen habe, könne nur aus „strukturpolitischen Erwägungen“ erfolgt sein. Den Argumenten für Münster, die Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) – die ausgerechnet aus Ibbenbüren in der Nähe von Münster kommt – ins Feld führt, kann Czisch nicht folgen. Vielsagend sagte der

    Czisch sorgt sich nun, dass Deutschland den Anschluss bei einer Zukunftstechnologie verliert. „Man sollte die Starken stärken, wenn man an die Weltspitze will.“ Strukturpolitik helfe da nicht weiter. „Entschieden“ widersprach Czisch dem Argument von Ministerin Karliczek, dass bei fast gleichwertigen Bewerbungen ausgerechnet das Recyclingkonzept für Münster gesprochen habe. Gerade darauf habe Ulm besonders Wert gelegt. „Das könnten wir auch belegen.“

    Nun halt die Brennstoffzelle

    Den Kopf in den Sand stecken will Czisch jetzt aber nicht. „Wir sind auch nicht beleidigt.“ Doch eine Kompensation dafür, dass Ulm als erster über die Ziellinie gespurtet sei und nun zurückgestuft wird, fordert Czisch schon.

    Von den 185 Millionen Euro Landesmittel, die die Landesregierung für die Ansiedlung der Forschungsfertigung in Ulm bereitstellen wollte, sollten dennoch 100 Millionen Euro in Ulm investiert werden. Denn trotz des Zuschlags für Münster, sei Ulm der „Hotspot“ der Batterieforschung. Eng damit hänge die Brennstoffzellenentwicklung zusammen, die auf dem Ulmer Eselsberg im Daimler-Forschungs-Zentrum entscheidende Entwicklungsschritte genommen habe. Hier, so Czisch, könne Ulm eine führende Position für Deutschland ausbauen. „Die Leute dazu sind da.“

    Czisch betonte am Freitag im Rathaus, dass Ulm als einziger Standort der Republik, den kompletten Weg der Entstehung einer Batterie abbilde: Von der Grundlagenforschung im Helmholtz-Institut, bis hin zu einer längst existierenden Forschungsproduktion am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW). Erst im Frühjahr wurde das „Center for Electrochemical Energy Storage“ (Celest) eingeweiht, in dem alternative Techniken zur elektrochemischen Energiespeicherung erforscht werden. Czisch ist mit seiner Kritik nicht allein. Die Ulmer SPD-Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis spricht von einer „absoluten Frechheit“. Karliczek sollte aus Sicht von Mattheis schnellstens gute Gründe und belastbare Fakten öffentlich machen, was zu der Entscheidung für Münster geführt habe. Nur so könne sie sich von möglichen Vorwürfen reinwaschen, dass sie eine so zukunftsweisende Entscheidung als billiges Konjunkturpaket für ihren Wahlkreis und ihre eigene Heimatregion missbrauche. Mattheis: „Sollte das nicht möglich sein, würde sie gut daran tun, diese Entscheidung nochmals zu überdenken.“ Die Verantwortlichen vor Ort hätten alles richtig gemacht und sowohl den optimalen Standort als auch das beste wissenschaftliche Umfeld für das Batterieforschungszentrum geschaffen.

    Für Baden-Württemberg hatte ein Konsortium aus zwölf Forschungseinrichtungen und Hochschulen mit Unterstützung des Landes eine gemeinsame Standortbewerbung für Ulm eingereicht. Zwei Grundstücke in der geforderten Größe von über 50000 Quadratmetern auf dem Oberen Eselsberg in der Nähe des Daimler-Forschungszentrums wurden bereits reserviert. Der Münsterstadt bleibt nun die ungeliebte Rolle als Juniorpartner Münsters. \u0009"Wirtschaft

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