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Ulm: Rockerprozess: Angeklagter bricht sein Schweigen

Ulm

Rockerprozess: Angeklagter bricht sein Schweigen

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    Am Landgericht Ulm wurde gestern der Rockerprozess um eine Schießerei in der Blaubeurer Straße fortgesetzt.
    Am Landgericht Ulm wurde gestern der Rockerprozess um eine Schießerei in der Blaubeurer Straße fortgesetzt. Foto: Alexander Kaya

    Der 25-jährige Kosovare Kaltrim A. hat sein Schweigen gebrochen und über seine Anwälte eine Erklärung vor dem Schwurgericht abgeben lassen. Angeklagt ist das Ulmer Mitglied der Black Jackets unter anderem wegen versuchten Mordes, was er jetzt heftig bestreitet.

    Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, am 23. Februar 2013 auf etwa 20 Mitglieder der verfeindeten Rockerbande Red Legion aus Stuttgart gezielt scharfe Schüsse abgegeben zu haben. Tatort: der Lustpark 1 in der Blaubeurer Straße. Die Bande war nach Ulm angereist, um ihre Konkurrenten um Reviermacht, Drogenhandel und Prostitutionseinnahmen zu provozieren und einen Denkzettel zu verpassen für einen gescheiterten Racheakt der

    In Abwesenheit des Präsidenten Attila M. hatte an diesem Abend der Angeklagte die Oberaufsicht. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft griff Kaltrim A. zu einem Zeitpunkt zu seiner Pistole, als die Gruppe bereits auf dem Weg zu ihren Autos war. Mit der Waffe in der Hand habe er genau auf die Mitglieder der Red Legion gezielt und mehrere Schüsse abgegeben, die jedoch nicht trafen. Oberstaatsanwalt Peter Staudenmaier kann sich auf die Aussagen mehrerer Zeugen stützen. So sagte eine junge Frau im Zeugenstand aus, sie habe den Schießvorgang genau am Monitor sehen können: „Kaltrim hat sich danach sehr geärgert, dass er nicht getroffen hat.“ Die Frau war im Lustpark zur Prostitution gezwungen worden, sagte sie vor dem Schwurgericht. Eine ihrer Kolleginnen bestätigte diese Aussage ebenso wie ein EDV-Spezialist, der von den Black Jackets beauftragt worden war, nach der Tat die belastenden Aufnahmen einer Überwachungskamera zu löschen.

    Ganz anders schildert jetzt der Angeklagte sein Verhalten am 23. Februar. Nachdem die Meute der Red Legion vor dem Lustpark auf ihn zugekommen sei, habe er in Notwehr ein paar Warnschüsse in die Luft abgegeben und habe sich danach im Haus verbarrikadiert, als die Rocker sich davon nicht beeindrucken ließen. Er habe nie im Sinne gehabt, die Waffe auf Menschen zu richten und deshalb über die Köpfe gezielt.

    Zugegeben hat Kaltrim A den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, unerlaubt eine Waffe besessen zu haben und bei einem erpresserischen Menschenraub in Tateinheit mit versuchter schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung Hilfe geleistet zu haben.

    Junger Mann wurde in Sadomaso-Raum gequält

    In diesem Fall half er tatkräftig seinem Präsidenten Attilla M., als dieser an einem jungen so genannten „Prospect“, einem Anwärter auf die Mitgliedschaft bei den Black Jackets, ein Exempel statuierte, das per Videokamera aufgenommen und gestern im Gerichtssaal rund 20 Minuten gezeigt wurde. Dabei wurde am Abend des 21. September 2011 der junge Mann in den Lustpark gelockt und im sogenannten Sadomaso-Raum bäuchlings auf einen Hocker gebunden. In dieser Stellung wurde er stundenlang mit einem Lederband und einer Kette gefoltert, sodass er erheblich verletzt wurde. Mit dieser Marter wollten der Angeklagte und sein Präsident ein Geständnis erzwingen, dass der Prospect im Klubheim der Black Jackets Geldspielautomaten und eine Sammelkasse für die Angehörigen eines verstorbenen Mitglieds geplündert habe. In einem Prozess des Landgerichts Ulm im vergangenen Jahr hatte der junge Mann den Diebstahl zugegeben. M. wurde zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Kaltrim A., der jetzige Angeklagte und die rechte Hand des Präsidenten, war unter anderem behilflich, den Prospect ins Bordell zu locken.

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