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Ulm: Raubmord am Ulmer Eselsberg: Prozess steht vor dem Ende

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Raubmord am Ulmer Eselsberg: Prozess steht vor dem Ende

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    Beim Prozessauftakt im Oktober 2018 versteckte die Angeklagte ihr Gesicht. Rechts im Bild Strafverteidiger Daniel Sprafke.
    Beim Prozessauftakt im Oktober 2018 versteckte die Angeklagte ihr Gesicht. Rechts im Bild Strafverteidiger Daniel Sprafke.

    Eigentlich hat das Ulmer Schwurgericht die Beweisaufnahme im Kapitalverbrechen am Veltlinerweg auf dem Eselsberg schon abgeschlossen. Am Mittwoch sollten mit dem Vortrag des Anklagevertreters die Plädoyers beginnen. Doch die Richter hatten die Rechnung ohne die beiden Verteidiger gemacht, die zu Beginn der Verhandlung weitere Anträge stellten, die nach kurzer Beratung am kommenden Dienstag, 13. August, im Schwurgerichtssaal weiter behandelt werden.

    Die Kammer befasst sich seit Oktober letzten Jahres mit der brutalen Bluttat in einer Reihenhauswohnung am Dreikönigstag 2018, bei der ein 59-jähriger Bewohner von mutmaßlich vier Einbrechern überrascht wurde. Die Täter schlugen den Mann, der gemeinsam mit seiner Mutter in dem Haus gewohnt hatte, nieder und fesselten ihn. Die Kopfverletzungen und die starke Knebelung führte zu einer akuten Sauerstoffunterversorgung und dadurch zu schwersten Hirnverletzungen. Trotz schneller medizinischer Notfallversorgung starb der Mann noch im Lauf des selben Tages. Die 91-jährige Mutter des Getöteten kam mit leichten Verletzungen davon, nachdem sie durch den Lärm geweckt wurde und zum Tatort geeilt war.

    Prozess in Ulm: War das Ehepaar am Raubmord beteiligt?

    Die Kriminalpolizei kam den Täter schnell auf die Schliche. Jetzt sitzen ein 39-jähriger Georgier und seine 46-jährige russlandstämmige Frau auf der Anklagebank. Der Mann wird, wie berichtet, beschuldigt, das 59-jährigen geistig behinderte Mordopfer aus Habgier und zur Ermöglichung einer anderen Tat, nämlich Raub mit Todesfolge und gefährlicher Körperverletzung, umgebracht zu haben. Die ebenfalls angeklagte Ehefrau soll den Raubmord erst ermöglicht haben. Sie betreute für die Arbeiterwohlfahrt die 91-Jährige und wusste, dass die vermögende Dame Geld und Schmuck in ihrem Schlafzimmer deponiert hatte. Ihr war auch bekannt, wie man in die gut gesicherte Wohnung eindringen konnte. Die 46-Jährige muss sich wegen Mittäterschaft verantworten. Während des brutalen Verbrechens stand sie laut Anklageschrift vor dem Haus Schmiere, während die möglicherweise vier Männer in die Wohnung am Veltliner eindrangen und Schmuck und Bargeld im Gesamtwert von mehr als 10000 Euro mitnahmen. Die Staatsanwaltschaft geht bis heute davon aus, dass die Tötung des Hausbewohners nicht zum ursprünglichen Tatplan gehörte und somit einen Exzess der Einbrecher darstellte.

    Erschwerend für die Prozessführung war, das vermutlich zwei weitere Georgier an der Tat beteiligt waren. Der eine floh nach Israel, wo er festgenommen wurde und seit sechs Monaten in Auslieferungshaft sitzt. Der Mann gab zu verstehen, dass er vom deutschen Recht der Aussageverweigerung Gebrauch machen werde. Von seiner Vernehmung hatte das Gericht erhofft, mögliche Informationen über den Ablauf der Bluttat zu bekommen. Der 39-jährige Angeklagte äußerte im Verlauf des Prozesses, er habe mit dem Einbruch etwas zu tun, aber nicht mit dem Mord. Seine Frau sagte vor Gericht: „ Wir haben Schuld auf uns geladen, aber ich schwöre, mein Mann ist kein Mörder.“ Während der Bluttat habe ihr Gatte neben ihr im Auto gesessen. Von den beiden Georgiern hätten sie gewusst, dass diese professionelle Einbrecher gewesen seien. Sie hätten in Ulm mehrere Objekte für Straftaten ausgekundschaftet.

    Verdächtiger bei Drogenhandel in Georgien verhaftet

    In der kurzen gestrigen Verhandlung gab das Gericht wie berichtet zudem bekannt, dass auch der vierte Verdächtigte gefasst wurde und nun in einem georgischen Gefängnis sitzt. Er war bei einem Drogenhandel festgenommen worden.

    Der Oberstaatsanwalt hält es im Gegensatz zu den Verteidigern für wenig aussichtsreich, ein Rechtshilfeersuchen in Georgien zu stellen. Einer der Verteidiger bedauerte gestern nochmals, dass noch nicht einmal der Versuch dazu unternommen werde. Gestern stellten die Anwälte unter anderem den Antrag, einen molekulargenetischen Sachverständigen zu laden, von dem sie sich eine Entlastung ihres Mandanten versprechen. Damit können Veränderungen des Erbguts festgestellt oder ausgeschlossen werden.

    Der Prozess wird am kommenden Dienstag, 13. August, um 8.30 Uhr fortgesetzt.

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