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Ulm: Radar für Eurofighter schafft über 100 neue Jobs bei Hensoldt in Ulm

Ulm

Radar für Eurofighter schafft über 100 neue Jobs bei Hensoldt in Ulm

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    Das Radar des Eurofighter wurde und wird in Ulm entwickelt.
    Das Radar des Eurofighter wurde und wird in Ulm entwickelt. Foto: Francis Hildemann

    "Hier entsteht das Gebäude 33" steht auf einem Banner an der Baugrube. Eine bescheidene Formulierung vor dem Hintergrund, dass die Firma Hensoldt im Netzwerk Twitter angesichts des erfolgten Spatenstichs von einem bahnbrechenden Ereignis spricht. Wie es auf Nachfrage unserer Redaktion heißt, investiert die Spezialfirma für Verteidigungs- und Sicherheitselektronik 30 Millionen Euro in der Weststadt an der Wörthstraße.

    Gebaut werden Entwicklungs- und Testlabore für die neue Radargeneration für das Kampfflugzeug Eurofigther. 300 neue, hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstehen nach Firmenangaben im "Entwicklungszentrum für Hochfrequenztechnik". Die Hälfte davon in Ulm. Neben Hardware- und Softwareingenieuren werden vor allem Radar-Systemingenieure sowie Projektmanager gesucht.

    Die Entwicklung des Radars soll bis Ende 2021 abgeschlossen sein

    Neben Elektronikkomponenten für das neue Radar des Eurofighters sollen hier mit "künstlicher Intelligenz" (KI) ausgestattete Sensoren für verschiedenste Anwendungen entwickelt werden. 5000 Quadratmeter Nutzfläche werden benötigt, von denen mehr als die Hälfte als Sperrzone ausgewiesen werden müsse. Deutschland hat nach Angaben der Fachzeitschrift Flug-Revue rund 110 Radare bestellt. Eingebaut werden die Radare bei Airbus in Manching und Getafe.

    Am Standort Ulm von Hensoldt wird kräftig investiert.
    Am Standort Ulm von Hensoldt wird kräftig investiert. Foto: Alexander Kaya

    Hintergrund der Investition ist ein Beschluss des Bundestags aus dem Juni vergangenen Jahres: die "Einrüstung" eines hochmodernen Radarsystems für die deutschen Eurofighter-Kampfflugzeuge wurde genehmigt. Die Ulmer Radarhochburg, die nun zur Firma Hensoldt gehört, bekam den Zuschlag. Für das neue Eurofighter Common Radar System (E-CRS/ Mk1) hat Hensoldt erstmals in seiner Geschichte die Radarsystemverantwortung übernommen.

    Wie einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion der Linken zu entnehmen ist, soll die beauftragte internationale Entwicklung des AESA-Radars gemäß Vertrag bis Ende des Jahres 2021 abgeschlossen werden. Bei der Softwareentwicklung ist es demnach aufseiten der Industrie zu Verzögerungen gekommen. Diese seien überwiegend der Komplexität der Softwareentwicklung und begrenzten Ressourcen für die Nachweisführung zuzuschreiben.

    Die Eurofigther-Partnernationen haben vereinbart, auf der Grundlage der laufenden Entwicklung des AESA-Radars die Leistungsfähigkeit dieses Radars im Rahmen des Vorhabens „Eurofighter Common Radar System“ (ECRS) weiterzuentwickeln. Dieser Ansatz sieht die Realisierung eines Multi-Channel-Receivers für das AESA-Radar vor. Auftrag für Entwicklung und Fertigung des Systems hat einen Wert von fast 1,5 Milliarden Euro.

    Radar für den Eurofighter aus Ulm

    „Wir arbeiten im Hightech-Bereich der Sensorik in einem wachsenden, sehr langfristig angelegten Geschäft. Unsere Investition in neue Technologien und Entwicklungslabore ist daher unverzichtbarer Bestandteil unserer Wachstumsstrategie", wird Thomas Müller, der Chef von Hensoldt, in einer Pressemitteilung zitiert.

    Ein starkes Wachstum verzeichneten auch andere Geschäftsbereiche des Konzerns, wie zum Beispiel Boden- und Schiffsradare, Systeme der elektronischen Kampfführung und Avionik, sowie optronische Geräte. Optronik entstand aus der Kombination von Optik und Halbleiterelektronik und umfasst im weitesten Sinne alle Produkte, die die Umwandlung von Daten und Energien in Licht ermöglichen.

    Die Firma Hensoldt arbeitet in Ulm an Zukunftsprojekten

    So arbeitet Hensoldt nach eigenen Angaben an Zukunftsprojekten, wie dem deutsch-französisch-spanischen "Future Combat Air System" und an einem Kollisionswarnsystem für Drohnen. Im vergangenen Jahr hatte Hensoldt konzernübergreifend bereits 250 Mitarbeiter eingestellt. In Ulm wurde die sehr handwerklich geprägte Radarproduktion auf Serienfertigung umgestellt.

    Ende vergangenen Jahres stieg der Bund bei Hensoldt ein. Die Ministerrunde entschied einen Anteil von 25,1 Prozent der Aktien, die sogenannte Sperrminorität, zu erwerben. Damit wird die Bundesregierung in die Lage versetzt, ungewollte strukturelle Entscheidungen abzuwehren. Das bedeutet, der Bund erhält einen erheblichen Einfluss, unabhängig davon, ob strategische Investoren unmittelbar oder mittelbar einen Großteil der Aktien erwerben und damit lenkenden Einfluss ausüben können. Basis ist das "Strategiepapier der Bundesregierung zur Stärkung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie". 450 Millionen Euro überwies laut einer Pressemitteilung des Verteidigungsministeriums Deutschland an den Investor KKR, der 2017 die ehemalige Airbus-Sparte übernahm.

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