Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Ulm: Prügel in Bordell und Kasino: Schmerzensgeld für Opfer

Ulm

Prügel in Bordell und Kasino: Schmerzensgeld für Opfer

    • |
    Am Landgericht Ulm ging am Freitag der Prozess gegen ein hochrangiges Mitglied der rockerähnlichen Gruppierung Black Jackets weiter.
    Am Landgericht Ulm ging am Freitag der Prozess gegen ein hochrangiges Mitglied der rockerähnlichen Gruppierung Black Jackets weiter. Foto: Alexander Kaya

    Im Zeichen einer ökonomischen Prozessverkürzung stand der zweite Verhandlungstag vor der zweiten Strafkammer des Ulmer Landgerichts gegen den Ex-Präsidenten der Ulmer Black Jackets, Attila M. Die Staatsanwaltschaft hat am Freitag den Anklagepunkt gefährliche Körperverletzung fallen gelassen, sodass sich der Angeklagte im weiteren Verfahren ausschließlich wegen des Vorwurfs des erpresserischen Menschenraubes zu verantworten hat.

    Mit letzterem Fall beschäftigte sich die Kammer am ersten Verhandlungstag. Zugeben hatte der Angeklagte, ein neues Mitglied seines Ulmer Chapters – wie die Orts- und Landesklubs der Gruppierung genannt werden – im Sado-Maso-Raum eines Bordells in der Blaubeurer Straße über Stunden hinweg mit einer Peitsche und Stromkabel blutig geschlagen zu haben, weil dieser eine Spendenkasse der Black Jackets für ein verstorbenes Mitglied geplündert haben soll. Die Strafaktion wurde gefilmt und im Gerichtssaal vorgeführt.

    Brief der Zeugen an die Richter

    Weniger atemberaubend ging es am zweiten Verhandlungstag zu, der sich mit einem zweiten Vorfall beschäftigte, der ebenfalls von mehreren Überwachungskameras aufgezeichnet wurde. Er ereignete sich in einem Spielkasino in Nachbarschaft des Bordells, wo zwei Rumänen im März dieses Jahres erschienen und vom Angeklagten und zwei Komplizen aus dem Haus herausgeprügelt und auf dem Hof verletzt der alarmierten Polizei übergeben wurden. Was die Rumänen im Kasino außer Spielen am Automaten angestellt haben sollen, was den Rauswurf rechtfertigte, erschloss sich bei der Beweisaufnahme nicht. Auf jeden Fall verlas der Vorsitzende Richter einen Brief der beiden rumänischen Brüder an das Landgericht, man möge die Angelegenheit „einverständlich erledigen“, was das Gericht dann auch durch Einstellung dieses Anklagepunkts einvernehmlich mit allen Prozessbeteiligten tat. Sicherlich war diese Entscheidung auch dadurch mit beeinflusst, dass der Verteidiger des Angeklagten für jeden der Rumänen einen Tausender als Entschädigung bereithielt. Das Geld sollte ihnen ausgezahlt werden, wenn sie – wie geplant – am Nachmittag in den Zeugenstand gingen.

    Verteidigerin löst Brüder in Biberach aus

    Doch dann erreichte das Landgericht die Nachricht, dass das Brüderpaar von der Biberacher Polizei gerade eben aufgegriffen wurde, weil die beiden ein Stoppschild überfahren hatten. Bei der Überprüfung der Personalien stellte sich heraus, dass sie bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben worden waren, weil sie einen Strafbefehl nicht bezahlt und untergetaucht waren. Jetzt saßen sie in

    Zu Beginn der Verhandlung war auch schon Geld geflossen. Der Anwalt des Angeklagten übergab dem Nebenkläger hochoffiziell ein Kuvert mit 5000 Euro Schmerzensgeld für das verprügelte Black-Jackets-Mitglied, das sich mit dem Boss wieder versöhnt hatte.

    Im Verlauf der Verhandlung kristallisierte sich am Freitag auch heraus, dass Attila M. keineswegs nur Vermieter der beiden Lustparks an der Blaubeurer Straße gewesen sei. Ein Kripobeamter im Zeugenstand: „Er war der eigentliche Chef und mehr als nur Sicherheitsbeauftragter.“ Die Prostituierten seien nur formal Betreiberinnen der Bordelle gewesen.

    Längere Zeit nahm der Vortrag des Strafregisters von Attila M. in Anspruch. Im Jahr 2000 wurde der heute 31-Jährige straffällig, als er sich auf eine schwere Brandstiftung in Giengen einließ. Bis 2004 kam der Angeklagte immer mal wieder wegen Drogenbesitzes und Rauschgifthandels mit dem Gesetz in Konflikt, danach gibt es keine Einträge mehr im Vorstrafenregister. Am kommenden Freitag wird die Verhandlung fortgesetzt. Am 1. Oktober steht M. erneut vor Gericht. Eine Stuttgarter Schwurgerichtskammer beschäftigt sich mit dem Vorwurf der Staatsanwaltschaft, der Black-Jackets-Präsident habe versucht, einen Menschen umzubringen.

    In der Blaubeurer Straße auf Kontrahenten geschossen

    Und auch die Ulmer Justiz wird die Black Jackets so schnell nicht los. Ein 25-jähriges Mitglied, das auch in die Schlägerei mit den Rumänen verwickelt war, muss sich in den nächsten Wochen wegen versuchten Mordes verantworten. Ihm wird zur Last gelegt, Ende Februar bei einer Auseinandersetzung auf der Blaubeurer Straße mit einer scharfen Waffe gezielt auf einen Kontrahenten geschossen zu haben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden