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Ulm: Parkplatz-Ärger: Autos sollen raus aus der Ulmer Altstadt

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Parkplatz-Ärger: Autos sollen raus aus der Ulmer Altstadt

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    Solche Bilder sollen zukünftig der Vergangenheit angehören: Die Ulmer wünschen sich eine weniger stark befahrene Altstadt. Parkplätze könnten durch Be- und Entladezonen ersetzt werden.
    Solche Bilder sollen zukünftig der Vergangenheit angehören: Die Ulmer wünschen sich eine weniger stark befahrene Altstadt. Parkplätze könnten durch Be- und Entladezonen ersetzt werden. Foto: Andreas Brücken

    In Zukunft sollen in der Ulmer Innenstadt vermehrt Falschparker kontrolliert werden, dazu will die Stadt das Personal des Kommunalen Ordnungsdienstes aufstocken. Das ist ein Ergebnis des Innenstadtdialogs, bei dem sich Händler, Gastronomen, Umweltschützer, Stadtpolitiker, Anwohner und andere seit drei Jahren austauschen. Das Ziel: Die Ulmer Altstadt soll attraktiver werden. Was sich wie verändern will, soll als Kompromiss im Dialog entstehen. Erste kleine Ergebnisse gibt es schon, weitere Ideen auch.

    Alles, was geht, soll ohne lange Planungsprozesse umgesetzt werden. Ein Beispiel sind Stühle auf dem Judenhof, ein anderes die zügige Umgestaltung der Wengengasse und die Verlängerung der Fußgängerzone bis zu den Sedelhöfen. Die Fußgängerzone ist ein grundsätzlicher Knackpunkt. Oberbürgermeister Gunter Czisch formuliert ein Ziel: Wer sie mit geschlossenen Augen betrete und sich dann umschaue, solle erkennen, dass er in Ulm ist. Kleine Dinge könnten da helfen, etwa spezielle Stadtmöbel.

    Innenstadtdialog: Ideen für das Zentrum von Ulm

    Früher zog der Handel die Menschen in die Städte. Jetzt soll die Stadt an sich die Menschen anziehen, auch zugunsten des Handels. Die Aufenthaltsqualität soll steigen. Sei es durch kleine Dinge wie die Stühle auf dem Judenhof oder den im Herbst 2018 eröffneten Stadtgarten am Wengentor: Plätze, an denen sich die Menschen gerne aufhalten.

    Aber wie viel Platz bleibt, auf dem sich Menschen einfach so aufhalten dürfen? Und wie viel Platz dürfen beispielsweise die Gastronomen in Anspruch nehmen? Gerade im Corona-Jahr 2020, wo die Außenbewirtung für sie existenziell wichtig ist. „Durch Corona ist eine neue Ernsthaftigkeit gekommen“, beobachtet Czisch. Auch Orte ohne Konsumzwang seien noch wichtiger geworden. Denn die Pandemie habe den Menschen vor Augen geführt, wie wichtig Begegnungen und Freiraum in der Öffentlichkeit sind. Grünflächen und Parkbänke oder Stühle und Tische eines Cafés?

    Händler, Wirte, Anwohner und Umweltschützer aus Ulm bringen Ideen ein

    Der nächste Streitpunkt ist der Lärm – und nicht nur der durch Autos verursachte: Wie laut dürfen Restaurantgäste im Freien sein, wie viel Ruhe brauchen Anwohner in der Altstadt? Und wer sind überhaupt die Anwohner? Alteingesessene Auf dem Kreuz oder neu Zugezogene in den mehr als 100 Sedelhöfe-Wohnungen, die das urbane Leben suchen? „Die Interessenskonflikte in der Innenstadt sind naturgemäß am heftigsten“, sagt Oberbürgermeister Gunter Czisch. Er sieht den Innenstadtdialog und seine bisherigen Ergebnisse als großen Erfolg.

    Markus Mendler von der Stadt, der das Verfahren betreut, berichtet vom gewachsenen Vertrauen zwischen den Beteiligten. Und der beauftragte externe Strategieberater Joachim Will hat das Ulmer Konzept inzwischen in Reutlingen und Innsbruck vorgestellt. Auch Hannover setze nun auf ein gleichnamiges Verfahren, berichtet er.

    Streitthema Verkehr: Wie geht es mit den Autos in der Ulmer Altstadt weiter?

    In Ulm steht jetzt die Mobilität auf dem Plan, klassischerweise ein harter Streitpunkt. Doch in manchen Straßen und Gassen sehen Händler nach Angaben der Dialog-Moderatoren Parkplätze nicht mehr als unverzichtbar an, um Kunden anzulocken. Für die Anwohner steht fest: Der Parksuchverkehr und der daraus entstehende Lärm müssen zurückgehen. Zumal in den Parkhäusern der Sedelhöfe und am Bahnhof zahlreiche neue Stellplätze entstanden sind und noch entstehen. Wird in den Altstadtgassen Schritttempo eingeführt oder eine weitere Fußgängerzone? Wie viele Parkplätze fallen weg? Gunter Czisch sagt nur: „Das muss durchgesetzt werden.“ Darum will die Stadt neue Politessen und Politeure einstellen, der Hauptausschuss soll am Donnerstag darüber entscheiden.

    Volker Jescheck, Ulmer Chefstadtplaner im Ruhestand, begleitet den Innenstadtdialog freiberuflich. Er skizziert eine Möglichkeit: Aus Parkplätzen könnten Be- und Entladezonen werden. Patienten mit Mobilitätseinschränkungen können sich beim Arzt absetzen lassen, Gäste vor dem Hotel, Zulieferer können Geschäfte anfahren. Apropos Geschäfte: Was passiert mit Läden in Nebenlagen, deren Betreiber aufhören und für die es keine neuen Interessenten gibt? Auch hier hat sich im Dialog eine Idee entwickelt: Erdgeschosswohnungen für Studenten.

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