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Ulm: „Notsituation“ in Ulm durch Baustellen – Kunden bleiben weg

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„Notsituation“ in Ulm durch Baustellen – Kunden bleiben weg

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    Am Ulmer Hauptbahnhof geht es auf der Friedrich-Ebert-Straße derzeit nur in eine Richtung. Die Ulmer Industrie- und Handelskammer schlägt vor, die Fahrtrichtung zu ändern. Das würde vor allem den Stauknoten vor dem Theater entlasten.
    Am Ulmer Hauptbahnhof geht es auf der Friedrich-Ebert-Straße derzeit nur in eine Richtung. Die Ulmer Industrie- und Handelskammer schlägt vor, die Fahrtrichtung zu ändern. Das würde vor allem den Stauknoten vor dem Theater entlasten. Foto: Alexander Kaya

    Die Wortwahl ist eindeutig: Von einer „Notsituation“ und einer „dramatischen Lage“ der Ulmer Einzelhändler spricht Otto Sälzle, der Hauptgeschäftsführer der Ulmer Industrie- und Handelskammer (IHK). Er erhalte von umliegenden Gemeinden bereits Dankesschreiben, weil die Kunden inzwischen lieber dort einkaufen. Grund sei ein Verkehrschaos in Ulm, das nun droht in die Verlängerung zu gehen: Nachdem wie berichtet eine Verlängerung der einspurigen Verkehrsführung bis auf Mitte 2022 verschoben wird, würden viele Händler keine Perspektive mehr sehen. Sälzle sieht Handlungsbedarf.

    Immer weniger Menschen in der Ulmer Hirschstraße

    Die Umsatzrückgänge begannen mit dem Abriss der Sedelhofgarage 2013, wie Michael Klamser, der Chef von Sport Klamser und Vorsitzender der Ulmer City Werbegemeinschaft betonte. Querbeet, durch alle Branchen seien die Umsätze zurückgegangenen, was sich auch in Zahlen ausdrücken lasse, wie Josef Röll, der Einzelhandelsexperte der Ulmer IHK vorträgt: Im Laufe der Jahre sei Ulm in Ranglisten des Beratungsunternehmens Jones Lang La Salle der meist frequentierten Fußgängerzonen regelrecht nach unten durchgereicht worden. In Deutschland. Die letzte veröffentlichte Zählung habe 2018 stattgefunden. In Ulm wurden demnach nur noch 5395 Passanten an einem Samstag im April gezählt. Im Ranking rutschte Ulm auf Platz 35. Eigene Zählungen der IHK belegten diesen Trend.

    Lesen Sie hier einen Kommentar: Ulm ist eine Stadt der Staus

    Wie Sälzle betont, sei die Händlerschaft nicht grundsätzlich gegen die Baumaßnahmen. Es sei richtig, dass die verloren gegangenen 762 Parkplätze ersetzt werden. Jedoch hätte die Belastbarkeit der Händler Grenzen. Sälzle forderte, dass sich IHK und Verkehrsplaner an einen Tisch setzen und Verbesserungsmöglichkeiten diskutieren.

    Probleme: Einspurigkeit der Friedrich-Ebert-Straße Kreuzung Olga-/Neutorstraße

    Das Hauptproblem aus Sicht von Sälzle sei nicht die Einspurigkeit der Friedrich-Ebert-Straße an sich. Der Knackpunkt sei – insbesondere an Samstagen – die Kreuzung Olga-/Neutorstraße. „Das mach ich einmal mit, dann komme ich nie wieder“, sagte Sälzle. Bereits in einem Gutachten aus dem Jahr 2013 werden der Kreuzung beträchtliche Wartezeiten attestiert. Nach der Eröffnung der Sedelhöfe, wenn die 700 Parkplätze dorthin entleeren, werde sich die Situation weiter verschärfen. Sälzle: „Das wird ein Dauerproblem.“ Die Ulmer könnten erwarten, dass die Stadt die Leistungsfähigkeit verbessert.

    Ein Lösungsansatz in Baustellenzeiten aus Sicht der IHK wäre es, den Nutzer des Parkhauses Deutschhaus die Ausfahrt auch Richtung Süden, also gen Ehinger Tor, zu ermöglichen. Wie die Ulmer Bauverwaltung bei der Vorstellung der Pläne zur Verlängerung der einspurigen Verkehrsführung bereits einfließen ließ, funktioniere dies nicht. Aus Platzgründen und weil viel Gegenverkehr zu überwinden wäre. Wohl wissentlich dieser Einschätzung, schlägt die IHK für diesen Fall vor, gleich die Änderung der einspurigen Fahrtrichtung zu untersuchen: Die Fahrtrichtung der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung

    Kostenloser Nahverkehr auch unter der Woche im Advent?

    Die Beibehaltung des kostenlosen Nahverkehrs an Samstagen geht aus Sicht der organisierten Händlerschaft nicht weit genug: Die IHK schlägt vor, bis zum Ende der Großbaustelle den ÖPNV in der Adventszeit sowie bis 6. Januar auszuweiten. Dass dies Geld kostet, ist der IHK bewusst. „Bisher sind die Kosten aber auf Händlerseite“, sagte Handelsexperte Röll. Geld sei da. Schließlich habe Ulm beim Bau der Passage vom Hauptbahnhof zu den Sedelhöfen durch viel Eile die Probleme verursacht, weil die Stadt eine Vertragsstrafe über fast vier Millionen Euro vermeiden will. Diese wäre fällig, wenn die Unterführung nicht rechtzeitig fertig werden würde. Außerdem schlägt die IHK eine Sechs-Tage-Woche im Dreischichtbetrieb auf der Baustelle vor. Derzeit ruhen die Arbeiten dort am Samstag und es werde nur in zwei Schichten geschuftet.

    Die Vorschläge von OB Czisch

    Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch kritisierte in diesem Zusammenhang auf Anfrage, dass im Zusammenhang mit den Baustellen oft vergessen werde, dass mit Straßenbahn und den Sedelhöfen die größten Projekte der Ulmer Nachkriegsgeschichte entstehen würden. Schriftlich versichert das Stadtoberhaupt, dass alle möglichen Lösungsvarianten in Sachen Verkehrsregelung gewissenhaft geprüft würden. Darüber hinaus schlägt Czisch dem Gemeinderat drei konkrete Maßnahmen zur Zustimmung vor:

    Der kostenfreie öffentliche Nahverkehr an Samstagen soll bis Ende der Baumaßnahmen angeboten werden.

    Die Stadt erhöht ihren Anteil an der Kampagne „Ulm, komm rein“ auf 150000 Euro.

    Alle laufenden und geplanten Baustellen im Stadtgebiet sollen einem Stresstest unterzogen werden. Geprüft werden soll, welche negativen Auswirkungen andere Maßnahmen auf die Situation am Bahnhof haben könnten.

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