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Ulm: Neue Stiftung für Studenten: Mit Ulmer Geld in die ganze Welt

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Neue Stiftung für Studenten: Mit Ulmer Geld in die ganze Welt

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    Sie leiten die Stiftung: Geschäftsführer Simon Fosseler, Vorstand Gunter Czisch und Bevollmächtigter Gerhard Semler (von links).
    Sie leiten die Stiftung: Geschäftsführer Simon Fosseler, Vorstand Gunter Czisch und Bevollmächtigter Gerhard Semler (von links). Foto: Sebastian Mayr

    Aus dem neuen Dienstwagen für das Stadtoberhaupt sei dann doch nichts geworden, berichtet Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch mit einem Augenzwinkern. Ein hellgrauer Porsche Carrera war Teil des üppigen Nachlasses von Walter Spohn. Der Ulmer Notar und Rechtsanwalt, der mit seiner Familie in Gerlenhofen gelebt hatte, starb im Februar 2017 – nur wenige Monate nach seiner Frau Marianne. Der Wunsch der Spohns: Ihr Erbe sollte in eine Stiftung fließen, die nach ihrem Sohnes benannt ist: Alexander Spohn war 16 Jahre alt, als er im Jahr 1998 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Den Schluss des Ehepaars bezeichnet Czisch als bemerkenswert: „Dass junge Menschen Chancen haben, die auch ihr Sohn gehabt hätte.“

    Diese Chancen soll die Alexander-Spohn-Stiftung ermöglichen. Sie vergibt jährlich Stipendien, die ebenfalls nach dem 1998 verstorbenen Sohn des Gerlenhofener Ehepaars benannt sind. Damit können sich junge Frauen und Männer ein Auslandsjahr im Studium finanzieren. Noten oder Bedürftigkeit spielen dabei keine Rolle, entscheidend sind die fachliche Qualifikation und die persönliche Motivation. Bewerben dürfen sich Absolventen aller Ulmer Gymnasien und des Neu-Ulmer Lessing-Gymnasiums, sofern sie an einer deutschen Universität eingeschrieben sind. Das Stipendium gibt es nur für Auslandaufenthalte in Staaten, in denen kein Deutsch gesprochen wird. Um die Auswahl der Bewerber kümmert sich der etablierte und weltweit bekannte Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), den die Ulmer als Partner gewonnen haben.

    Alexander-Spohn-Stipendium finanziert Auslandsjahr für Studenten

    Walter Spohn fühlte sich mit der Stadt Ulm eng verbunden, seine Frau Marianne unterrichtete am Lessing-Gymnasium Französisch – dort ging auch ihr Sohn Alexander zur Schule. Diese Erklärung steckt hinter dem Stiftungszweck, den der Ulmer Notar in seinem Testament festgelegt hat. Das Testament selbst bezeichnet Gerhard Semler als „relativ dürftig“. Semler ist Leiter der städtischen Abteilung Bildung und Sport, in der neuen Stiftung übernimmt er die Aufgabe des Bevollmächtigten des Vorstands. Walter Spohn sei eigentlich ein sehr exakter und genauer Mann gewesen, berichtet der Abteilungsleiter. Der Notar war schwer krank. Doch er wurde, wie Czisch beschreibt, plötzlich aus dem Leben gerissen. Die Stadt regelte den Nachlass des Mannes und richtete die Stiftung ein.

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    Viele Details wollen Semler und Czisch nicht preisgeben – im Sinn der verstorbenen Eheleute soll vertraulich bleiben, was sie hinterlassen haben. Die Stiftung finanziert sich aus Immobilienerträgen und Kapitalanlagen. Die Spohns hinterließen unter anderem ein Wohn- und Geschäftshaus und mehrere Wohnungen, auch in Italien. Den Porsche Carrera und weitere Wertgegenstände verkaufte die Stadt und holte dafür stets mindestens drei unterschiedliche Angebote oder Wertgutachten ein. Man habe mit dem Vertrauen der Spohns sehr sorgsam umgehen wollen, begründet Semler. Persönliche Gegenstände hat die Stadt archiviert.

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    Die Stiftung ist millionenschwer, wie groß ihr Vermögen ist, bleibt aber unbekannt. Doch die Erträge aus den Vermietungen und den Kapitalanlagen sollen ausreichen, um dauerhaft Stipendien zu finanzieren. Deren Höhe richtet sich nach dem Zielland und Richtwerten, die der DAAD ermittelt hat. Für Frankreich sind es beispielsweise knapp 15000 Euro im Jahr, für den Westen der Vereinigten Staaten mehr als 33000 Euro. Das Geld – eine monatliche Rate, ein Taschengeld, erstattete Studiengebühren, Versicherungsschutz und Reisekosten – soll für den Aufenthalt aureichen. Einzige Ausnahme sind Elite-Universitäten mit extrem hohen Gebühren. Wie die Princeton University, die nach Angaben Semlers rund 62000 Euro für zwei Semester verlangt.

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    Die Chancen, mit einem solchen Stipendium gefördert zu werden, stehen gut. Rund 1200 Schüler pro Jahrgang kommen theoretisch dafür in Frage. Gerhard Semler erwartet, dass sich höchstens ein Viertel von ihnen bewirbt. Fürs erste vergibt die Alexander-Spohn-Stiftung drei Stipendien, später könnten es bis zu 20 im Jahr werden. Erster Bewerbungsschluss ist der 30. September – für einen Auslandsaufenthalt ab dem Wintersemester 2020/2021. Der Vorlauf muss aus organisatorischen Gründen groß sein. Es geht dabei um die Auswahl der Bewerber, aber auch um Visa-Anträge.

    Alle Informationen gibt es unter alexanderspohnstiftung.de.

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