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Ulm/Neu-Ulm: Wird die Gänstorbrücke in Neu-Ulm kontrolliert zerstört?

Ulm/Neu-Ulm

Wird die Gänstorbrücke in Neu-Ulm kontrolliert zerstört?

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    Im September 2020 wurden Ultraschallsensoren an der Gänstorbrücke zwischen Neu-Ulm und Ulm eingebaut.
    Im September 2020 wurden Ultraschallsensoren an der Gänstorbrücke zwischen Neu-Ulm und Ulm eingebaut. Foto: Thomas Heckmann (Archivfoto)

    Im April ist es so weit: Eine Brücke im Berliner Raum wird kontrolliert zerstört und das Team von Ernst Niederleithinger ist bis zum Schluss dabei. Niederleithingers Ziel ist es eigentlich, Brücken möglichst lange am Leben zu halten. Doch ob die dafür entwickelten Prüfmethoden tatsächlich funktionieren, lässt sich am besten testen, wenn die Bauwerke Schaden nehmen oder zerstört werden. Was jetzt bei Berlin getestet wird, könnte auch in Ulm und Neu-Ulm geschehen.

    Der promovierte Geophysiker Niederleithinger ist Fachbereichsleiter Zerstörungsfreie Prüfmethoden für das Bauwesen bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin. Die BAM hat die marode Gänstorbrücke im September zum Forschungsobjekt gemacht und zusätzliche Sensoren eingebaut, die den Zustand des Bauwerks messen. Die Technik stammt aus der Vulkanforschung. Bisher senden die Sensoren beruhigende Ergebnisse, berichtet Niederleithinger: "Die Brücke scheint stabil zu sein."

    Neue Schäden an der Gänstorbrücke wären für Wissenschaft interessant

    Was aus wissenschaftlicher Sicht besonders interessant wäre: Melden die Sensoren auch zuverlässig, wenn es zu Schäden kommt? Eine mögliche Ursache dafür waren über Monate hinweg Lastwagenfahrer, die sich über das Verbot hinwegsetzten und mit ihren Fahrzeugen die Gänstorbrücke überquerten. Höhenbegrenzung, Betonschleuse, Schranke, Ampel: Inzwischen sind die Sicherheitsvorkehrungen so umfangreich, dass die Schwertransporter wirklich nicht mehr durchkommen.

    Und eigentlich haben die Experten genau berechnet, wie lange die Brücke noch hält - bis zum Neubau soll es keine Probleme geben. Niederleithinger hofft daher, dass die BAM-Sensoren bis zum Schluss angebracht bleiben. Und, dass die Gänstorbrücke kontrolliert zerstört wird. So wie es bald bei Berlin geschehen soll. Viele Wissenschaftler, so Niederleithinger, hätten Interesse an einem solchen Projekt. Und vom Bundesverkehrsministerium gebe es Fördergelder. Denn die Erkenntnisse aus der kontrollierten Zerstörung alter Bauwerke könnten beim Erhalt anderer Brücken helfen.

    Zusätzliche Sensoren messen jetzt den Zustand der Gänstorbrücke.
    Zusätzliche Sensoren messen jetzt den Zustand der Gänstorbrücke. Foto: Sebastian Mayr (Archivfoto)

    Die Fachleute von der BAM werden der Gänstorbrücke und den Sensoren wohl erst im Sommer wieder einen Kontrollbesuch abstatten. "Grundsätzlich läuft das alles von alleine", schildert Geophysiker Niederleithinger. Ursprünglich hatte ein Team zu den Betontagen Ende Februar kommen und dann auch die Forschungsstation an der Donau überprüfen wollen. Doch das Branchentreffen findet nun nicht im Edwin-Scharff-Haus, sondern bloß online statt. Niederleithinger hat auch eine beruhigende Botschaft parat: "So lange wir nicht kommen, ist bei der Brücke im Grunde alles gut."

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