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Ulm/Neu-Ulm: Umweltschützer: Achtspurige Adenauerbrücke ist "unlogisch"

Ulm/Neu-Ulm

Umweltschützer: Achtspurige Adenauerbrücke ist "unlogisch"

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    Wie breit wird der Neubau der Adenauerbrücke?
    Wie breit wird der Neubau der Adenauerbrücke? Foto: Alexander Kaya

    Die Landesgartenschau 2030 soll Ulm grüner machen und den Verkehr in der Stadt verringern – oder zumindest weniger sichtbar machen. Die Planer feilen an Ideen, damit B10 und B28 Ulm künftig weniger stark zerteilen. Gleichzeitig aber haben sich die Ulmer Stadtverwaltung und der Neu-Ulmer Stadtrat dafür ausgesprochen, die marode Adenauerbrücke mit acht, statt sechs Spuren neu zu errichten. Das, kritisieren Umweltschützer, passe überhaupt nicht zusammen.

    Jana Slave, Regionalgeschäftsführerin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt, dass eine Entscheidung für eine achtspurige Brücke den Verkehr nicht reduziere, sondern zementiere. Zudem werde zwar vielleicht die B10-Brücke selbst entlastet. „Die anschließenden Verkehrsknotenpunkte laufen aber nicht besser“, sagt Slave.

    Landesgartenschau 2030 in Ulm: BUND hat Bedenken

    Der BUND ist an den Planungen für die Landesgartenschau beteiligt, bei denen die „Stadtautobahn“ aus den beiden Bundesstraßen momentan im Fokus steht. Mitte Januar wird die Umweltschutz-Organisation wie die weiteren Mitglieder im Fachbeirat für die Schau eine Stellungnahme zu den Planungsideen abgegeben. Der Ulmer BUND-Kreisvorsitzende Martin Denoix spricht offen über seine Bedenken. Insbesondere rund um die Wilhelmsburg, fürchtet er, werde die Stadt womöglich nicht im Sinne ökologischer Gedanken umgestaltet.

    Ein Kernpunkt aus Sicht des BUND ist es, die Dominanz des oberirdischen Autoverkehrs so weit wie möglich zu reduzieren. Der Rad- und Fußgängerverkehr soll vor allem in Ost-West-Richtung gestärkt werden, um die trennende Wirkung der Bundesstraße zu verringern. Gleichzeitig sollen der Söflinger Kreisel, der Blaubeurer Ring und die komplizierte Verkehrsführung am Ehinger Tor entfernt werden – Strukturen, die aus Sicht der Naturschützer überflüssig sind. Die Wagnerstraße durch die Weststadt könnte nach BUND-Überlegungen vom Durchgangsverkehr befreit werden, Autos könnten beispielsweise stattdessen die Söflinger Straße nutzen. Ulms Baubürgermeister Tim von Winning hatte darüber gesprochen, die Stadt habe im Norden keinen erkennbaren Eingang. Der BUND fordert nun Vorsicht und Zurückhaltung beim Bau neuer Gebäudeblöcke und Wahrzeichen auf entstehenden Freiflächen – etwa auf Höhe Ikea. Bei der Planung der Landesgartenschau, so Denoix, dürften „grüne“ Themen nicht vernachlässigt werden.

    Lob für Fahrrad-Pläne an der Münchner Straße

    Ein Beispiel für eine neue Verkehrsplanung gibt es bereits: Ende November hat der Ulmer Bauausschuss entschieden, dass Varianten für einen Radfahrstreifen entlang der Münchner Straße erarbeitet werden sollen. Wird das Projekt umgesetzt, fällt eine Autospur weg. Bereits über den Beschluss, Varianten zu erarbeiten, gab es eine intensive Debatte. Martin Denoix schließt daraus: „Sobald es den Autofahrern ein bisschen an den Kragen geht, steht auf der Kippe, ob ein Projekt umgesetzt wird.“ Der Ansatz findet beim BUND Gefallen: Endlich gebe es Planungen, die eine wirkliche Verkehrswende befördern würden. Dabei räumt Kreisvorsitzender Denoix ein, dass die Planungen einen neuralgischen Punkt betreffen. Schließlich münde die Münchner Straße in die Gänstorbrücke, die bis 2025 neu gebaut werden soll. Nach Zählungen der Stadt Ulm rollen täglich 28000 Fahrzeuge über das Bauwerk.

    Die Münchner Straße ist eine der Hauptverkehrsachsen zwischen Ulm und Neu-Ulm. Hier soll ein Radfahrstreifen entstehen.
    Die Münchner Straße ist eine der Hauptverkehrsachsen zwischen Ulm und Neu-Ulm. Hier soll ein Radfahrstreifen entstehen. Foto: Alexander Kaya

    Während es für die Gänstorbrücke bereits einen Sieger-Entwurf aus dem Architektenwettbewerb gibt und nun Prüfungen und Gutachten anstehen, ist bei der Adenauerbrücke noch vieles offen. Der Ulmer Gemeinderat will sein Votum über die bevorzugte Zahl der Fahrspuren noch abgeben. Weil eine Bundesstraße über das Bauwerk führt, haben die Städte Ulm und Neu-Ulm aber nur begrenztes Mitspracherecht. Der BUND fordert nicht nur eine möglichst kleine Lösung, sondern auch angemessene Geh- und Radwege, die bislang fehlten. Die Vize-Kreisvorsitzende Jutta Andreas warnt, dass dem Neubau viele Bäume in den Ehinger Anlagen zum Opfer fallen könnten. „Die alten Bäume sind durch nichts zu ersetzen“, sagt sie. Sie seien Lebensraum und Trittstein für Tiere, die sich entlang der grünen Flecken durch die Stadt bewegten.

    Jutta Andreas bringt sich für den BUND im Ulmer Innenstadtdialog ein – und wirbt auch dort für mehr Grün. Autofreie Straßen und Sitzplätze im Schatten seien wichtig für die Aufenthaltsqualität in der Stadt, führt Andreas aus. Das werde inzwischen auch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) und von den Kaufleuten aus der Innenstadt so gesehen, assistiert BUND-Kreisvorsitzender Martin Denoix.

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