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Ulm/Neu-Ulm: Trotz Corona-Krise: Evobus-Betriebsrat unterstützt Tarifforderungen der IG Metall

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Trotz Corona-Krise: Evobus-Betriebsrat unterstützt Tarifforderungen der IG Metall

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    Die Beschäftigten bei Evobus haben im vergangenen Jahr viele Opfer gebracht. Die Corona-Pandemie hat die Reisebranche mit voller Wucht getroffen und die Nachfrage nach Reisebussen stark reduziert.
    Die Beschäftigten bei Evobus haben im vergangenen Jahr viele Opfer gebracht. Die Corona-Pandemie hat die Reisebranche mit voller Wucht getroffen und die Nachfrage nach Reisebussen stark reduziert. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Keine zehn Kilometer trennen die Firmen Evobus in Neu-Ulm sowie Iveco und Hensoldt in Ulm. Was die Auftragslage angeht, sind es derzeit aber Welten.

    Armin Maier-Junker, Gesamt- und Betriebsratsvorsitzender von Hensoldt, berichtet bei einer Pressekonferenz der Gewerkschaft IG Metall zu den laufenden Tarifverhandlungen, dass sich der Spezialist für Radare seit drei Jahren in massivem Personalaufbau befinde. Die Beschäftigten hätten einen Anspruch auf ein paar Euro mehr im Geldbeutel.

    Und auch sein Kollege Wilfried Schmid, der Vorsitzende des Gemeinschaftsbetriebsrats von Magirus und Iveco, spricht von einer ähnlichen Situation wie bei Hensoldt. "Wir merken von einer Krise im Donautal derzeit nichts." Es gebe Neueinstellungen. Lediglich im Frühjahr des vergangenen Jahres habe es im Lockdown kurzfristig Kurzarbeit gegeben. Von Herbst bis in den Dezember hinein seien dann wieder Sonderschichten gefahren worden. Eine Entgelterhöhung sei längst angesagt.

    Warum der Evobus-Betriebsrat Forderungen der IG Metall "goldrichtig" findet

    Ganz anders die Situation bei Evobus in Neu-Ulm, Reisebusse sind in Zeiten von Reiseverboten so gut wie unverkäuflich. "Aber die Evobus ist nicht krank", sagt Betriebsratschef Hansjörg Müller. Die Daimler-Tochter habe pandemiebedingt ein Problem im Reisebusbereich und deswegen bestimmt seit April mehr oder weniger in der Montage Kurzarbeit. Aber ansonsten sei Evobus ein kerngesundes Unternehmen mit guten Perspektiven. "Ich gehe davon aus, dass es in der Reisebranche wieder nach oben geht."

    Evobus Betriebsratschef Hansjörg Müller .
    Evobus Betriebsratschef Hansjörg Müller . Foto: Oliver Helmstädter (Archivfoto)

    Zumal Müller betont, dass lediglich in der Montage die Bänder meistens still stehen. In der Lackierung etwa, die auch Busse für Werke in Mannheim und Frankreich bearbeitet, werde fast normal gearbeitet.

    Die Beschäftigten von Evobus hätten im vergangenen Jahr viele Opfer gebracht. Und das laufende Jahr werde "noch kritischer" für die 3850 Beschäftigten, die mit immensen Einbußen leben müssten. Dennoch mache Evobus "natürlich" bei der Tarifrunde mit. "Es geht schlichtweg um die Zukunft." Deswegen seien die Themen der Tarifrunde absolut passend für Evobus. Denn es könne sein, dass im Jahr 2022 die Kurzarbeit zu den derzeitigen Bedingungen nicht mehr möglich ist. Dann brauche Evobus vielleicht als erstes eines der neuen Instrumente der Arbeitszeitverkürzung, für die die IG Metall derzeit kämpft.

    Selbst wenn es richtig los geht mit der Reisebranche, werde es nicht im Januar 2022 Klick machen und alles auf einem Niveau wie vor Corona sein. "Wir werden noch eine Weile zu kauen haben." Es gehe explizit um die Zukunftssicherung und Beschäftigungssicherung. Die Forderungen der IG Metall seien goldrichtig.

    Weniger Arbeitszeit als Lösung für Werk in Neu-Ulm?

    Die IG Metall Ulm fordert für die 60.000 Beschäftigten rund um die Donaustadt ein Zukunftspaket zur Bewältigung der Krise. Dieses umfasst ein Volumen von vier Prozent zur Stärkung der Einkommen bei zwölf Monaten Laufzeit, Beschäftigungssicherung durch Modelle der Arbeitszeitabsenkung mit Teilentgeltausgleich, dafür steht auch das Volumen zur Verfügung, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge.

    Um Beschäftigung zu sichern, fordert die IG Metall neue Möglichkeiten für Betriebe, um die Arbeitszeit längerfristig abzusenken. Damit können Betriebe, zum Beispiel bei Auftragsmangel, das geringere Arbeitsvolumen besser auf die Beschäftigten verteilen und so Personalabbau vermeiden. Auch die Arbeitgeber hätten nach Interpretation der Gewerkschaft von der Beschäftigungssicherung durch Arbeitszeitabsenkungen Vorteile. Sie müssten nicht entlassen, sparten sich Abfindungen und könnten ihre Fachkräfte für bessere Zeiten halten, statt sie dann wieder mühsam auf dem leer gefegten Arbeitsmarkt zu suchen.

    Kritik der Gewerkschaft an Südwestmetall aus Ulm

    Petra Wassermann, die 1. Bevollmächtigte der IG Metall wirft dem Arbeitgeberverband Südwestmetall vor, mit falschen Argumenten zu hantieren und so zur Spaltung beizutragen. Denn während der Verband sich öffentlich zum Flächentarifvertrag bekenne, erlaube er gleichzeitig Firmen Mitglied zu werden, die dieses Instrument ablehnen. Damit werde die Tarifbindung aktiv von Südwestmetall geschwächt. Und wirft Iveco-Betriebsrat Schmid "Fantasy-Agitation" vor. Der in den Raum geworfene Durchschnittslohn von 60.000 Euro trage zu einem "ganz falschen Bild" bei, dass Südwestmetall bewusst aufbaue.

    Wie es mit den Traifverhandlungen weiter geht, ist in unklar. Die Verhandlungspartner im Südwesten hatten sich nach der zweiten Runde Mitte Januar ohne einen weiteren Verhandlungstermin getrennt. Rund um Ulm plant die IG Metall nun Aktionen.

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