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Ulm/Neu-Ulm: Schleuse, Schranke und Ampel sollen die Gänstorbrücke retten

Ulm/Neu-Ulm

Schleuse, Schranke und Ampel sollen die Gänstorbrücke retten

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    Noch soll diese Höhenbeschränkung Lastwagenfahrer stoppen. Ende November wollen die Ingenieure die immer wieder beschädigten Tafeln durch eine Schleuse und eine Schranke ersetzen.
    Noch soll diese Höhenbeschränkung Lastwagenfahrer stoppen. Ende November wollen die Ingenieure die immer wieder beschädigten Tafeln durch eine Schleuse und eine Schranke ersetzen. Foto: Alexander Kaya

    Die neuste Änderung haben die Ulmer schon wieder entfernt: Ein rundes, blaues Fußgänger-Zeichen auf dem Asphalt vor der Gänstorbrücke. Fußgänger hatten sich beklagt, dass die Autofahrer vor dem maroden Bauwerk zu selten anhalten. Das Zeichen sollte signalisieren, dass sich dort ein Überweg befindet. Doch diesen Überweg gibt es offiziell nicht mehr. Er war mit der Fußgängerampel verknüpft, die inzwischen abgebaut ist. Das heißt: Die vermeintlich rücksichtslosen Autofahrer sind im Recht. „Das war gut gemeint, aber falsch“, räumt Roswitha Schömig ein, die bei der Stadt Ulm für Ingenieurbauwerke zuständig ist.

    Die nächste Änderung soll Ende November folgen – und endlich erreichen, dass die zu schweren Lastwagen nicht mehr über das marode Bauwerk rollen. Weder eine Gewichtsbegrenzung samt zugehöriger Schilder, noch eine Höhenbegrenzung zeigten Wirkung zeigten. Kraftfahrer nahmen sogar in Kauf, dass ihre Lastwagen durch die metallene Höhenbeschränkung zerkratzt wurde – selbst als zeitweise Metallkrallen zusätzlich abschrecken sollten. Nun greift die Stadt zu einem Mittel, das sie eigentlich vermeiden wollte: Eine Art Schleuse mit Betonelementen soll die Durchfahrt von Lastwagen verhindern, die breiter als 2,20 Meter sind. Die Logik dahinter: Fahrzeuge, die schwer sind, sind auch breit.

    Ulm/Neu-Ulm: Gänstorbrücke über die Donau ist marode

    Die Schleuse zu errichten ist kompliziert. Die Abstimmung der städtischen Verantwortlichen mit den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm (SWU) und Baufirmen zog sich, der Aufbau verzögerte sich. Die SWU sind gleich doppelt betroffen: Als Stromversorger und wegen ihrer Linienbusse. Die sollen die Brücke nämlich weiterhin überqueren dürfen. Aus Sicherheitsgründen dürfen nur Autos bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen über die Gänstorbrücke fahren. Für Feuerwehrautos und andere Einsatzfahrzeuge gilt diese Regelung aber genauso wenig wie für Busse. Doch auch sie sind breiter als 2,20 Meter. Die Lösung soll eine Schranke mit einer Induktionsschleife darstellen, die für eben diese Fahrzeuge geöffnet werden kann.

    Das komplizierte Verfahren ist ein Grund, warum die Stadt Ulm auf diese strenge Maßnahme verzichten wollte. Der andere: „Mit jedem Schritt, den wir weitergehen, schließen wir mehr Leute aus“, begründet Schömig. Die Gänstorbrücke ist eins von nur drei Bauwerken, über das Autofahrer von einer Donauseite auf die andere gelangen können. Sie ist baufällig und soll noch so lange durchhalten, bis ihre Nachfolgerin errichtet werden kann.

    Ingenieure der Stadt Ulm führen immer wieder neue Schutzmaßnahmen ein

    Trotz aller Einschränkungen und der zahlreichen und eigentlich unübersehbar großen Schilder missachten Kraftfahrer immer wieder die Vorschriften. Das Monitoring-System zeichnete mehrere Schwertransporter auf, die über die Gänstorbrücke fuhren. Und in der Zeit zwischen 18. September und 15. Oktober überquerten wieder zehn Lastwagen mit einem Gewicht zwischen 15 und 20 Tonnen die Brücke. Darunter welche mit einheimischen Kennzeichen. „Man glaubt es nicht“, gibt sich Bauingenieurin Schömig verständnislos.

    War es falsch, Schleuse und Schranke nicht von Anfang an aufzubauen? Roswitha Schömig hält die Methode, nur in kleinen Schritten voranzugehen und nicht gleich zu harschen Maßnahmen zu schreiten, weiterhin für richtig. „Das war kein Fehler. Man vertraut doch auf die Vernunft und das Verständnis der Autofahrer. Ich habe den Glauben noch nicht aufgegeben“, sagt sie.

    Ulm/Neu-Ulm Lastwagen belasten marode Gänsorbrücke zu stark

    Der Aufbau der Schleuse fällt mit Arbeiten zusammen, die die Stadt von Anfang an eingeplant hatte: Das Monitoring-System, das den Zustand der Brücke überwacht, wird mit einer Notfall-Ampel verbunden. Werden Grenzwerte erreicht, die aus Sicherheitsgründen nicht überschritten werden dürfen, schaltet die Ampel automatisch auf Rot und sperrt die Brücke.

    Das Überwachungssystem ist vor rund einem Jahr installiert worden. Nun ist ausreichend Zeit vergangen, dass die Monitoring-Anlage die temperaturbedingten Veränderungen der Gänstorbrücke kennt. Die Stahlträger des Bauwerks dehnen sich oder ziehen sich zusammen – je nachdem, ob es heiß oder kalt ist. Die typischen Veränderungen zu kennen ist wichtig, damit die Notfall-Ampel im richtigen Moment ausgelöst wird.

    Wenn Schleuse, Schranke und Ampel aufgebaut werden, dürfte es einmal mehr zu Verkehrsbehinderungen rund um die Gänstorbrücke kommen. Ein Chaos wollen die Verantwortlichen durch enge Abstimmungen vermeiden. Bei den bisherigen Arbeiten ist das gelungen.

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