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Ulm/Neu-Ulm: Scharfe Kritik an Neubau-Plänen der Großkanzlei Schneider Geiwitz

Ulm/Neu-Ulm

Scharfe Kritik an Neubau-Plänen der Großkanzlei Schneider Geiwitz

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    Die frühere Hochschule für Kommunikation und Gestaltung am Donauufer könnte zum neuen Sitz der Kanzlei SGP werden.
    Die frühere Hochschule für Kommunikation und Gestaltung am Donauufer könnte zum neuen Sitz der Kanzlei SGP werden. Foto: Alexander Kaya

    Die Neu-Ulmer Großkanzlei Schneider, Geiwitz & Partner (SGP) will auf die andere Donauseite umziehen und dort ein ehemaliges Hochschulgebäude und einen 28 Meter hohen Neubau nutzen. Doch jetzt nimmt die Kritik an dem Projekt, das direkt an der Donau neben der Eisenbahnbrücke entstehen soll, zu. So stark, dass die Pläne kurz vor dem Aus standen. Nun geht es doch weiter, aber SGP soll nach dem Willen der Ulmer Stadträte noch einmal nacharbeiten.

    Seit Jahren steht das Gebäude der Hochschule für Gestaltung und Kommunikation (HfG+K) leer, nun könnte sich an der prominenten Stelle wieder etwas tun. Allerdings hatte die Stadt das Grundstück im Gleisdreieck einst unter einer Bedingung verkauft, worauf nun die Handwerkskammer Ulm hingewiesen hat: "Im Jahr 2008 gab es deshalb bei der Erstbebauung die Vorgabe, dass das Gebäude den Gemeinbedarf bedienen muss. Nur deshalb konnte damals die Hochschule für Kommunikation das markante Gebäude errichten, das sich auch sehr gut an das Ufer einfügt", heißt es in dem Schreiben an die Stadt.

    Ulmer Stadträte wollen alte Bäume schützen

    Dieser Hinweis hat die Grünen im Ulmer Gemeinderat zum Nachdenken gebracht. "Je länger wir uns damit beschäftigt haben, desto schwieriger wird das Projekt für uns", sagte Stadträtin Annette Weinreich im Bauausschuss. Mit dem neuen Bürogebäude werde das "Sahnegrundstück" ausgemostet - und das für einen Zweck, den man eigentlich einmal ausgeschlossen hatte. 250 Arbeitsplätze sollen nach dem Wunsch von SGP in Ulm entstehen. Die in der Öffentlichkeit vor allem für bedeutende Insolvenzverfahren bekannte Wirtschaftskanzlei hat derzeit insgesamt rund 350 Mitarbeiter an 24 Standorten.

    Zudem griffen die Grünen einen Kritikpunkt auf, den Stadtrat Günter Zloch (CDU/UfA) bei einer früheren Debatte über das Thema vorgebracht hatte: Für den Neubau müssten teils alte und hochgewachsene Bäume fallen. Einige von ihnen können bei einer Bebauung nicht gehalten werden, weil direkt dort das neue Haus oder die Tiefgarage entstehen. Andere würden oberirdischen Parkplätzen zum Opfer fallen. Dagegen sprechen sich nun auch die Grünen mit Vehemenz aus: Angesichts der Bus- und Tramstation Ehinger Tor, die rund zehn Gehminuten entfernt liegt, seien die 19 oberirdischen Stellplätze verzichtbar.

    Große und alte Bäume sollen zu Gunsten des neuen SGP-Stammsitzes abgerissen werden.
    Große und alte Bäume sollen zu Gunsten des neuen SGP-Stammsitzes abgerissen werden. Foto: Alexander Kaya

    Zwar sollen die elf Bäume, die gefällt werden müssen, durch neue ersetzt werden, die ebenso groß werden können. Aber Günter Zloch sagte: "Natürlich kann man die ersetzen. Aber es ist ein Unterschied, ob ich junge Bäume pflanze und 150 Jahre warte oder ob ich stattliche Stadtbäume habe." An der Kritik änderten auch die Hinweise von Baubürgermeister Tim von Winning und Stadtplaner Peter Rimmele nichts, dass doch auch noch zwölf weitere kleinere Bäume zusätzlich gepflanzt würden.

    Schneider, Geiwitz & Partner plant 28 Meter hohen Neubau

    Umstritten war in der Sitzung auch die Höhe des geplanten Gebäudes: 28 Meter, sechs Stockwerke und ein zusätzliches Technikgeschoss. Reinhard Kuntz und Karl Faßnacht (FWG) fanden das arg hoch - ließen sich aber vom Baubürgermeister überzeugen, dass ein schlankes, hohes Gebäude städtebaulich besser in die Umgebung passt als ein breiteres und niedrigeres. Die Grünen dagegen hielten an ihrer Kritik fest: Man wolle sich nicht grundsätzlich gegen eine gewerbliche Nutzung wehren, sagte Michael Joukov-Schwelling. Aber dieses Projekt sei zu groß - vor allem angesichts der Bäume, die geschützt werden müssten. Winfried Walter (CDU/UfA) hielt dagegen: "Wir müssen ehrlich zu uns sein und nicht so tun, als könnten wir jedem Baum hinterherhecheln."

    Baubürgermeister von Winning warnte: Wenn die Stadträte auf einem kleineren Gebäude beharren würden, dann werde der neue Sitz von SGP nicht an dieser Stelle errichtet werden.

    Neubau von Großkanzlei in Ulm: Bauausschuss gibt vorerst grünes Licht

    Die Großkanzlei bezeichne ihren bisherigen Stammsitz im Neu-Ulmer Venet-Haus als zu klein und wolle auf der Ulmer Donauseite auch Spielraum für ein weiteres Wachstum der Firma einplanen. Und lehne man eine gewerbliche Nutzung im Gleisdreieck ab, werde man vermutlich überhaupt keinen Nutzer finden. Denn der Grund sei in Privatbesitz. "Meine Hoffnung, dass wir einen Privatmann finden, der viel Geld ausgibt, damit etwas für die Gemeinschaft entsteht, geht gegen null", sagte von Winning. Dorothee Kühne (SPD) stimmte ihm zu: Alles sei besser als die jetzige Brache - und weil SGP vorhat, die Firmenkantine abends als Restaurant für Gäste zu öffnen, gebe es ja zumindest eine kleine öffentliche Nutzung.

    Mit einer knappen Mehrheit von sieben zu fünf Stimmen sprach sich der Bauausschuss für den Auslegungsbeschluss aus. Die Stadtverwaltung wird allerdings noch einmal ins Gespräch mit dem Investor treten und über die Notwendigkeit der oberirdischen Parkplätze sprechen. Nächster formeller Schritt ist der Satzungsbeschluss des vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Erst wenn das geschehen ist, sind die rechtlichen Voraussetzungen für das Bauprojekt erfüllt.

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