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Ulm/Neu-Ulm: Mehr als 10 000 Besucher: Ein Streifzug durch die Kulturnacht 2019

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Mehr als 10 000 Besucher: Ein Streifzug durch die Kulturnacht 2019

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    Die Kulturnacht in Ulm und Neu-Ulm hatte auch in diesem Jahr wieder einiges zu bieten. 121 Orte verwandelten sich einen Abend lang in Kulturstätten. Im Museum Ulm gab es nervenaufreibende Luftartistik am Vertikaltuch zu sehen.
    Die Kulturnacht in Ulm und Neu-Ulm hatte auch in diesem Jahr wieder einiges zu bieten. 121 Orte verwandelten sich einen Abend lang in Kulturstätten. Im Museum Ulm gab es nervenaufreibende Luftartistik am Vertikaltuch zu sehen.

    Ein tiefes Raunen geht durch das Museum Ulm, als Evelyn Schmid für einen Augenblick im freien Fall Richtung Erdboden saust. So abrupt wie sie gefallen war, kommt die junge Frau wieder zum Stillstand. Schwebt in der Luft, umschlungen von einem knallroten Tuch, an das sie sich fest mit ihren Händen klammert. Mehrfach wiederholt sich dieses fesselnde Schauspiel – auch als ihre Kollegin Ingrid Bauer am seidenen roten Faden unter der Museumsdecke turnt.

    Die Luftakrobatik erinnert ein wenig an das nervenaufreibende Rekordprogramm, das die Menschen zur 19. Kulturnacht nach Ulm und Neu-Ulm lockt. Die Veranstalter sind hochzufrieden, nicht nur das Programm, sondern auch der Ablauf sei rekordverdächtig, ist später zu erfahren. Geschätzt 12500 Menschen ziehen an diesem Samstag bis spät in die Nacht hinein durch die Straßen. Schon ab dem Nachmittag sind viele von ihnen auf der Suche nach Musik, Theater, Literatur und Kunst – denn all das wartet an jeder Straßenecke.

    Insgesamt 121 bespielte Orte, mehr als 500 Akteure: An Auswahl mangelt es für die Kulturbegeisterten an diesem Tag an der Donau sicherlich nicht. Doch die Wahl ist bekanntlich auch eine Qual. Denn selbst der ehrgeizigste Nachtschwärmer verpasst trotz der kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel knapp 90 Prozent des Angebots. Auf den Straßen ist viel los, überall herrscht reger Betrieb. Viele der Umtriebigen laufen schnellen Schrittes, wohl auf dem Weg von einer Darbietung zur nächsten. Da kommt man zwangsläufig nicht umhin, trotz eines ambitioniert geplanten Programms, spät nachts mit dem Gefühl nach Hause zu kommen, mehr verpasst, als gesehen zu haben.

    Etwas paradox, ist das Erlebte doch sehr wohl erlebenswert. Schon am frühen Abend geht es etwa auf dem Münsterplatz zu wie auf einem Basar. Hoch zu Ross rezitiert Lyrikerin Christine Langer lautstark aus ihrem Gedichtband „Körperalphabet“, fünf Meter weiter tritt das Heyoka Theater mit inklusiven Superhelden neben einer Gruppe von Studierenden der Ulmer Schauspielschule auf, die musizieren was das Zeug hält – schnell ist einem klar: der größte Lautsprecher gewinnt.

    Ruhigere Gemüter kommen dagegen auf dem Kulturspatz der Lebenshilfe auf der Donau auf ihre Kosten. Der bringt seine Fahrgäste vom Metzgerturm in die Friedrichsau. An Bord hört man neben ein paar Möwen hauptsächlich die vielen Lacher über Clownin Capriosa. Und die kurze Ruhepause tut gut, denn in den beiden Städten ist es mittlerweile überall laut. Wohin man blickt – und hört – spielt die Musik. Aus der randvollen Hudson Bar schallen Stimme, Schlagzeug und Viola von Polansky wtf Langman, im angenehm gefüllten Innenhof des Edwin-Scharff-Museums trifft Gospelqueen Siyou auf Basslegende Hellmut Hattler, im Brückenhaus ertönt akustischer Elektropop von Al Helsky und im Einsteinhaus entführen einen Chili con Karma mit rhythmischen Klängen nach Afrika. Kommando Walter in der Caponniere 4 fällt leider kurzfristig aus – das heißt im Klartext: durchschnaufen?

    Kulturnacht 1019 in Ulm und Neu-Ulm in der Bahnhofsmission

    Nicht ganz. Es geht weiter zum Judenhof – die spektakuläre Feuershow vom Zirkus Serrando und seinen Artisten darf schließlich auch in diesem Jahr nicht auf dem Besuchszettelchen fehlen. Ein überraschter Blick auf die Uhr enthüllt wenig später: Für einen kurzen Besuch des Alten Friedhofs – hier offenbaren Leichensagerin Ersebeth und Totengräber Theophrast düstere und gruselige Geheimnisse – bleibt keine Zeit mehr. Denn die Uhr tickt auch an der Bahnhofsmission, Mitternacht rückt immer näher. Also die Beine in die Hand nehmen und schnell über den Münsterplatz in Richtung Bahnhof eilen – dafür ist dort mittlerweile reichlich Platz, der Großteil der Besucher hat sich in die kleineren Gassen in der Innenstadt verzogen.

    Moment, Bahnhofsmission? Richtig. Kulturnacht bedeutet schließlich: Besondere Erlebnisse warten auch dort, wo man sie sonst nicht erwartet. Vor der Mission haucht nämlich die Band Brekkie’s Inn dem ansonsten um diese Uhrzeit wie ausgestorbenen Gleis 1 mit leidenschaftlichem Folk aus aller Welt ein bisschen Leben ein.

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