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Ulm/Neu-Ulm: Immer mehr Geschäfte schließen: Tradition kann einpacken

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Immer mehr Geschäfte schließen: Tradition kann einpacken

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    Emilio De La Torre Grau hört auf. Jeans gibt es ab Mitte des Jahres nicht mehr in der Augsburger Straße in Neu-Ulm zu kaufen. Ende Juli ist Schluss. Das Schwestergeschäft in der Ulmer Herrenkellergasse bleibt erst mal bestehen.
    Emilio De La Torre Grau hört auf. Jeans gibt es ab Mitte des Jahres nicht mehr in der Augsburger Straße in Neu-Ulm zu kaufen. Ende Juli ist Schluss. Das Schwestergeschäft in der Ulmer Herrenkellergasse bleibt erst mal bestehen. Foto: Alexander Kaya

    Seit 1976 steht das Modehaus Rank in Ulm für hochwertige Damenoberbekleidung. Nun ist „wir schließen“ am Eingang zu lesen. „Ich bin wehmütig“, sagt Andreas

    Aus dem Textilhandel zieht sich der Ulmer aber nicht komplett zurück: Das zweite Standbein der Familie „Socks and More“ laufe gut. „Die Lage ist einfach zu gut“, sagt Rank über das Geschäft am Münsterplatz. Hier gebe es auch trotz rückgängiger Passantenzahlen genügend Laufkundschaft. Außerdem profitiere er von einem Boom der Socke als modisches Accessoire. Der Aufstieg einer schwedischen Marke mit ihren bunten Designs half einer ganzen Branche.

    Dennoch: „Die ganze Innenstadt klagt“, sagt Rank. Die zahlreichen Leerstände bestätigen dies. Zwar setzt Rank auch auf einen eigenen Onlineshop, doch dies half auch nicht, sein zweites Modehaus zu retten. Zu dominant seien die großen Onlinehändler: „Die lassen einen gar nicht in die vorderen Reihen.“

    "Blue Noon" in Neu-Ulm macht nach über 20 Jahren dicht

    In der vorderen Reihe des stationären Modehandels in Neu-Ulm spielte über 20 Jahre „Blue Noon“ in der Augsburger Straße. Jetzt steht „wir schließen“ an den Schaufensterscheiben. Doch weder der nahen Glacis-Galerie noch dem Onlinehandel gibt Inhaber Emilio De La Torre Grau die Schuld. „Irgendwann muss man halt aufhören“, sagt der 67-Jährige. Und keines seiner vier erwachsenen Kinder hatte Interesse, die Nachfolge anzutreten. Es ist wohl das, was Josef Röll, der Einzelhandelsexperte der Ulmer Industrie- und Handelskammer, als Perspektivlosigkeit vieler inhabergeführter Einzelhandelsgeschäfte bezeichnete. Mit dem Juli dieses Jahres läuft sein Mietvertrag im Eckhaus am Johannesplatz aus. Das zweite „Blue Noon“-Geschäft in der Ulmer Herrenkellergasse wird noch weiter betrieben. De La Torre Grau wird hier einige Zeit seiner Frau zur Seite stehen. Doch auch das Aus für diesen Laden sei im Grunde schon beschlossen, doch der Zeitpunkt stehe noch nicht fest.

    Emilio De La Torre Grau blickt nach einem Vierteljahrhundert im Textilhandel ohne Groll zurück. Trotz vielfacher Konkurrenz habe sich der Wahl-Holzschwanger eine große Stammkundschaft aufgebaut, die er nur schweren Herzens aufgibt. Der stationäre Handel hat aus seiner Sicht durchaus Zukunft: Wer von zehn Hosen aus dem Internet neun zurückschickt, komme wieder in die Läden.

    Experte sagt, es werden wohl weitere Textilgeschäfte schließen müssen

    Dennoch: „Es werden wohl weitere Textilgeschäfte schließen müssen“, befürchtet Handelsexperte Röll. In Zeiten rückgängiger Umsätze hätten die Inhaber von Geschäften – wie an den zwei Beispielen Rank und Blue Noon zu sehen– es immer schwerer, Nachfolger zu finden. Und Neugründungen im stationären Einzelhandel gebe es seit Jahren kaum noch. Und so alterten die Geschäfte mit ihren Kunden – was besonders deutlich im Falle des Modehaus Rank werde. Umso erfreulicher sei es für die Ulmer Innenstadt, wenn neue Geschäfte auch ein jüngeres Publikum ansprechen, wie zuletzt geschehen mit dem Filialisten „Blue Tomato“, der wie berichtet auf den Münsterplatz zieht.

    Lesen Sie auch: Blue Tomato kommt nach Ulm: Board-Laden eröffnet am Münsterplatz

    Der Online-Anteil an Textil wächst

    Das Institut für Handelsforschung aus Köln (IFH) rechnet dennoch damit, dass der stationäre Textilhandel weiterhin Umsatzeinbußen in Kauf nehmen muss. Der Onlineanteil im Textilhandel lag nach neuesten Zahlen zuletzt bei 27,7 Prozent. Die Tendenz zeigt laut IFH, dass ein Wachstum des Onlineanteils pro Jahr zwischen 1,5 und zwei Prozent nicht unwahrscheinlich ist. Dieser Umsatz fehlt dann anderswo.

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