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Ulm/Neu-Ulm: Corona-Hilfen: Unternehmer aus Ulm fordern endlich Taten statt Worte

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Corona-Hilfen: Unternehmer aus Ulm fordern endlich Taten statt Worte

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    Auch die Händler in der Glacis-Galerie leiden unter dem Lockdown.
    Auch die Händler in der Glacis-Galerie leiden unter dem Lockdown. Foto: A. Kaya

    Die Industrie- und Handelskammer (IHK) aus Ulm fordert dringend Nachbesserungen bei der Corona-Wirtschaftshilfe. „Die Situation spitzt sich vor allem bei den derzeit geschlossenen Betrieben von Tag zu Tag immer mehr zu. Die so genannte Überbrückungshilfe III muss diesen Unternehmen endlich wirklich helfen und nachgebessert werden“, sagt Präsident Jan Stefan Roell. Die IHK hätte hierzu eine Reihe von Vorschlägen.

    "Der Begriff ‚Hilfen‘ ist ja schon irreführend", sagt der Ulmer IHK-Präsident

    Mit Blick auf die beim Bund-Länder-Gipfel beschlossenen Anpassungen der Wirtschaftshilfen merkt Roell an: "Wohlwollende Worte reichen nicht aus.“ Die Erfahrungen aus der IHK-Beratung würden zeigen, dass das Eigenkapital bei einem seit Monaten untersagten oder nur eingeschränkt möglichen Wirtschaften vielfach aufgebraucht sei. „Der weiterhin nur teilweise Ausgleich von Fixkosten wird somit auf Dauer selbst bei jahrelang gut geführten Unternehmen nicht zum Überleben reichen. Wir brauchen weitere Nachbesserungen und dabei auch mehr Ehrlichkeit in der öffentlichen Debatte. Alleine der Begriff ‚Hilfen‘ ist ja schon irreführend und suggeriert einen völlig falschen Eindruck. Es geht doch eigentlich um Entschädigungen für einen durch den Lockdown verursachten Schaden, für den die betroffenen Unternehmen nichts können“, sagt Roell.

    Ulm: Welche Betriebe in Sachen Corona-Hilfen benachteiligt werden

    Aus Sicht der IHK Ulm muss die Basis der anzusetzenden Fixkosten daher verbreitert und somit mehr der Realität angeglichen werden. Insbesondere die pauschale Berücksichtigung der Personalkosten mit 20 Prozent auf die Fixkosten stößt bei der IHK auf Unverständnis. „Damit werden personalintensive Betriebe gegenüber sachkostenintensiven Betrieben systematisch benachteiligt. Gerade in Krisensituationen muss aber doch alles daran gesetzt werden, dass Arbeitsplätze bestehen bleiben. Insofern müssen die im Betrieb verbleibenden Personalkosten dringend mit der tatsächlichen Höhe ansetzbar sein“, fordert der IHK-Präsident. Ähnlich verhalte es sich mit den genutzten Räumen: So seien Mietkosten ansetzbar, monatliche Finanzierungsbelastungen für eigene Gebäude mit Ausnahme der Zinskosten aber nicht.

    Mit Blick auf die geplante Anrechnung von Abschreibungen auf nicht verkäufliche Saisonware appelliert die IHK an eine großzügige Handhabung. „Es darf nicht wieder so sein, dass großen Ankündigungen am Ende nur kleine Effekte gegenüberstehen“, sagt Roell. Nicht zuletzt sieht die IHK auch Handlungsbedarf hinsichtlich der Anrechnung von Förderkrediten auf die insgesamt zulässige Fördersumme je Betrieb. „Wenn überhaupt, sind allenfalls die subventionierten Zinsen als Hilfen anzusehen. Der Kredit selbst ist ja aber ganz normal zurückzuzahlen. Diese Anrechnung ist betriebswirtschaftlich unsinnig. Zudem werden auf diese Weise die tatsächlichen Unterstützungen für die Betriebe an einer weiteren Stelle ungerechtfertigt eingeschränkt“, erläutert Roell.

    Corona: Gastronomie und Reisebüros mit dem Rücken zur Wand

    Auch die für den Kreis Neu-Ulm zuständige IHK Schwaben schlägt Alarm: „Viele Unternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Präsident Andreas Kopton. 93 Prozent aller Tourismusbetriebe sprechen von einer schlechten Geschäftslage. 95 Prozent mussten bereits 2020 einen Umsatzrückgang verkraften. Inzwischen ist die Situation für jeden fünften Hotelier oder Gastronom existenzbedrohend. Differenzierter ist die Lage im Einzelhandel. Hier gibt es auch Unternehmen, die bislang gut durch die Krise gekommen sind. Ein Viertel der Händler steigerte den Umsatz, 50 Prozent mussten Verluste verkraften. Während der Online- oder Lebensmittelhandel oftmals gute oder sehr gute Geschäfte verzeichnet, ist das Geschäft beispielsweise im stationären Handel mit Saisonware komplett eingebrochen.

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