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Ulm/Neu-Ulm: Bundesweit einmaliger Test: An der maroden Gänstorbrücke wird jetzt geforscht

Ulm/Neu-Ulm

Bundesweit einmaliger Test: An der maroden Gänstorbrücke wird jetzt geforscht

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    An der Gänstorbrücke wird jetzt geforscht.
    An der Gänstorbrücke wird jetzt geforscht. Foto: Sebastian Mayr

    Zwei Tage lang haben sich Fachleute Anfang September beim Brückenkolloquium in Esslingen ausgetauscht, um die Gänstorbrücke drehte sich ein ganzer Themenblock mit drei Vorträgen. Jetzt wird das marode Bauwerk über die Donau zum Forschungsobjekt: Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) baut zusätzliche Sensoren ein, die den Zustand der Brücke messen. Die Technik stammt aus der Vulkanforschung.

    Schon jetzt messen die Städte Ulm und Neu-Ulm mithilfe zahlreicher Sensoren, wie es um den Zustand der Brücke bestellt ist. Dabei nutzen sie auch akustische Verfahren: Bestimmte Geräusche, etwa ein Knacken, bedeuten eine Gefahr. Die neuen Sensoren gehen einen Schritt weiter. Ultraschallsignale, die ausgesandt werden, zeigen Veränderungen im Material an. Probleme bei der Statik der Gänstorbrücke können, wenn die Technik funktioniert, dadurch schon erkannt werden, bevor sie auftreten – Tage, Wochen oder Monate früher. „Wir klauen Ideen von Seismologen, die Vulkane überwachen“, erklärt Ernst Niederleithinger, Fachbereichsleiter Zerstörungsfreie Prüfmethoden für das Bauwesen bei der BAM in Berlin.

    Die marode Gänstorbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm wird abgerissen und neu gebaut

    Zerstörungsfreie Prüfung – 30 Löcher mit einer Tiefe von je 35 Zentimetern haben die Fachleute für die Sensoren gebohrt und vorher genau geprüft, dass die Stabilität der Gänstorbrücke dadurch keinen Schaden nimmt. 20 Sensoren sind in der Brückenmitte angebracht worden, der Rest an den Widerlagern, durch die das Bauwerk am Ufer befestigt ist. Von den Ergebnissen könnten viele profitieren: die BAM, die Bundesanstalt für Straßenwesen, Wissenschaftler und die Städte Ulm und Neu-Ulm. Ihnen sollen nach einer Testauswertung die Daten zur Verfügung gestellt werden. Die Genauigkeit des städtischen Monitoring-Systems für die Gänstorbrücke soll dadurch steigen, hofft der Ulmer Brückenexperte Gerhard Fraidel. Schon für das aktuelle System hat Geophysiker Ernst Niederleithinger von der BAM nur Lob übrig: „Besser kann man es nicht machen“, sagt er.

    Der Test soll zeigen, ob es in Zukunft vielleicht doch noch besser geht – mit dem neuen Verfahren. Man habe es bisher nur tageweise an befahrenen Brücken testen können, sagt Niederleithinger. Ansonsten werde es lediglich an einer Brücke bei der Bundesanstalt für Straßenwesen ausprobiert, die aber nicht für den Verkehr freigegeben ist. Die Städte Ulm und Neu-Ulm seien sehr offen für den Versuch gewesen, die Zusammenarbeit viel einfacher als mit anderen Kommunen, lobt Niederleithinger. Die Messungen an der Gänstorbrücke bezeichnet er als wichtigen Feldtest: „Das ist die erste Brücke, die wir bis zum Rückbau in zwei, drei Jahren nutzen können.“ Dass das Bauwerk altersschwach ist, sei für den Test nur von Vorteil. „Wir wollen ja wissen, ob das System funktioniert“, sagt Ernst Niederleithinger.

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