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Ulm/Neu-UIm: Gänstorbrücke: Das völlig marode Denkmal

Ulm/Neu-UIm

Gänstorbrücke: Das völlig marode Denkmal

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    Die Gänstorbrücke ist eine der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland errichteten Spannbetonbrücken und ist – was den baden-württembergischen Teil angeht – denkmalgeschützt. Weil sie aber völlig marode ist, wird sie baldmöglichst durch einen Neubau ersetzt.
    Die Gänstorbrücke ist eine der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland errichteten Spannbetonbrücken und ist – was den baden-württembergischen Teil angeht – denkmalgeschützt. Weil sie aber völlig marode ist, wird sie baldmöglichst durch einen Neubau ersetzt. Foto: Alexander Kaya

    Die Gänstorbrücke zwischen Ulm und Neu-

    Lesen Sie auch: Schwertransport beschädigt marode Gänstorbrücke noch stärker

    Die Überfahrt des Mega-Laster führte am 17. Mai zu bleibenden Verformungen des Spannstahls, die die Lebensdauer der Brücke noch mal reduziert hätten. Reduziert wurde in der Folge auch das zulässige Gesamtgewicht für Fahrzeuge, die die Brücke noch überqueren dürfen. Und zwar von 40 auf 24 Tonnen. Das bedeutet, das Omnibusse noch über die Brücke fahren dürfen, viele Laster jedoch nicht.

    Eine Verlängerung der Restlebensdauer der Gänstorbrücke, etwa durch Stahlbänder oder Stützen, die auf in der Donau noch vorhandene Fundamente der Vorgängerbrücke aufsetzen, sieht Fraidel kritisch. Erstens sei eine Vollsperrung von vier bis bis Monaten zur Ertüchtigung nicht zu vermeiden. Und zweitens sei der Erfolg der teuren Maßnahme nicht zu garantieren.

    Zur Not eine einspurige Behelfsbrücke in Modulbauweise aus Stahl

    Sollte das mit zahlreichen Sensoren versehene Monitoringsystem ausschlagen und die Ampel auf Rot schalten gibt es Fraidel zufolge drei Handlungsmöglichkeiten: Fehlalarm, Sperrung für Laster oder Komplettsperrung. Falls dieser „unwahrscheinliche Fall“, so der von Winning, eintrete, will Ulm aber künftig einen Plan-B in der Schublade haben. Und dies wäre der sofortige Bau eines Provisoriums. Ein einspurige Behelfsbrücke in Modulbauweise aus Stahl könne binnen maximal drei Monaten befahrbar sein. Was das kostet, sei noch unklar. Ulm hat vorsorglich mal 150 000 Euro beiseitegelegt. Die Behelfsbrücke soll im Falle eines Notfalls direkt neben der Gänstorbrücke stromaufwärts gebaut werden. Hier, wo die Gideon-Bacher-Straße zur Berblingerstraße wird, sei am ehesten Platz für eine Notspur.

    Der genaue Schädigungszustand lasse sich aufgrund der Vielzahl an Spanngliedern nicht sagen. Doch Fraidel zeigte anhand von Fotos eindrucksvoll im Bauausschuss, wie sich die Risse im Beton verlängerten. Laufend verursache Tausalz Korrosionsvorgänge, die sich nicht stoppen ließen. Wie es in einem Ingenieurgutachten heißt, sollte ein Ersatzneubau schnellstmöglich realisiert werden.

    Denn selbst wenn sich keine zusätzlichen negativen Entwicklungen ergeben, halte die Brücke maximal noch fünf Jahre. Und so machte der Bauausschuss am Dienstag den Weg drei für einen Neubau. Im Zuge eines europaweiten Bewerbungsverfahrens werden bis zu zehn Bewerber ausgewählt. Ein Preisgericht wählt dann – den nach einem Punktesystem bewerteten – besten Entwurf aus.

    Die Gänstorbrücke steht unter Denkmalschutz. Zur Hälfte

    Was den Abriss angeht, steht Ulm vor einer unerwarteten Hürde: Die Gänstorbrücke steht unter Denkmalschutz. „Zumindest bis zur Hälfte“, sagte von Winning Neu-Ulm habe vor Jahren diese Empfehlung nicht umgesetzt. Das für Denkmalschutz zuständige Regierungspräsidium Stuttgart bestätigte auf Anfrage, dass es sich um ein Kulturdenkmal handle, an deren Erhaltung ein öffentliches Interesse bestehe.

    Die unscheinbare Gänstorbrücke ist nämlich eine der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland errichteten Spannbetonbrücken. Der zuständige, 1897 in München geborenen Architekt Ulrich Finsterwalder galt als einer der Pioniere dieser Bauweise. Der Höhepunkt seines Architektenlebens war jedoch nicht die Ulmer Gänstorbrücke sondern die 1965 fertiggestellte Bendorfer Brücke über den Rhein mit einer damaligen Rekordspannweite von 208 Metern. Die Aberkennung des Denkmalschutzes der halben Ulmer Brücke hält von Winning eher für eine Formalie.

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