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Ulm/Neckarsulm: Briefbomben bei Lidl und Capri Sonne: Spur führt nach Ulm

Ulm/Neckarsulm

Briefbomben bei Lidl und Capri Sonne: Spur führt nach Ulm

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    Im Lidl Verwaltungsgebäude ist am Mittwochnachmittag eine Briefbombe explodiert.
    Im Lidl Verwaltungsgebäude ist am Mittwochnachmittag eine Briefbombe explodiert. Foto: Christoph Schmidt, dpa

    Nach Explosionen bei Lebensmittelfirmen in Neckarsulm und Eppelheim vermuten die Ermittler mittlerweile einen Serientäter hinter den Angriffen. Inzwischen wurde eine dritte Briefbombe gefunden. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen. Eine Spur deute aber darauf hin, dass die Postsendungen in Ulm auf den Weg gebracht wurden, so die Staatsanwaltschaft Heidelberg am Freitagnachmittag. Die Bild hatte darüber zuerst berichtet.

    Weiter bestätigt die Staatsanwaltschaft jetzt, dass die dritte Sendung an den Babynahrungshersteller Hipp in Pfaffenhofen an der Ilm adressiert war. Die kriminaltechnischen Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Nach derzeitigem Stand sollen die Taten aber zusammenhängen. Dass noch weitere Briefbomben im Umlauf sind, wird als "wenig wahrscheinlich" eingeschätzt. Gänzlich ausschließen können die Behörden es aber nach eigenen Angaben nicht.

    Briefbomben wurden an Postannahmestelle in Ulm abgegeben

    Die dritte Sendung war in der Nacht zum Donnerstag an einem Postverteilzentrum am Münchner Flughafen identifiziert und entschärft worden. Offenbar war sie gemeinsam mit dem Brief und dem Paket für den Getränkehersteller Wild (Capri Sonne) in Eppelheim und die Lidl-Zentrale in Neckarsulm an einer Postannahmestelle in Ulm abgegeben worden. Angeliefert wurden die Pakete von DHL.

    Laut Bild sei der Fund der dritten Bombe kein Zufallsfund gewesen. Ermittler aus Baden-Württemberg hätten den konkreten Hinweis gegeben, dass es dort eine weitere Briefbombe geben muss.

    Briefbomben in Süddeutschland: Motiv ist noch völlig unklar

    Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Staatsanwaltschaft Heidelberg führen die Ermittlungen. Bislang liege das Motiv völlig im Dunkeln. Eine Sonderkommission mit 100 Beamten untersucht die Fälle und beschäftigt sich dabei auch mit ähnlichen früheren Taten. So ist ein Briefbomben-Erpresser, der 2017 die Menschen in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg in Angst und Schrecken versetzte, immer noch auf freiem Fuß. Im Ermittler-Team sind auch Beamte des Polizeipräsidiums Ulm.

    Die drei Sendungen trugen fiktive Absender. Ein Bekennerschreiben war am Freitagnachmittag noch nicht eingegangen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass dies noch komme, nachdem ein gewisser Druck aufgebaut worden sei, hieß es.

    In einer Pressemitteilung hieß es: „Derzeit prüfen Spezialistinnen und Spezialisten sämtliche an den Tatorten und der entschärften Sendung gesicherte Spuren, um möglichst rasch der Täterschaft, zu deren Motivlage bislang noch keine Erkenntnisse vorliegen, auf die Spur zu kommen.“

    Nach Explosionen bei Lidl und Capri-Sonne: Alle Verletzten haben Krankenhaus verlassen

    Unterdessen sind alle Verletzten aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ein Mitarbeiter des Getränkeherstellers in Eppelheim hatte am Dienstag ein Knalltrauma erlitten, als er in der Warenannahme ein Paket angenommen hatte. Drei Menschen wurden am Mittwoch beim Öffnen eines Briefes in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm verletzt.

    Der Discounter teilte mit, seine ohnehin sehr hohen Sicherheitsmaßnahmen für Verwaltungsstandorte, Warenverteilzentren und Filialen umgehend verstärkt zu haben. Nach Einschätzung der Behörden besteht aber kein erhöhtes Risiko mehr. Alle Mitarbeiter, die den Großeinsatz wegen des explosiven Briefs miterlebt hätten, seien medizinisch und psychologisch betreut worden. Die Beschäftigten des betreffenden Gebäudes seien im Homeoffice.

    Lebensmittel-Branche sei emotionaler Kritik ausgesetzt

    Indes ruft der Lebensmittelverband seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf. "Wir haben sie informiert, auf was bei der Paketannahme geachtet werden muss", sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

    Die Poststellen sollen Sendungen aussortieren, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheiten aufweisen oder ungewöhnlich schwer sind. Die Branche sei sehr emotionaler Kritik ausgesetzt, der an Hass grenze. Dieser äußere sich in sozialen Medien, E-Mails oder Drohanrufen. Da werde auf die Lebensmittelindustrie "eingedroschen". Das sei in dieser Woche wieder sehr akut gewesen. (mit dpa)

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