Der Schrecken ist den Besuchern des Bürgerhauses Mitte noch deutlich anzusehen. Wie bereits berichtet, wurde vorvergangenen Samstag ein 51-jähriger Opfer einer mutmaßlich rassistisch motivierten Straftat. Aus diesem Grund luden die Bewohner des Gebäudes ihre Nachbarn zu einer Diskussion – mit dem Ziel, einen offenen Brief an die Behörden der Stadt Ulm zu verfassen. Gut 20 Unterzeichner waren zugegen, als das betroffene Opfer nochmals von seinem erlittenen Angriff berichtete.
Demnach soll es sich, entgegen der ursprünglichen Meldung der Polizei und der darauf folgenden Berichterstattung in den Medien um keine Feier oder lautstarke Party gehandelt haben. Vielmehr habe sich die Gruppe gebürtiger Nigerianer, von denen einige – wie das spätere Opfer – die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, zu Gesprächen im Saal des Bürgerhauses getroffen. Bei der Verabschiedung vor dem Tor sei plötzlich der 50-Jährige aufgetaucht und habe die Gruppe massiv bedroht, woraufhin ein Mitglied der Besucher zunächst versucht haben soll, den aggressiven Anwohner zu beruhigen. Ohne Vorwarnung habe dann der Angreifer eine Gaspistole hinter seinem Rücken hervorgezogen und begonnen zweimal auf den 51-Jährigen zu schießen.
Der Angriff vor dem Bürgerhaus Mitte in Ulm wird klar verurteilt
Großen Verdruss bereitet den Initiatoren der Unterschriftenaktion, unter ihnen der Leiter der Bürgerunion Zebra, Lothar Heusohn, dass die Stadt bis heute offiziell keine Stellung zu diesem Vorfall genommen hat. Das kurze Statement des Finanzbürgermeisters Martin Bendel reiche nicht aus, so die einhellige Meinung der Beteiligten. Deshalb fordern sie in ihrem offenen Brief, dass die Stadt klar Stellung bezieht. „Die Faktenlage ist aus unserer Sicht zu diesem Zeitpunkt eindeutig“, heißt es in den Schreiben. Zudem sollten „die von den Drohungen betreffenden Menschen und Gruppen“ in die Diskussion eingebunden werden: „Wir sollten nicht über-, sondern miteinander reden.“
Das Bürgerhaus in der Schaffnerstraße sei „ein Zeichen der gelebten Vielfalt und ein Symbol der ,Internationalen Stadt Ulm‘“. Zahlreiche unterschiedliche Menschen kommen dort zusammen – sei es, um sich im Rahmen von Kultur-, Bildungs- und Privatveranstaltungen auszutauschen oder sich ehrenamtlich zu engagieren. „Diese Vielfalt ist gerade in unserer heutigen Welt wichtiger denn je!“ Und weiter: „Wir verurteilen Rassismus und jegliche Form von Diskriminierung und solidarisieren und mit den verschiedenen Gruppen, die das Haus nutzen.“ Einen großen Wert lege man zudem auf eine korrekte Berichterstattung, wobei konkret die Übernahme der Polizeimeldung in den Medien kritisiert wurde. Allein mehr Transparenz sei wünschenswert, so ein Unterzeichner.
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Nach Aussage von Heusohn sei der offene Brief dringend notwendig, da nach eigenem Empfinden die Gewalt in den vergangenen Jahren stetig zugenommen habe. Neben verschiedenen städtischen Behörden, allen voran der Oberbürgermeister sollen auch internationale Organisation wie Amnesty International von diesem Vorfall in Kenntnis gesetzt werden.
Wie sowohl das Opfer als auch ein Anwohner beim Treffen unabhängig berichteten, habe der Angreifer die Worte „Texas, Texas“ gerufen und dabei auf ein Emblem seiner Jacke gedeutet. In dem amerikanischen Bundesstaat hatte Anfang August ein 21-jähriger Weißer in einem Einkaufszentrum 20 Menschen erschossen, mutmaßlich war die Tat rassistisch motiviert. Bei dem Angriff vor dem Bürgerhaus sei es dem 51-jährigen gebürtigen Nigerianer, der bereits seit 26 Jahren in Deutschland lebt und einer geregelten Arbeit nachgeht, gelungen, den Angreifer bis zum Eintreffen der alarmierten Polizei festzuhalten.
Was bleibt, ist die Angst, erzählte das Schussopfer in bestem Deutsch nachdenklich, um dann fortzufahren: „Wir lassen uns von solchen Leuten nicht vertreiben. Wenn wir zu Hause blieben, hätten diese ja ihr Ziel erreicht.“ (mit aat)
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