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Ulm: Mordprozess in Ulm: Schlug der Angeklagte zu oder stand er Schmiere?

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Mordprozess in Ulm: Schlug der Angeklagte zu oder stand er Schmiere?

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    In diesem Haus am Eselsberg spielte sich am 6. Januar 2018 das Todesdrama ab.
    In diesem Haus am Eselsberg spielte sich am 6. Januar 2018 das Todesdrama ab. Foto: Alexander Kaya (Archivfoto)

    Der brutale Mordfall auf dem Eselsberg vom 6. Januar 2018, bei dem ein behinderter 59 Jahre alter Mann einen qualvollen Tod erlitt, hatte im Raum Ulm für Erschütterung gesorgt. Wegen Mordes in Tateinheit mit einem Raub mit Todesfolge und gefährlicher Körperverletzung ist in einem ersten Prozess ein in Ulm lebender Georgier nach einem langwierigen Schwurgerichtsprozess im September vergangenen Jahres zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Am Dienstag begann ein Indizienprozess gegen einen kirgisischen Staatsangehörigen (36), der laut Staatsanwaltschaft ein Mittäter des Georgiers bei der Bluttat gewesen sein soll. Er und ein anderer Einbrecher sollen das Opfer gefesselt, mit einer Eisenstange geschlagen und schließlich geknebelt haben. Der Anwalt des Mannes dagegen sagt, sein Mandant habe bloß Schmiere gestanden.

    Der Kirgise war nach der Tat nach Israel geflüchtet, wo er schon einmal gelebt hatte. Es dauerte zwei Jahre, bis er mithilfe eines internationalen Haftbefehls aufgespürt und schließlich nach Deutschland ausgeliefert werden konnte. Nach den Erkenntnissen der Kripo soll noch ein weiterer Komplize aus Georgien an dem Raubmord beteiligt gewesen sein, der offensichtlich nach der Tat in seine Heimat flüchtete, wo er aber nicht ausgeliefert werden kann. In Deutschland waren der Kirgise und der Georgier auf einer Einbrechertour unterwegs. Der verurteilte Täter kannte die beiden gut.

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    Eine Schlüsselrolle hatte die Ehefrau des lebenslänglich verurteilten Georgiers in dem Fall gespielt. Die gebürtige Russin ging bei einer vermögenden 94-Jährigen als Haushaltshilfe in ihrem Domizil auf dem Eselsberg ein und aus, sie wusste genau, wo die alte Dame ihr Geld und ihren Schmuck deponiert hat. Der Getötete wohnte als Sohn bei ihr im oberen Stockwerk des Hauses.

    Die Russin gab ihrem Mann den entscheidenden Tipp, wie man ins Gebäude kommt. Und wo sich Geld und Schmuck befinden.

    Der Ehemann hatte keinen Job und lebte von der Hand in den Mund. Das Elend vergrößerte sich noch, als die Ehefrau krankheitsbedingt nicht mehr bei der Arbeiterwohlfahrt arbeiten konnte.

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    Die Ehefrau saß im ersten Prozess mit auf der Anklagebank, denn sie wartete in ihrem Wagen in der Nähe des Tatortes auf ihren Mann, als der Mord geschah, der keinesfalls von vornherein von den Täter so eingeplant war. Die wollten eigentlich nur so schnell wie möglich an die Wertsachen ran. Allein der erbeutete Schmuck, den die Frau in ihrem Schlafzimmer aufbewahrt hatte, verkörperte einen Wert von rund 10.000 Euro. Die Beute wollten sich die Täter teilen. Es kam jedoch alles anders als geplant.

    Nach den Ermittlungen der Kripo schlichen sich die drei Männer über den Keller in die Wohnung der alten Dame, die in ihrem Bett schlief. Als der Sohn verdächtige Geräusche im Haus vernahm, ging er in die Wohnung seiner Mutter. Die überraschten Täter stürzten sich sofort auf den Sohn und schlugen ihn nieder. Sie knebelten ihn auf dem Boden so fest, dass er kaum Luft bekam. Auch durch die Nase konnte er nicht atmen, weil sie durch Blut nach einem Schlag verstopft war. Als später, nachdem die Männer geflüchtet waren, der von der Mutter gerufene Rettungsdienst eintraf, konnte er nichts mehr ausrichten. Der 59-Jährige hatte zu wenig Luft bekommen und war erstickt. Alle medizinischen Bemühungen blieben vergeblich.

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    Im ersten Prozess wurde der Mann der Haushaltshilfe durch DNA-Spuren am Klebeband überführt, mit dem der Mund versiegelt worden war. Vor den Richtern hatte der Georgier den beiden Komplizen die Hauptschuld an dem Verbrechen zugewiesen, was die Richter ihm aber nicht abnahmen.

    Seine Ehefrau gestand im ersten Verfahren ihre Schuld an den Vorbereitungen der Tat ein und wurde wegen Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung im ersten Prozess zu seiner Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Das Paar war nach der Tat nach Italien zu ihrer Schwester gefahren. Als sie Tage später nach Ulm zurückfuhren, wurden sie festgenommen.

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    Gefesselt wurde der 36-jährige Kirgise von einem Justizbeamten gestern um 8.30 Uhr in den Schwurgerichtssaal geführt, wo die Abstandsregeln genau überwacht wurden. Nach der Verlesung der Anklageschrift durch den Oberstaatsanwalt bekam der Angeklagte die Gelegenheit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Er machte aber von dem ihm zustehenden Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Auch über seine persönlichen Verhältnisse wollte er nichts sagen.

    Der am Dienstag begonnene Indizienprozess wird Schwerstarbeit für das Schwurgericht, weil die Spurenlage noch wesentlich schlechter ist als im ersten Prozess. Es sind 14 Verhandlungstage mit 24 Zeugen eingeplant. Am kommenden Freitag wird der Prozess weitergeführt.

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