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Ulm: Mord, Gewalt und Einbrüche: So kriminell war das vergangene Jahr rund um Ulm

Ulm

Mord, Gewalt und Einbrüche: So kriminell war das vergangene Jahr rund um Ulm

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    Das Polizeipräsidium Ulm präsentiert die Sicherheitsbilanz aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2020.
    Das Polizeipräsidium Ulm präsentiert die Sicherheitsbilanz aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2020. Foto: Benedikt Siegert (Symbolfoto)

    Die Zahl der registrierten Straftaten im Jahr 2020 ist im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm (PP Ulm) im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen: 38.864 Straftaten verzeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik 2020 für die Landkreise Alb-Donau, Biberach, Heidenheim, Göppingen und die Stadt Ulm. Das sind 1.343 Delikte weniger, was einem Rückgang von drei Prozent entspricht.

    Kriminalitätshäufigkeitszahl rund um Ulm sinkt

    Die Kriminalitätshäufigkeitszahl - ein Wert, der die Zahl der Straftaten je 100.000 Einwohner angibt- lag im vergangenen Jahr präsidiumsweit bei 4.242. Das ist im Vergleich zu 2019 ein Rückgang um fast vier Prozent (-167). Die Zahl liegt damit unter dem Schnitt des Landes mit 4.866 Delikten je 100.000 Einwohner. Im Alb-Donau-Kreis ging diese Zahl um acht Prozent auf 2.871 zurück. In der Stadt Ulm reduzierte sich die Kriminalitätsbelastung von 2019 auf 2020 um fast sechs Prozent auf nunmehr 7.996 Straftaten je 100.000 Einwohner.

    Verantwortlich für diese Entwicklung dürften nach Einschätzung der Polizei die Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie sein.

    • Diebstahl: Besonders in Bereichen der Diebstahlsdelikte gingen die Zahlen zurück: Der einfache Diebstahl reduzierte sich um fast 15 Prozent, auf 6.068 Straftaten. Das sind 1.041 Straftaten weniger als im Vorjahr. Im Bereich der Ladendiebstähle reduzierte sich die Zahl der Taten um 218 auf nun 2.079 Delikte. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Gelegenheiten für Täter aufgrund des Lockdowns wegfielen.
    • Einbrüche: Die Zahl der Wohnungseinbrüche liegt nach einem Rückgang von 19 Prozent mit 357 Delikten sogar auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre.
    • Straßenkriminalität: Darüber hinaus wirkt sich auch der Rückgang der Straßenkriminalität, das sind sämtliche Straftaten auf Straßen, Wegen oder Plätzen,(von 5.804 auf 5.039 Fälle) als auch der Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum (von 1.922 auf 1.668 Taten) positiv auf die Sicherheitsbilanz aus. Die Zahlen sind hier so niedrig, wie seit fünf Jahren nicht mehr.
    • Morde: Die polizeiliche Kriminalstatistik für 2020 verzeichnete 40 Straftaten gegen das Leben. Alle Delikte in diesem Bereich (neun Mordtaten, 19 Fälle von Totschlag, acht fahrlässige Tötungsdelikte und vier Schwangerschaftsabbrüche) wurden aufgeklärt. Im Vorjahr verzeichnete das PP Ulm noch 45 solcher Taten, von denen 44 aufgeklärt wurden.
    • Sexualstraftaten: Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung verzeichnet das Polizeipräsidium Ulm einen Anstieg um etwas mehr als 30 Prozent: 918 Delikte kamen im Jahr 2020 zur Anzeige - das sind 214 mehr als im Vorjahr. 136 Taten und damit 15 Prozent fanden im öffentlichen Raum statt. Ungefähr die Hälfte der 73 beim PP Ulm registrierten Fälle von exhibitionistischen Handlungen und 49 Fälle der sexuellen Belästigung fanden in der Öffentlichkeit statt. Der andere Teil fand im nichtöffentlichen Bereich statt.
    • Missbrauch: Im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern musste das PP Ulm 178 Fälle zur Anzeige bringen - ein Fall mehr als noch im Vorjahr. Meistens werden auch diese Taten über das Internet begangen, indem Kindern pornografisches Material zugespielt wird oder sie zu sexuellen Handlungen aufgefordert werden. Auch die Zahl der Vergewaltigungen hat zugenommen: 69 solcher Taten waren es im vergangenen Jahr. Das sind zwölf mehr als noch im Vorjahr.
    • Aggression: Zurückgegangen ist auch die Anzahl der Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum. Sie liegt mit 1.668 Delikten auf einem Fünf-Jahres-Tief und reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent. Während Straftaten gegen das Leben und Körperverletzungsdelikte spürbar rückläufig waren (von 18 auf zehn, das ist ein Minus von 44 Prozent, beziehungsweise 472 auf 409 Fälle, -13 Prozent) stieg die Anzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in der Öffentlichkeit von neun Fällen im Jahr 2019 auf 14 Fälle im vergangenen Jahr.
    • Angriff von Polizisten: Der Anstieg der Fälle, bei denen Polizisten im Einsatz angegriffen werden, bereitet dem Präsidenten des Polizeipräsidiums Ulm, Bernhard Weber, zunehmend Sorge. Eine Null-Toleranz-Strategie verspricht er, um diesen Delikten Einhalt zu gebieten: "Jede oder jeder, der eine Polizistin oder einen Polizisten bei der Ausübung des Dienstes angreift, wird zur Rechenschaft gezogen", so Weber. Insgesamt 305 solcher Fälle verzeichnete das Polizeipräsidium Ulm 2020. Das ist ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wo die Anzahl dieser Taten bei 271 lag. Die Zahl ist so hoch, wie seit fünf Jahren nicht mehr.
    • Betrug: Einen besonderen Fokus hat das Polizeipräsidium Ulm auf Betrugsdelikte, vor allem auf Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, bei denen Täter bei ihren Opfern anrufen und sich als Polizist oder Verwandter ausgeben. Hier verzeichnete die Ulmer Polizei 2020 insgesamt 1.090 Delikte. Es zeigt sich die Dimension in diesem Deliktsbereich darin, dass der Schaden, den die Täter bei ihren Opfern verursachten, im vergangenen Jahr bei über zwei Millionen Euro lag - 2019 betrug er noch um die 400.000 Euro. Vergangenes Jahr kam es in 68 Fällen zur Übergabe von Geld oder Wertsachen, im Vorjahr fand bei 31 Taten eine Übergabe statt.
    • Schockanrufe: Nur selten an Wertgegenstände kommen Betrüger per Telefon. Die Anzahl der Versuche liegt mit 1.022 sehr hoch. Drei Prozent der Fälle (also 29 Straftaten) klärte die Ulmer Polizei auf. Im Vorjahr waren es mit zehn aufgeklärten Fällen noch 0,5 Prozent. Bei dem Phänomen "Falscher Polizeibeamter" erfasste die Ulmer Polizei im vergangenen Jahr 853 solcher Straftaten (2019 waren es 1.721). Beim sogenannten "Enkeltrick" verzeichnete das Präsidium im vergangenen Jahr 154 Delikte, im Vorjahr waren es noch 253. Darüber hinaus registrierte das PP Ulm 83 Schockanrufe, also Telefonate, in denen der Anrufer eine Notlage vortäuscht und sein Opfer psychisch unter Druck setzt um es zu einer Geldübergabe anzuhalten.
    • Gewalt: Im Bereich der häuslichen Gewalt verzeichnet die Statistik ein Fünf-Jahres-Hoch: 964 solcher Delikte kamen 2020 zur Anzeige. Das sind 156 und damit 19 Prozent mehr als in 2019. Eine besondere Zunahme ist im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (von zwölf Fällen im Jahr 2019 auf 20 Fälle in 2020, +67 Prozent),der Nötigung (vier Fälle in 2019, 14 im Jahr 2020, +250 Prozent) und der Bedrohung (hier stieg die Zahl von 56 auf 79 Taten, +41Prozent) festzustellen.
    • Propaganda: Insgesamt 175 politisch motivierte Straftaten, also Delikte der rechten, linken, ausländischen und religiösen Ideologie, verzeichnete das PP Ulm im Jahr 2020. Das sind 49 Delikte weniger als 2019, in welchem 224 solcher Taten angezeigt wurden (-22 Prozent). Vor allem im Bereich der rechten Ideologie reduzierte sich die Zahl der Delikte: Waren es 2019 präsidiumsweit noch 142, lag sie im Vorjahr bei 95. Das ist ein Rückgang um 33 Prozent. Angezeigt wurden dabei vor allem sogenannte Propagandadelikte (54 Fälle) und Straftaten der Volksverhetzung (28Fälle). Die Anzahl der Straftaten mit linker Gesinnung ging ebenfalls im Vergleich zu 2019, wo 22 solcher Delikte angezeigt wurden, zurück: 2020 ermittelte die Ulmer Polizei in 20 Fällen ( -neun Prozent).
    • Terrorismus: Im vergangenen Jahr zeigte die Polizei fünf Straftaten im Bereich des religiös motivierten Terrorismus an.
    • Drogen: Bei den Rauschgiftdelikten verzeichnet die Polizei einen Zuwachs um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit bearbeitete die Ulmer Polizei im vergangenen Jahr 3.402 solcher Delikte. Die Zahlen sind auf einem so hohen Stand, wie seit fünf Jahren nicht mehr.
    • Aufklärung: Erfreulich ist, dass die Aufklärungsquote aller registrierten Straftaten mit 65 Prozent nicht nur auf einem Zehn-Jahres-Hoch, sondern auch über dem Landesdurchschnitt von 64 Prozent liegt.
    • Tatverdächtige: Wenig geändert hat sich die Zahl der Tatverdächtigen: 17.400 Menschen standen 2020 im Verdacht, eine Straftat begangen zu haben; 3.918 von ihnen waren unter 21 Jahren. In 2019 registrierte die Ulmer Polizei 17.291 Tatverdächtige; 4.104 davon agierten als sogenannte "Jungtäter". Damit ist die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren um fünf Prozent gesunken. (AZ)

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