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Ulm: Linie 2 kostet die Stadt 15 Millionen Euro mehr

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Linie 2 kostet die Stadt 15 Millionen Euro mehr

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    Hier auf unserem Bild vom Start der Linie 2 stehen noch die Bauzäune. Doch die meisten Restarbeiten sind inzwischen abgeschlossen. Weil die Förderung fällt geringer ausfällt, als ursprünglich angenommen muss die Stadt Ulm 15,4 Millionen Euro mehr beisteuern.
    Hier auf unserem Bild vom Start der Linie 2 stehen noch die Bauzäune. Doch die meisten Restarbeiten sind inzwischen abgeschlossen. Weil die Förderung fällt geringer ausfällt, als ursprünglich angenommen muss die Stadt Ulm 15,4 Millionen Euro mehr beisteuern. Foto: Alexander Kaya

    Da müssten die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) viele Einzelfahrscheine für je 2,40 Euro verkaufen, um das wieder reinzuholen: 15,4 Millionen Euro soll die Stadt Neu-Ulm mehr für das Großprojekt beisteuern, als bei der jüngsten Hochrechnung aus dem vergangenen Jahr geplant.

    Der Grund: Die Förderung fällt geringer aus als gedacht. Zwei Drittel dieser Mehrkosten, also gut zehn Millionen Euro, begründete Ulms Finanzbürgermeister Martin Bendel mit geänderten Zuschussbedingungen. Für einen Großteil der Gesamtsumme sei der Stadt Ulm vom Land nur eine Förderquote von 60 Prozent zugesprochen worden, beantragt waren aber 80 Prozent. Das Land habe dies mit einer Änderung der Förderbedingungen während der Projektlaufzeit begründet.

    Land fördert nur 60 Prozent statt 80 der Straßenbahn Linie 2

    Die Stadt Ulm habe nach dem Beschluss des Ulmer Gemeinderats 2015 eilig den Förderantrag gestellt. Denn es wurde befürchtet, dass das Gesetz über Finanzhilfen des Bundes zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse eingestampft wird. Die Folge: Nach Stellung des ursprünglichen Antrags müssen „Änderungsanträge“ gestellt werden, die nun mit einem niedrigeren Satz gefördert werden.

    Der Ulmer Finanzbürgermeister Martin Bendel zeigt sich „sehr enttäuscht“ von der baden-württembergischen Landesregierung. Gerade von einem Ministerpräsident der Grünen, wie Winfried Kretschmann, habe er erwartet, dass ein derartiges Großprojekt der Elektromobilität entgegenkommend gefördert werde. Die Stadtverwaltung habe überlegt, den Streit um die Fördersätze gerichtlich klären zu lassen. Doch wie Bendel berichte, habe Ulm von einer Klage Abstand genommen. Denn noch stehe die Schlussrechnung des Projekts aus. „Dabei hoffen wir auf die Großzügigkeit des Landes.“ Hätte die Stadt geklagt, so die Argumentation Bendels, könnte ein verstimmtes Bundesland, seine miese Laune an der Stadt auslassen. Zumal ein Erfolg einer Klage ebenso fraglich wäre.

    Nicht nur der Anteil der Stadt Ulm an der neuen Straßenbahnlinie hat sich erhöht. Die Gesamtkosten des Projekts, das auf den Kuhberg und zur Universität führt, werden derzeit mit 290 Millionen Euro beziffert. Zuletzt gingen die Finanexperten im Rathaus von 269 Millionen Euro aus. Also knapp 22 Millionen Euro mehr. Bei den 290 Millionen Euro sind der Betriebshof (20 Millionen Euro) und die Kosten für die Züge (34 Millionen Euro) mit eingerechnet.

    Warum ist die Linie 2 viel teurer geworden?

    Ein ganzes Bündel an Faktoren hat nach Angaben der SWU zu der neuerlichen Kostensteigerung geführt. Die größten Positionen sind neben jener Förderquote etwa gestiegene Baupreise, höhere Kosten durch mehr Nacht- und Wochenend -schichten auf den Baustellen. Zudem wurden zahlreiche Kanäle außerplanmäßig mit Millionenaufwand saniert. „Ist vernünftig, wenn man die Straße schon offen hat“, sagt Bendel.

    Die Verkehrstochter der SWU ist auf Verluste angelegt, das Nahverkehrsdefizit fest eingeplant. Denn kostendeckend lässt sich dieser Aufwand nicht betreiben. Dennoch ist André Dillmann, der Geschäftsführer SWU Verkehr, sehr zufrieden mit der Entwicklung.

    Um zehn Prozent seien die Fahrgastzahlen in Bussen und der Straßenbahn der SWU von Montag bis Freitag angestiegen: Fast 110.000 Menschen steigen zu. „Der kostenlose Samstag sprengt alles“, sagt Dillmann. Deutlich über 80.000 Menschen sind samstags mit Bussen und Straßenbahnen unterwegs, 50 Prozent mehr als früher an Samstagen.

    Bei der Linie 2 wurden für das Jahr 2025 40.000 Fahrgäste prognostiziert. 27.400 Fahrgäste wurden jüngst aber „nur“ gezählt. Dennoch liege diese Zahl über der Prognose, denn im Jahr 2025 sind Wohngebiete fertig, die für Fahrgäste sorgen. So etwa auf dem Gelände der ehemaligen Hindenburg-Kaserne. Und mit rund 27.000 Passagieren an einem durchschnittlichen Werktag sei die Linie 2 bereits die Nummer eins unter allen SWU-Linien.

    Linie 2 wird immer leiser

    Auch nach der planmäßigen Inbetriebnahme der Linie 2 am 9. Dezember des vergangenen Jahres waren noch zahlreiche Restarbeiten zu erledigen. Größtenteils wurden diese im Laufe dieses Jahres abgeschlossen. Der Bereich am Hauptbahnhof hinkt freilich noch hinterher, das Provisorium bleib mindestens bis 2021. „Doch für ein Provisorium funktioniert es außerordentlich gut“, sagt Dillmann. In naher Zukunft werde die Linie 2 in den Kurven nirgends mehr quietschen: Einbau von Schienenschmieranlagen ist an 25 von 30 Stellen erfolgt, wie Ralf Gummersbach, der Projektleiter der Linie 2, berichtet. Diese könnten erst eingebaut werden, wenn die Strecke eingefahren ist und ein bestimmter „Verschleißpegel“ hergestellt ist.

    So langsam grünt es auch zwischen den Gleisen. Am Kuhberg liegt der Oberboden bereits zwischen den Schienen, die Aussaat folgt. Bevor Erde zwischen die Schienen kommt, müsse der Schotter an den Gleisen gestopft werden. Doch verleihbare Stopfmaschinen für die Meter-Spur seien rar in Deutschland.

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