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Ulm/Landkreis: Das Handynetz der Zukunft soll Leben retten

Ulm/Landkreis

Das Handynetz der Zukunft soll Leben retten

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    Der neue Mobilfunkstandard 5G könnte in Notfällen eingesetzt werden – als Unterstützung für Rettungssanitäter und als Hilfe für Ersthelfer, die den Notruf wählen.
    Der neue Mobilfunkstandard 5G könnte in Notfällen eingesetzt werden – als Unterstützung für Rettungssanitäter und als Hilfe für Ersthelfer, die den Notruf wählen. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Was, wenn ein schwer verletzter Mann nach einem Unfall auf der Straße liegt und ein Passant nicht so genau weiß, wie er ihm helfen kann? Dann könnte der Passant und Ersthelfer nach dem Notruf Handyfotos der Wunden an die Leitstelle schicken und die richtigen Anweisungen bekommen.

    Ein Rettungssanitäter könnte Kontakt zu einem Telenotarzt aufnehmen

    Und was, wenn ein Notarzt nicht schnell genug am Einsatzort sein kann, weil es zu wenige Mediziner gibt? Dann könnte ein gut ausgebildeter Rettungssanitäter per Videotelefonie zu einem „Telenotarzt“ in der Klinik Kontakt aufnehmen und dieser Telenotarzt könnte anhand der Bilder den Befund treffen, über die Medikation entscheiden und weitere Anweisungen geben.

    100 000 Euro für die Stadt Ulm und die Kreise Neu-Ulm und Alb-Donau

    Für Ideen wie diese haben die Stadt Ulm und die Landkreise Neu-

    Krankenhäuser in Illertissen, Weißenhorn und Neu-Ulm sollen mit dabei sein

    5G steht für Fünfte Generation: Der Mobilfunkstandard soll leistungsfähiger sein als seine Vorgänger. Der Ausbau ist immens kostspielig. Der Bund ist bereit, dafür zu bezahlen – für Regionen, die innovative und umsetzbare Ansätze vorlegen. Es geht um die Frage, welchen besonderen Nutzen der neue Standard den Bürgern bringen könnte. Die erste Stufe des Wettbewerbs haben Ulm und die beiden angrenzenden Landkreise nun gemeistert, in vier bis sechs Wochen muss das detaillierte Konzept für das Pilotprojekt vorliegen. „Wir schreiben ein Kochbuch“, formuliert Projektleiter Marius Pawlak. Die Rezepte dieses Kochbuchs drehen sich um die Frage, wie Rettungsdienst und Feuerwehr den Mobilfunk gewinnbringend einsetzen können – grenzüberschreitend. Standorte für den Telenotarzt sollen Krankenhäuser in Ulm, Neu-Ulm, Weißenhorn, Illertissen, Ehingen und Blaubeuren sein.

    Lesen Sie dazu einen Kommentar: Die Region kann vom 5G-Projekt profitieren

    Dabei gilt schon jetzt: Der Rettungswagen mit der kürzesten Anfahrt kommt, landkreis- und länderübergreifend. Sei es von Ulm nach Dornstadt, von Neu-Ulm nach Ulm oder von Illertissen nach Dietenheim. „Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck“, betont Heiner Scheffold, Landrat des Alb-Donau-Kreis. Für seinen Neu-Ulmer Amtskollegen Thorsten Freudenberger steht fest: „Wir sind in existenziell wichtigen Bereichen unterwegs.“ Und für Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch liegt das Erfolgsrezept in der konstruktiven Zusammenarbeit: „Es ist wieder ein Projekt, das grenzüberschreitend spannend ist und das wir gemeinsam meistern.“

    In der Digitalisierung liegen weitere Chancen für die Medizin

    In der Digitalisierung könnten in diesem Feld noch weitere Chancen liegen: Echtzeitdaten könnten Rettungskräften die Vorbereitung auf den Einsatz erleichtern und den Ärzten in den Kliniken die Vorbereitung auf die dann folgende Operation. Auch Patientendaten könnten zur Verfügung stehen, sodass die Einsatzkräfte spezifischere Entscheidungen treffen können. Gleichzeitig gilt, wie Scheffold betont: „Es braucht ein absolut ausfallsicheres System.“ Einfach gesagt: Wenn das Netz beim Telefonieren wegbricht, ist das ärgerlich. Wenn das gleiche beim Rettungseinsatz passiert, kann dies tödlich sein. Auf der anderen Seite könnte 5G Leben retten: „Die Überlebens- und Heilungschancen hängen maßgeblich von der Einsatzzeit des Notarztes ab“, betont Freudenberger. Das Bewusstsein über diesen Nutzen, glaubt Czisch, könne auch helfen, Ängste vor der Strahlung durch 5G abzubauen.

    Beim Ausbau des 5G-Netzes gibt es noch Probleme

    Die Probleme, die gelöst werden müssen, sind vielfältig. Nokia testet in Ulm bereits 5G-Antennen. Diese dürfen aber nur für Forschungszwecke genutzt werden. Und bislang hat jeder Mobilfunkanbieter eigene Funkmasten. In unterschiedlichen Regionen ist der Empfang je nach Anbieter unterschiedlich. Landrat Scheffold sieht eine Lösung für dieses Problem im Roaming: Ein Handy würde sich dann automatisch ins beste Netz einwählen. Man könne schließlich nicht vier Telefone im Rettungswagen mitnehmen. Ulms Rathauschef Czisch denkt auch an ein neues Geschäftsmodell, das beim Strom Standard ist: Ein Unternehmen stellt die Infrastruktur – also die Leitungen. Alle anderen zahlen Entgelte und nutzen das bestehende System. Das würde auch die Zahl der für 5G nötigen Mobilfunkantennen deutlich reduzieren.

    138 Regionen haben ihre Ansätze eingereicht, 67 haben die zweite Stufe erreicht und 100000 Euro bekommen, um ein konkretes Projekt auszuarbeiten. „Wir sind prämiert worden für eine wirklich gute Idee“, sagt Freudenberger. Die richtige Arbeit beginne erst.

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