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Ulm: Kulturerbe, Welterbe, Weltkulturerbe: Welchen Titel trägt die Ulmer Münsterbauhütte?

Ulm

Kulturerbe, Welterbe, Weltkulturerbe: Welchen Titel trägt die Ulmer Münsterbauhütte?

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    Die Bauhütte des Ulmer Münsters trägt einen neuen Titel.
    Die Bauhütte des Ulmer Münsters trägt einen neuen Titel. Foto: Alexander Kaya

    Die UN-Kulturorganisation UNESCO hat das Bauhüttenwesen in das Register guter Praxisbeispiele zum Erhalt immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Mit dem Beschluss vom Donnerstag werde der internationale Modellcharakter der Bauhütten geehrt. Geehrt wurde damit auch die Bauhütte am Ulmer Münster mit seinem höchsten Kirchturm der Welt. Doch das immaterielle Kulturerbe ist aber nicht mit dem Welterbe zu verwechseln.

    Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) bezeichnete dies als "hoch verdiente und lange überfällige Auszeichnung". Die Tradition des europaweiten Austauschs von Ideen und hoch spezialisierten Bauleuten setze sich in den Bauhütten der Neuzeit fort. Sie seien damit lebendige Zeugnisse europäischer Kulturgeschichte und Ausdruck dessen, wofür Europa stehe, teilte Czisch mit.

    Die Münsterbauhütte in Ulm ist immaterielles Kulturerbe.
    Die Münsterbauhütte in Ulm ist immaterielles Kulturerbe. Foto: Stadtarchiv Ulm

    Die 18 Bauhütten schreiben auf ihrer Webseite: "Im Wesentlichen verstehen sich die Bauhütten als Kompetenzzentren rund um den Stein." Sie haben sich im Mittelalter rund um die Baustellen der Großkirchen in Europa herausgebildet. Verschiedene Gewerke arbeiteten dabei eng miteinander zusammen. In Straßburg und in Freiburg gebe es die Bauhütten seit dem Mittelalter ununterbrochen. Andernorts wie in Dresden, Basel oder Linz seien sie später wieder oder neu gegründet worden.

    Zum immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen etwa aus den Bereichen Handwerkstechniken und Musik. Die Unesco unterstützt ihren Schutz, ihre Dokumentation und ihren Erhalt seit 2003. Insgesamt 180 Staaten sind dem Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten.

    Münsterbauhütte: Das ist der Unterschied zwischen Immateriellem Kulturerbe und Welterbe

    Das Immaterielle Kulturerbe ist jedoch nicht mit dem Welterbe zu verwechseln, beides geht auf gleichwertige Unesco-Konventionen zurück. Das Immaterielle Kulturerbe wurde 2003 definiert, das Welterbe 1972. Die Auszeichnungen würdigen unterschiedliche Formen des kulturellen Erbes und legen auch jeweils andere Kriterien an. Sie sind im Gegensatz zu Bauten und Gegenständen nicht materiell und damit nicht anfassbar.

    Auch die Aufnahmeverfahren unterscheiden sich stark. Der Vertrag zum Immateriellen Kulturerbe sieht vor, dass Mitgliedsstaaten – Deutschland seit 2013 – eigene Kulturerbe-Listen führen, aus denen für das internationale Erbe nominiert wird. So wurde das Bauhüttenwesen 2018 in das nationale Register „Guter Praxisbeispiele“ in Deutschland aufgenommen – eine Vorstufe.

    Ernst-Wilhelm Gohl, Dekan des Ulmer Münsters, gibt zu, auch er habe erst nicht die Unterschiede der verschiedenen Begrifflichkeiten verstanden, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein Vertreter der UNESCO habe es ihm ganz deutlich am Beispiel eines afrikanischen Stammes erklärt. Diese hätten keine oftmals keine festen Orte oder Bauwerke. Doch auch die Lebensweise sei "schützenswert" sowie "besonders" und damit ein immaterielle, also nicht-materielles Kulturerbe. (mit az/dpa)

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