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Ulm: Konzert von Kraan: „Totale Wohlfühlscheiße“ mit Jazzrock

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Konzert von Kraan: „Totale Wohlfühlscheiße“ mit Jazzrock

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    Die Band Kraan hat am Wochenende auf der Wilhelmsburg gespielt – und präsentierte dort vor allem ihre älteren Songs.
    Die Band Kraan hat am Wochenende auf der Wilhelmsburg gespielt – und präsentierte dort vor allem ihre älteren Songs. Foto: Andreas Brücken

    Die drei Männer auf der Bühne im Innenhof der Wilhelmsburg sind nicht mehr ganz jung, und auch im Publikum dominiert trotz vieler jüngerer Besucher die Altersgruppe derer, die Kraan schon aus jener Zeit toll finden, als die Band in den 70er und 80ern zu den bekanntesten des Jazzrock in Deutschland gehörte. Man feiert und genießt den Auftritt von Kraan.

    Elf Grad plus in der Dunkelheit auf der Wilhelmsburg, später nur noch zehn Grad – da Open Air zu spielen, das ist schon eine Nummer, für die Musiker wie fürs treue Publikum. „Das wird nix“, hatte Bassist Hellmut Hattler befürchtet. Doch eine Welle der Sympathie trug die drei Musiker Hellmut Hattler, Peter Wolbrandt und dessen Bruder Jan-Fride Wolbrandt 90 Minuten lang durchs Konzert – auch wenn den drei Urgesteinen, die schon seit 1968 zusammen auf der Bühne stehen (damals als Kraan-Vorläuferband Inzest), fast die Finger einfroren, wie Hattler gegen Ende des Konzerts gestand.

    Konzert von Kraan im Innenhof der Wilhelmsburg

    Dem Publikum allerdings auch. Dicke Jacken waren angesagt, wo man vor ein paar Tagen noch abends draußen sitzen konnte. Immerhin, es regnete nicht, obwohl die Wolken dunkel drohten und der halbe Mond nur ab und zu durch die Wolkenberge lugte. Die Lounge-Atmosphäre auf der Wilhelmsburg hätte zu den teils orientalisch angehauchten Jazzrock-Klängen so schön sein können, wäre es ein paar Grad wärmer gewesen. So aber musste es genügen, dass die drei schon seit ihrer Kindheit eng befreundeten Musiker von Kraan die Stimmung anheizten mit ihrer Energie, und dass das Publikum ihnen umgekehrt ihre Herzenswärme auf die Bühne sandte, während immer wieder auch ältere Bilder der Legenden per Video im Bühnenhintergrund flimmerten.

    Die „totale Wohlfühlscheiße“ habe das Publikum ihnen geschaffen, gestand Hellmut Hattler, während sich die drei Jazzrock-Legenden voll Spielfreude, filigran und doch musikalisch entspannt und melodisch packend vornehmlich auf ihre älteren Songs wie „Flyday“, „Kraan Arabia“ oder das legendäre „Jerk of Life“ stürzten, doch gerade diese Stücke quasi aus den musikalischen Kinderschuhen der Band machten den grandiosen Aufstieg der Ulmer Band in den 70er Jahren fühlbar.

    Das Publikum genoss neue und alte Songs von Kraan

    Neueres gab es auch – „Silver Buildings“ zum Beispiel, das aus dem 2007 erschienenen Album „Psychedelic Man“ stammt, oder „Inner Cycle“. Und dann, zum Schluss, die Geschichte vom Borgward, den Hattlers früh verstorbene Eltern besessen hatten und dem Hattler im 2001 erschienenen Live-Album ein gut achteinhalb Minuten langes musikalisches Denkmal gesetzt hat. Nicht umsonst hört man da Motorengeräusche zwischen den Gitarrenriffs. Schließlich, erzählte Hattler, gehe er davon aus, in einem Borgward gezeugt worden zu sein. Der Schalk und die Ironie sitzen im halt im Nacken, und das nicht nur musikalisch.

    Wer Kraan versäumt hat: Hellmut Hattler ist mit seiner Partnerin am 21. September im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus im Rahmen der Kulturnacht zu erleben und gastiert mit seiner Band „Hattler“ am 2. Oktober im Roxy.

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