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Ulm: Klimacamp: Aktivisten von Fridays for Future zelten vor dem Ulmer Rathaus

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Klimacamp: Aktivisten von Fridays for Future zelten vor dem Ulmer Rathaus

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    Beim Klimacamp vor dem Rathaus Ulm (von links): Dominic Bartl, Laura Kiehne, Wintana Berhe, Merit Willemer, Sabine Schmid und Anna Riegert.
    Beim Klimacamp vor dem Rathaus Ulm (von links): Dominic Bartl, Laura Kiehne, Wintana Berhe, Merit Willemer, Sabine Schmid und Anna Riegert. Foto: Sebastian Mayr

    Unbequem war es zwar auch, vor allem aber laut: Fünf Aktivisten von Fridays for Future Ulm/Neu-Ulm haben in der Nacht auf Freitag in Zelten vor dem Ulmer Rathaus übernachtet. Sie und weitere Unterstützer der Klimabewegung wollen dort rund um die Uhr bleiben – so lange, bis der Ulmer Gemeinderat den Klimanotstand ausgerufen und konkrete Maßnahmen für die Stadt beschlossen hat, die den Klimawandel aufhalten sollen.

    Ulm soll alle CO2-Emissionen offen kommunizieren, den Ausbau der Solarenergie schneller vorantreiben, bis 2035 klimaneutral sein und die Innenstadt autofrei gestalten – das sind die zentralen Forderungen, die am Klimacamp vor dem Rathaus ausgehängt sind. Forderungen, die auch für die Schwesterstadt Neu-Ulm gelten, betont Mitorganisatorin Wintana Berhe. „Wir wollen, dass auch Neu-Ulm klimaneutral wird“, sagt sie.

    Klimacamp von Fridays for Future: Demonstration vor dem Ulmer Rathaus

    Ulm hat schon Schritte in Richtung einer ökologischeren Stadt unternommen. Zum Beispiel soll die Stadtverwaltung klimaneutral arbeiten und mit dem Projekt Zukunftsstadt 2030 sollen digitale und ressourcenschonende Techniken zur Entwicklung der Stadt eingesetzt werden. Dabei geht es beispielsweise um ein Elektrorad-Leihsystem oder Sensoren, die verhindern, dass unnötig viel Rattengift zur Schädlingsbekämpfung verteilt wird. Den Klima-Demonstranten genügt all das nicht, sie fordern mehr Nachdruck und weitergehende Schritte. Und sie sehen im Klimanotstand nicht nur einen symbolischen Akt: Der Begriff sei wichtig, weil allen klar werden müsse, wie ernst die Lage sei. Rund 70 deutsche Städte und Gemeinden haben den Klimanotstand bereits ausgerufen. Darunter die Stadt München, aber auch etwa das 2300 Einwohner zählende Eichwalde in Brandenburg. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch lehnte einen solchen Beschluss bisher ab. Er stört sich am negativen Wort und zieht konkrete Maßnahmen vor. Entscheiden muss aber der Gemeinderat – und dessen nächste Sitzung steht erst am 14. Oktober an.

    Haben die Klimaaktivisten so viel Ausdauer? Ja, sagt Dominic Bartl von Fridays for Future. Man bleibe so lange, bis die Ziele erreicht seien: „Wenn es mehrere Jahre sind, sind es mehrere Jahre.“ Die Klimakämpfer wechseln sich ab, wollen in Schichten vor dem Ulmer Rathaus kampieren. Wer in die Schule, in die Uni oder in die Arbeit müsse, gehe hin, sagen sie. Zu jeder Zeit habe jemand anderes Zeit, zu jeder Zeit könne jemand da sein.

    Auch Neu-Ulm soll klimaneutral werden

    Da sein heißt nicht nur herumsitzen: Die Aktivisten wollen ein Programm einschließlich Workshops mit Wissenschaftlern anbieten und mit Passanten ins Gespräch kommen. Ins Gespräch kommen wollen sie auch mit den Kommunalpolitikern. „ Wir wollen nicht nerven, aber wenn es nicht anders geht, tun wir das“, sagt Dominic Bartl. „Wir sind hier“, fährt er fort und schaut aufs Rathaus, wo die Entscheidungen für mehr Klimaschutz in der Stadt fallen sollen.

    Die Stadt habe entschieden die ordnungsgemäß angemeldete Mahnwache nicht zu untersagen, heißt es wenig euphorisch in einer Pressemitteilung. Gerichte hätten ähnliche Aktionen in Augsburg und Freiburg genehmigt, eine Gefahr für Sicherheit und Ordnung sei nicht erkennbar. Doch Oberbürgermeister Czisch meldet sich mit Bedenken zu Wort: Er sehe Konfliktpotenzial – die Stadt müsse auch an die Lokale und Geschäfte denken, an die Anwohner und an die Rettungswege. Zudem fürchte er um die Sicherheit der Demonstranten: „Bei vielen Menschen liegen nach Monaten der Pandemie die Nerven blank. Konflikte zwischen Personen mit unterschiedlicher Meinung kochen leichter hoch“, führt er aus. Ein andere Ort oder ein andere Zeitpunkt wären aus einer Sicht geeigneter gewesen. Aber: „Ich kann das Anliegen der Schüler und Studierenden, die sich über die Zukunft unseres Planeten Gedanken machen, gut verstehen.“

    Die wiederum verstehen die Sorgen des Rathauschefs nicht. Unterschiedliche Meinungen und Konflikte gebe es eben. „Das ist Demokratie“, meint Dominic Bartl. Und auf gewaltbereite Menschen könne es immer und überall treffen. Das Klimacamp, verspricht, werde friedlich sein.

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