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Ulm: Ist Ulm bei der Integration ein Vorbild für Deutschland?

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Ist Ulm bei der Integration ein Vorbild für Deutschland?

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    Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz, Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha und Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch bei der Integrationskonferenz in Ulm.
    Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz, Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha und Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch bei der Integrationskonferenz in Ulm. Foto: Alexander Kaya

    Misstrauen, Vorurteile gegenüber anderen Zuwanderer und das Gefühl, dass sich niemand für eine ganze Gruppe interessiert. Vor zwei Jahren haben sich Oberbürgermeister Gunter Czisch und Stadträte aller Fraktionen mit Bürgern getroffen, die Wurzeln in Russland haben. „Folgen schlechter Integrationspolitik in den 80er und 90er Jahren“, erinnert sich Czisch. Die Stadt wollte diese Fehler nicht wiederholen: Als vor vier Jahren innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Flüchtlinge nach Deutschland strömten, meldeten sich in Ulm nicht nur rund 400 freiwillige Helfer. Die Stadt bezahlte allen Neuankömmlinge Sprachkurse, ohne Mittel vom Staat abzuwarten. Inzwischen ist das Thema Integration fester Bestandteil der Sozialarbeit in der Stadtverwaltung.

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    Die Ulmer wollen ihre Erfahrungen bei der Bundeskonferenz der Integrationsbeauftragten von Bund, Ländern und Kommunen vorstellen. Das jährliche Treffen findet dieses Mal in den Räumen der Messe an der Böfinger Straße statt. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Annette Widmann-Mauz spricht von einer „Ideenbörse“. Ihren Fokus richtet die CDU-Politikerin auf Flüchtlingsfrauen. Die seien der Schlüssel zu Integration – auch für kommende Generationen. Eine geflüchtete Mutter, die Deutsch spreche, könne ihre Kinder beispielsweise in der Schule besser unterstützen. Widmann-Mauz will, dass mehr Frauen die Deutschklassen und Integrationskurse besuchen, die sich bis jetzt vor allem an Geflüchtete richten, die einen Ausbildungsplatz oder eine andere Arbeitsstelle suchen oder antreten. Das sind fast nur Männer.

    Integrationsbeauftragte will mehr Sprachkurse für Flüchtlingsfrauen

    In Ulm bietet der Verein Frauennetz West spezielle Sprachkurse für Frauen an, die aus anderen Ländern kommen. Nach einer Pause gibt es dieses Angebot seit etwa einem Jahr wieder. Der Frauenladen Sie’ste in der Weststadt sei an den Kursvormittagen immer voll, berichtet Sigrid Räkel-Rehner, Grünen-Stadträtin und Vorsitzende des Vereins Frauennetz West: „Da sind wirklich alle Nationalitäten im Raum.“ Jeden Donnerstag heißt das Motto „Deutsch sprechen im Alltag“. Der Verein hat Flugblätter gedruckt. Viel Werbung sei aber nicht nötig, berichtet Räkel-Rehner und verweist auf die jahrzehntelange Erfahrung: Dass es den Mädchen- und Frauenladen sowie das dazugehörige Angebot gibt, spreche sich herum – auch unter denen, die ganz frisch nach Ulm gekommen sind. Was aus Sicht der Vereinsverantwortlichen hilft: Sie’ste bietet einen geschützten Raum nur für Frauen. „Da ist einfach eine andere Vertrauensebene da“, sagt Räkel-Rehner.

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    Um die alle Integrationsaufgaben wahrnehmen zu können, fordert Stadtoberhaupt Czisch Geld vom Bund. Ulm bezahle jährlich vier bis fünf Millionen Euro für diesen Zweck. „Nicht jede Stadt kann dieses Geld ausgeben“, mahnt er. Dass Integration eine Daueraufgabe ist, betont auch Annette Widmann-Mauz. Für Czisch bedeutet das: Es muss dauerhaft finanzielle Mittel dafür geben. „Wenn jemand anerkannter Asylbewerber ist, ist er noch nicht integriert“, sagt Czisch. Positive Beispiele für Integration sieht der Rathauschef viele, zum Beispiel auf den Kandidatenlisten für die Gemeinderatswahl, bei der viele Bewerber mit ausländischen Wurzeln antreten. „Sie zeigen damit: Wir wollen uns einmischen. Wir sind keine Randerscheinung, sondern mitten in der Stadtgesellschaft.“

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