In Ulm werden derzeit im ukrainischen Krisengebiet Verletzte behandelt. Sechs Männer und eine Frau wurden mit einer fliegenden Intensivstation der Luftwaffe von Kiew über Berlin nach Memmingen geflogen, von dort ging es mit einem Konvoi von Rettungswagen in der Nacht auf Mittwoch in das Ulmer Bundeswehrkrankenhaus. Weitere sechs Patienten wurden in das Berliner Bundeswehrkrankenhaus gebracht.
Der Konflikt in der Ukraine: ukrainische Regierungseinheiten im Bergbaurevier Donbass gegen Separatisten, die aus Russland unterstützt werden.
Seit 2014 kämpfen ukrainische Regierungseinheiten im Bergbaurevier Donbass gegen Separatisten, die aus Russland unterstützt werden. UN-Schätzungen zufolge sind seitdem mehr als 13000 Menschen getötet worden. Ein 2015 unter deutsch-französischer Vermittlung vereinbarter Friedensplan wurde nur in Ansätzen umgesetzt.
Seit mehreren Jahren beauftragt das Auswärtige Amt immer wieder die Bundeswehr, solche humanitären Maßnahmen durchzuführen. Bereits Ende vergangener Woche ist ein Erkundungsteam aus Deutschland nach Kiew geflogen, um die Patienten auszuwählen, die in den deutschen Bundeswehrkrankenhäusern sinnvoll medizinisch versorgt werden können. Im Fachteam aus Ärzten und Pflegern aus mehreren Bundeswehr-Krankenhäusern war auch eine Ulmer Bauch-Chirurgin. Sie muss nun wie alle anderen Team-Mitglieder nach der Rückkehr erst einmal in Corona-Quarantäne.
Ein Flugzeug wie eine Intensivstation
Am Dienstagvormittag flog der Airbus A310 „MedEvac“ der Luftwaffe von Köln nach Kiew. Das zum Intensivtransporter umgebaute Flugzeug kann nicht nur sechs beatmete Patienten mit dem Standard einer deutschen Intensivstation befördern, sondern auch weitere liegende und sitzende Patienten. Die medizinische Besatzung wird dabei von den Bundeswehrkrankenhäusern gemeinsam gestellt, unter ihnen dieses Mal auch der Ulmer Anästhesist Marc Frammelsberger. Morgens um zwei Uhr wurde er von Ulm aus nach Köln gefahren, den Rückflug der leeren Maschine ab Memmingen nach Köln musste er nicht mehr mitmachen, der durfte von Memmingen direkt nach Ulm fahren.
Der Flug selbst ging von Kiew erst nach Berlin, um dort acht Patienten an das dortige Bundeswehrkrankenhaus zu übergeben. Anschließend ging der Flug weiter nach Memmingen. Hier wartete auf dem Rollfeld der Intensiv-Transportbus des DRK Ulm, der alleine vier liegende Patienten transportierte. Weitere Rettungswagen der Bundeswehr übernahmen die weiteren drei Verletzten aus der Ukraine. Nach einer kurzen medizinischen Übergabe an den Ulmer Notarzt Jochen Lührs ging es im Konvoi mit Absicherung durch Feldjäger und mit Blaulicht nach Ulm.
Ein Patient aus der Ukraine hatte den Corona-Virus - und durfte nicht mit nach Ulm
Im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus war alles für die Aufnahme der Patienten mitten in der Nacht vorbereitet. Mit allen Corona-Vorsichtsmaßnahmen und Schutzanzügen wurden die Patienten auf eine Isolierstation gebracht, in der sie die nächsten Tage verbringen. Dort werden weitere Untersuchungen vorgenommen, neben Krankenhaus-Keimen werden auch Corona-Tests vorgenommen. Ein Patient musste auch in Kiew bleiben, da er dort positiv auf das Virus getestet wurde. In Ulm erwarten die ukrainischen Patienten in den kommenden Monaten zum Teil mehrere Operationen, um alte Verletzungen aus kriegerischen Auseinandersetzungen zu behandeln.
Diese Verletzungen stammen nicht nur aus Konflikten im Sommer, sondern teilweise auch vom vergangenen Jahr. Die Ärzte im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus haben in ihren Auslandseinsätzen viele Erfahrungen im Umgang mit Kriegsverletzungen gemacht, diese Erfahrungen können nun zum Wohl der ukrainischen Patienten eingesetzt werden.
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