Fragen über Fragen stellen sich in dem sogenannten Halloween-Prozess vor der Jugendschutzkam-mer am vierten Verhandlungstag der ersten Großen Strafkammer. Fünf Asylbewerber aus Afghanistan, dem Irak und dem Iran müssen sich wie berichtet dem Vorwurf der Staatsanwaltschaft stellen, ein 14-jähriges Mädchen mehrfach in einer Asylbewerberunterkunft in Illerkirchberg brutal vergewaltigt zu haben.
Danach blieb sie noch einen ganzen Tag bei ihren mutmaßlichen Peinigern, bevor sie sich am Abend von ihren Eltern abholen ließ, die sofort Anzeige bei der Polizei erstatteten. Eine der Fragen: Warum blieb sie so lange bei den Männern im Alter von 15 bis 27 Jahren am 31. Oktober 2019. Spekuliert wurde, dass auch hier Drogen eine Rolle spielen.
Mädchen an Halloween vergewaltigt? Demo zum Prozessauftakt
In der Anklageschrift wird genauestens beschrieben, mit welcher Brutalität die mutmaßlichen Täter bei der schweren Vergewaltigung und gefährlichen Körperverletzungen vorgegangen sein sollen. Insgesamt neun Mal wurde in dieser Nacht das Mädchen auf abscheulichste und vielfältige Weise missbraucht – wobei sie erhebliche Schmerzen erlitten haben soll. Um ihre Gegenwehr zu brechen, wurde sie in dieser Nacht mehrfach mit flüssigen Drogen (offenbar Amphetamine oder K. O.-Tropfen) voll gepumpt.
Gegenwehr unter Drogen
Der Polizist, der sie im Beisein ihrer Mutter am nächsten Tag als Erster nach der Tat vernahm, schilderte vor Gericht seine Begegnung mit den Beiden. Die Mutter habe die Tochter besonnen, den Vorgang schildern lassen. Die habe einen müden Eindruck auf den Vernehmenden gemacht. Sie zeigte ihm die Verletzung an der Hand und die blauen Flecken, die sie bei der Gegenwehr zunächst erlitten hatte. Die Gegenwehr habe aufgrund der Drogen rasch nachgelassen, so die Schilderung. Insgesamt hätten Mutter und Tochter angesichts des Vorfalls am Vorabend einen relativ entspannten Eindruck auf den Polizeibeamten gemacht. Sie habe die Vergewaltiger gebeten, von ihr zu lassen: „Lass das ich habe Schmerzen“, habe sie gerufen, aber die Vergewaltigungen seien weiter gegangen.
Angefangen hatte das Drama, als die 14-Jährige mit mehreren Freundinnen am 31. Oktober das Halloween-Fest in der Ulmer Innenstadt besuchte.
Die Eltern wähnten ihre Tochter in sicherer Obhut. Sie gingen davon aus, dass die 14-Jährige nach der Sause bei Bekannten schlafen würde. Aber in dem Gewühle verlor sie offenbar den Kontakt zu ihren Freundinnen und irrte allein durch die Menschenansammlung. Bis sie auf einen jungen Bekannten stieß, der mit mehreren Asylbewerbern bei dem Fest unterwegs war. Der Bekannte und die anderen jungen Männer überredeten dann das junge, leicht angetrunkene Mädchen, mit zur Asylbewerberunterkunft in Illerkirchberg mit dem Bus zu fahren, wo einer der Angeklagten wohnte. Das junge Mädchen hatte die Hoffnung, dort schlafen zu können und sei von dem Gewaltverbrechen überrascht worden. Mehrfach habe sie Vergewaltigungen der schlimmsten Sorte in der Nacht über sich ergehen lassen müssen. Sie hatte danach Probleme mit der Wahrnehmung, sagte gestern der Polizeibeamte im Zeugenstand.
Die Frage, warum das Mädchen nach dieser Nacht noch einen Tag in Ilerkirchberg geblieben ist, konnte nicht beantwortet werden. Die 14-Jährige und ihre Mutter sagten am Montag dieser Woche vor Gericht aus, nachdem die Öffentlichkeit auf Antrag ihres Nebenklägeranwalts ausgeschlossen worden war. Außerdem mussten die Angeklagten für die Dauer der Zeuginnen-Aussagen aus dem Gerichtssaal geführt werden. Eine Konfrontation mit den Angeklagten sei für das Mädchen, so der Vorsitzende Richter, unzumutbar, die unter erheblichen Belastungsstörungen mit psychischen und körperlichen Symptomen leide.
Der Prozess im Donausaal der Ulm-Messe in der Friedrichsau (in der Böfinger Straße 50) wird am Donnerstag, 13. August, ab 8.30 Uhr mit der Zeugenvernehmung fortgeführt.