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Ulm: Gift-Entsorgung auf Moco-Areal wird noch teurer

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Gift-Entsorgung auf Moco-Areal wird noch teurer

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    Blick vom Blautal-Center aufs Moco-Areal: Der Boden auf dem Braun-Areal, ein Teil dieses Geländes, ist massiv vergiftet.
    Blick vom Blautal-Center aufs Moco-Areal: Der Boden auf dem Braun-Areal, ein Teil dieses Geländes, ist massiv vergiftet. Foto: Alexander Kaya (Archivfoto)

    Erst ging man von Kosten in Höhe von sieben Millionen Euro aus, später waren es 17 Millionen und im Mai bereits 23 Millionen. Inzwischen erwartet die Stadtverwaltung, dass die Sanierung des vergifteten Bodens auf dem Braun-Areal an der Blaubeurer Straße rund 26,9 Millionen Euro teuer wird. „Das ist ein ausgewachsener Umweltskandal“, schimpfte Günter Zloch (CDU/UfA). Annette Weinreich bemerkte, man müsse dort die Sünden der Vorgängergeneration ausbaden.

    Das Braun-Areal ist Teil des Moco-Areals – also des Geländes, auf dem die Scheuffele-Gruppe bis vor knapp sieben Jahren das Mocopinus-Hobelwerk betrieben hatte. Davor hatte die Firma Gebrüder Braun auf einem Teil des Geländes bis in die 80er Jahre hinein Dachpappe hergestellt – und sich an die damals geltenden Regeln gehalten. Heute ist der Boden des Braun-Areals massiv vergiftet. Die Stadt lässt den Boden ausheben und austauschen, bevor sich neue Gewerbebetriebe dort ansiedeln können.

    Moco-Areal: Schadstoffe im Boden sind krebserregend

    Das Grundwasser, das die Verantwortlichen der Stadt aus elf Metern Tiefe nach oben pumpen, ist braun. Das Fundament glänzt an manchen Stellen schwarz: Teerölreste. „Das zeigt uns schon die Notwendigkeit, dass wir tatsächlich etwas machen müssen“, sagte Kristina Schenk, die Leiterin der städtischen Unteren Bodenschutz- und Altlastenbehörde, in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag. Zum Glück seien die Giftstoffe immobil. Den umliegenden Grundstücken drohe durch die krebserregenden Polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), aromatischen Kohlenwasserstoffe (BTEX) und Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) keine größere Gefahr.

    Eine Halle auf dem Braun-Areal ist bereits abgerissen worden, eine zweite soll noch abgebrochen werden. Eine dritte bleibt bestehen, um als Lager für den vergifteten Bodenaushub zu dienen. Dabei wird das Material auf rund 6000 Quadratmetern je nach Belastung vier, sechs oder elf Meter tief ausgehoben. Dadurch sollen rund 90 Prozent des Schadstoffpotenzials beseitigt werden. Während der Arbeiten soll eine Wasser-Reinigungsanlage verhindern, dass Gift mit dem Grundwasser abfließt. Der Aushub wird in Containern in der verbleibenden Halle zwischengelagert, später abtransportiert und dann vermutlich verbrannt. Darum müsse sich der Generalunternehmer kümmern, sagte Altlasten-Expertin Schenk in der Sitzung.

    Hohe Preise für Entsorgung der Schadstoffe

    Für die Preissteigerung ist aus Sicht der Stadt vor allem die Baukonjunktur verantwortlich: Die Kosten für die Entsorgung seien immer weiter gestiegen. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Firmen bald weniger Geld verlangen könnten. „Wir wissen nicht, wie die Preise 2020 aussehen“, sagte Schenk. Zudem könnte das Land zusätzliches Fördergeld zur Verfügung stellen.

    Der Stadt bleibt keine Wahl, als die Sanierung zu bezahlen. Sie hat das Grundstück im Jahr 2016 gekauft, um die Flächen nach der Sanierung weiterzuverkaufen. Zudem gibt es den Verursacher nicht mehr – die Kommune hätte ohnehin einspringen müssen. Vom Land Baden-Württemberg gibt es eine Förderzusage über 60 Prozent der zwischenzeitlich angenommen 17 Millionen Euro. Bei der Stadt ist man zuversichtlich, dass auch einem Antrag auf Fördergeld für die zusätzlichen Kosten stattgegeben wird.

    Braun-Areal: Teer im Fundament, braunes Grundwasser

    Eine Frage ist dabei noch nicht geklärt: Einen Betrag in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro hält das Umweltministerium in Stuttgart für nicht förderfähig – diese Summe hätte man vom vorherigen Grundstückseigentümer des Grundstücks verlangen können. Das Regierungspräsidium Tübingen sieht das allerdings anders. Die Stadt Ulm hat die Einschränkung zunächst akzeptiert, um überhaupt finanzielle Unterstützung bekommen zu können.

    Die Kostensteigerung lässt auch Unternehmer bangen. Grünen-Stadträtin Annette Weinreich berichtete in der Sitzung von einem Gespräch bei der Handwerkskammer: „Das wäre ein super Gelände für Handwerksbetriebe, die es sich aber wahrscheinlich nicht leisten können.“ Schließlich werde die Stadt die Sanierungskosten beim Wiederverkauf des Geländes vermutlich einberechnen.

    Der Bauausschuss hat einstimmig entschieden, dass Boden und Grundwasser des Braun-Areals saniert werden sollen.

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