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Ulm: Fotografie von Steve McCurry: Nahrung für die Augen

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Fotografie von Steve McCurry: Nahrung für die Augen

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    Händler bringen ihre Waren in der Kaschmir-Region morgens mit dem Boot zum Markt: eines der Fotos des US-Amerikaners Steve McCurry, das im Museum Brot und Kunst zu sehen ist.
    Händler bringen ihre Waren in der Kaschmir-Region morgens mit dem Boot zum Markt: eines der Fotos des US-Amerikaners Steve McCurry, das im Museum Brot und Kunst zu sehen ist. Foto: Steve McCurry

    Auch wenn die Menschheit viel zu vieles spaltet: Beim Essen kommen die Menschen zusammen. Der 1950 geborene Fotograf Steve McCurry weiß das. Der US-Amerikaner hat fast die ganze Welt bereist, nicht auf der Suche nach Spektakel und Katastrophe, sondern nach Menschen, die ihr Leben bewältigen. Und egal ob in Indien, China, Tansania oder Russland: Immer wieder fotografierte er Menschen beim Essen, beim Kochen, bei der Ernte oder auf dem Markt. Etwa 30 dieser Aufnahmen sind nun als Großformate im Museum Brot und Kunst zu sehen – eine Begegnung mit einem Fotografen, der Alltägliches geradezu altmeisterlich darzustellen vermag.

    „LebensMittel“, so der Titel der Schau, ist die erste Sonderausstellung nach der Wiedereröffnung des früher als Museum der Brotkultur bekannten Hauses. Der Umbau des Salzstadels hat auch die Präsentationsfläche im Erdgeschoss verändert: Die neuen LED-Lichtschienen illuminieren das Gewölbe dezent, die neuen mobilen Stellwände sind höher und wirken massiver, fügen sich aber dennoch in die Architektur ein. Wer nun das Museum betritt, blickt sofort in den Ausstellungsbereich und muss nicht er an der Kasse vorbei.

    Das Foto eines Flüchtlingsmädchens machte Steve McCurry berühmt

    Die Ausstellung „LebensMittel“ passt bestens ins Konzept des Hauses, das die Welternährung zu einem seiner zentralen Themen ernannt hat. Und Steve McCurry ist auch nicht irgendein Fotograf, sondern laut Direktorin Isabel Greschat einer der bedeutendsten Reportage-Fotografen der Gegenwart. Bekannt wurde der inzwischen 69-Jährige, der mit der Fotografenagentur Magnum zusammenarbeitet und zahlreiche Preise erhielt, durch das 1984 entstandene Porträt des afghanischen Mädchens Sharbat Gula, in dessen grünen Augen sich der ganze Wahn des Kriegs in ihrem Heimatland zu spiegeln schien. Ein Foto, das um die Welt ging. Eine Ikone.

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    McCurry ist ein Fotograf, der das Spiel mit Licht und Farbe brillant beherrscht, wie nun auch im Museum Brot und Kunst zu sehen ist. Wie ein niederländisches Genrebild wirkt das Bild einer blendend weiß gekleideten Nonne, die in einer orange-braunen Küche in Tansania steht. Eine Komposition aus grün, beige und schwarz ist die Aufnahme, die Frauen beim Kleeschneiden im Jemen zeigt. Grau und grau zeigt sich die Straßenszene mit einem Snackverkäufer während des Monsunregens im indischen Alt-Delhi. McCurry mag ein Fotojournalist sein, aber er versteht es, das Normale ästhetisch so zu überhöhen, dass es zum Besonderen wird.

    Das ist meisterhaft ausgeführt, wichtiger ist aber noch die zutiefst humanistische Botschaft, die in McCurrys Aufnahmen steckt. Denn egal, wie brutal die Umstände sind, die Menschen auf seinen Bildern behalten ihre Würde und ihren Stolz. So wie die Mutter, die mit ihrer Tochter auf einem Balkon in Beirut Kartoffeln schält. Im Hintergrund sieht man die vom Krieg zerstörte Stadt, doch auf dem Balkon existiert noch ein Stück Heimat.

    „LebensMittel“ wird am Freitag, 6. September, um 19 Uhr im Museum Brot und Kunst eröffnet und läuft dann bis 8. März 2020.

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