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Ulm: Experten aus Ulm warnen: In Corona-Zeiten wird zu wenig an Kinder gedacht

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Experten aus Ulm warnen: In Corona-Zeiten wird zu wenig an Kinder gedacht

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    Kinder leiden unter den Kontaktbeschränkungen.
    Kinder leiden unter den Kontaktbeschränkungen. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

    In die Diskussion um drohende Schulschließungen wegen der Pandemie schaltete sich jetzt Professor Jörg M. Fegert, der Ärztliche Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Ulm, ein.

    Kinder, die in beengten Verhältnissen wohnen, drohten unterzugehen. „Wir müssen im Blick haben, dass die Kinder möglichst Kontakte außerhalb der Familie aufrecht erhalten“, so der Jugendpsychiater bei der Vorstellung einer neuen, repräsentativen Studie zu Einstellungen zu Körperstrafen und elterlichem Erziehungsverhalten in Deutschland.

    Jörg Fegert
    Jörg Fegert

    Ekin Deligöz, Vizepräsidentin des Kinderschutzbundes und Bundestagsabgeordnete, sieht Anzeichen, dass Schließungen von Bildungseinrichtungen auf Kosten des Kindeswohls gehen. Die Sendenerin betonte, dass von den 55000 Fällen der „Kindeswohlgefährdung“, die im vergangenen Jahr in Deutschland registriert wurden, nur 15 Prozent durch Anzeigen aus der eigenen Familie angezeigt wurden. Das bedeute, dass Kitas, Kindergärten und Schulen auch zentrale Orte der sozialen Kontrolle seien. Die Einschränkungen der Corona-Pandemie hätten die Situation in den Familien weiter verschärft. Es gebe zwar noch keine wissenschaftlich fundierten Zahlen, aber deutliche Hinweise: In den Monaten April und Mai hätten etwa die Anrufe von Kindern in Not bei der „Nummer gegen Kummer“ um 22 Prozent zugenommen.

    Schockierende Zahlen: Uniklinik stellt Studie zur Gewalt gegen Kinder vor

    Deligöz kam insbesondere beim ersten Lockdown im März der Gedanke an Kinder zu kurz. „Es wurde eher über die Schließung von Baumärkten diskutiert.“

    Ekin Deligöz
    Ekin Deligöz

    Dass körperliche Gewalt gegen Kinder offenbar knapp jeder Zweite in Deutschland für angebracht hält, ergab jene Umfrage des Uniklinikums. Auch vor diesem Hintergrund hält Deligöz die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz für einen längst überfälligen Schritt.

    Dadurch würden Kinder als eigene Träger von Grundrechten gestärkt und die Rahmenbedingungen für einen wirksamen Kinderschutz verbessert.

    So würden Kinderrechte in Gerichts- und Verwaltungsverfahren konsequenter berücksichtigt. Darüber hinaus muss die Grundlage für eine bessere Ausstattung der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen werden. Dass Gewalt niemals hingenommen werden darf, müsse als Daueraufgabe der Gesellschaft fester etabliert werden.

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