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Ulm: Erschossener Biber im Ulmer Donautal: Neue Details zum grausigen Fund

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Erschossener Biber im Ulmer Donautal: Neue Details zum grausigen Fund

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    Im Rötelbach zwischen Einsingen und Gögglingen wurde ein toter Biber mit Schusswunden gefunden.
    Im Rötelbach zwischen Einsingen und Gögglingen wurde ein toter Biber mit Schusswunden gefunden. Foto: Stadt Ulm

    Empört reagierte der Bund Naturschutz auf die grausame Entdeckung eines erschossenen Bibers im Rötelbach im Ulmer Donautal, die erst durch Recherchen unserer Redaktion bekannt wurde. Zwar werden weitere Anstrengungen in der Aufklärung der "entsetzlichen" Tat gefordert. Allerdings fehlen Polizei und Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben die Ermittlungsansätze. Derweil werden neue Details zum Fund des toten Nagers und den Umständen bekannt.

    Entdeckt haben den toten Biber Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe Ulm (EBU) zwischen Einsingen und Gögglingen bei ihrer routinemäßigen Gewässerkontrolle. Zweimal die Woche werden kleinere Flüsse und Bäche im Stadtkreis Ulm unter anderem auf Biberdämme überprüft. Dort, wo die Gefahr besteht, dass landwirtschaftliche Flächen überflutet werden und eine entsprechende Genehmigung vorliegt, werden sodann Bauten der europaweit stark geschützten Tiere abgetragen.

    Erschossener Biber im Ulmer Donautal: So einen Fall gab es noch nie

    Neben E-Scootern werde bei diesen Touren auch der eine oder andere tote Biber herausgefischt, erzählt Matthias Knehr, Sachgebietsleiter Hochwasserschutz bei den EBU. Einen Fund wie am Dienstag, 13. April, gab es aber noch nie. Dieser wies nämlich Schusswunden auf: eine Eintritts- und eine Austrittswunde, berichtet Knehr.

    Das bestätigt auch Kathrin Haas von der Abteilung Umweltrecht bei der Stadt Ulm, die von den EBU-Mitarbeitern über Fund informiert und ihn der Polizei gemeldet hat. Immer wieder gebe es Nager, besonders im Frühjahr, die von Autos an- oder überfahren werden und später tot aufgefunden werden. "Und das werden jedes Jahr mehr", sagt sie. In 2021 sollen es bereits sechs bis sieben Stück gewesen sein. Meist handle sich dabei um circa zwei Jahre alte Tiere, die von ihrer Biberfamilie vertrieben und dann ein neues Revier suchen müssen. Haas geht davon aus, dass es sich auch bei dem Biber, der vergangenen Freitagmorgen durchwatschelte und dessen Video im Netz für Furore sorgte (wir berichteten), um ein solches Jungtier handelte.

    Wie viele Biber es insgesamt in Ulm gibt, sei schwierig zu beziffern. Eine Kartierung, also eine Zählung der Tiere, sei zu aufwendig, sagt Haas. 16 Reviere würde es im Stadtkreis geben. In jedem soll derzeit eine Familie ansässig sein mit zwischen vier und sechs Bibern. Sprich: Der Bestand wird auf zwischen 64 und 96 Bibern geschätzt. Im Landkreis Neu-Ulm geht man von circa 500 Nagern aus.

    Im Rötelbach zwischen Einsingen und Gögglingen wurde ein toter Biber mit Schusswunden gefunden.
    Im Rötelbach zwischen Einsingen und Gögglingen wurde ein toter Biber mit Schusswunden gefunden. Foto: Stadt Ulm

    Beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) reagierte man "empört" und "entsetzt" über den grausamen Fund eines erschossenen Bibers. Die Ulmer Regionalgeschäftsführerin Jane Slave hatte im Gespräch mit unserer Redaktion gefordert, dass Polizei und Staatsanwaltschaft sich weiter darum bemühen sollten, den Täter des erschossenen Bibers ausfindig zu machen. Den Ermittlern fehlen nach eigenen Angaben aber die Ansätze. So wurde beispielsweise keine Patrone gefunden. Anzeige wurde gegen unbekannt erstattet. Ein Verdacht stehe nicht im Raum, so Oberstaatsanwalt Stefan Adamski.

    Kathrin Haas hat für beide Seiten Verständnis. "Das ist keine Lappalie. Immerhin geht hier es um eine Straftat", sagt sie und fügt gleich hinzu: "Uns wäre auch daran gelegen, wenn man es entsprechend verfolgt. Aber ich wüsste nicht, wie man vorgehen sollte, um an weitere Erkenntnisse zu kommen."

    Warum hat die Polizei den toten Biber nicht schon vorher gemeldet?

    Eine Möglichkeit wäre gewesen, dass die Polizei den Fund kurz nach Bekanntwerden öffentlich gemacht und dabei einen Zeugenaufruf gestartet hätte. Womöglich hat jemand einen Schuss gehört oder ähnlich Auffälliges bemerkt. Wenngleich unklar ist, ob Fundort des erschossenen Bibers gleich Tatort ist. Eine Meldung des Vorfalls wurde seitens der Ermittlungsbehörden jedoch nicht gemacht. Erst auf Nachfrage unserer Redaktion wurde es bestätigt.

    Polizeisprecherin Claudia Kappeler sagt dazu: "Es kann möglicherweise sein, dass wir an dem Tag anderen Sachen den Vorzug gegeben haben. Es ist aber auch möglich, dass wir es übersehen haben." Schließlich müsse man in der Presseabteilung in Ulm das komplette Präsidium - also Vorkommnisse in den Kreisen Alb-Donau, Heidenheim, Göppingen und Biberach - im Blick haben.

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