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Ulm: Drogeriekönig Erwin Müller: Der Milliardär mag jetzt Möpse

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Drogeriekönig Erwin Müller: Der Milliardär mag jetzt Möpse

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    Erwin Müller im Jahr 2013. Der Milliardär zeigt sich gerne großzügig und spendet für wohltätige Zwecke, , scheut aber die Öffentlichkeit.
    Erwin Müller im Jahr 2013. Der Milliardär zeigt sich gerne großzügig und spendet für wohltätige Zwecke, , scheut aber die Öffentlichkeit. Foto: Alexander Kaya

    Seit Beginn des Monats hat der vielleicht reichste Bürger der Region mehr Zeit. Drogeriekönig Erwin Müller rückte als Geschäftsführer seines Drogisten-Reichs von 848 Filialen mit 35000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt mehr als rund vier Milliarden Euro ins zweite Glied. Günther Helm, der zuvor die österreichische Aldi-Tochter Hofer leitete, ist nun der Boss. Der promovierte Jurist sei präpariert. Er habe mit Erwin Müller einen Vertrag abgeschlossen und alles geregelt, vom Aufgabenspektrum bis hin zu Details, so berichtet die stets gut informierte Lebensmittelzeitung. Dies sei nach Informationen das Fachblatts das erste Mal, dass Erwin Müller einem Geschäftsführer eine Beteiligung einzuräumen gedenke. Das zeigt auch, dass er dieses Mal seine Nachfolge absichern will. Wie berichtet, bleibt Müller in gewisser Weise an Bord. Um ein paar wenige Bereiche wolle sich der Ulmer kümmern, berichtet das österreichische Magazin Trend.

    Im Spenden ist Erwin Müller ganz groß - er kann es sich leisten

    Wie die Lebensmittelzeitung erfahren haben will, hat Erwin Müller intern erklärt, er werde seinem neuen Geschäftsführer sukzessive das Tagesgeschäft überlassen. Er werde sich selbst auf die Bauabteilung und die Logistik fokussieren. Und möglicherweise auch auf Wohltaten. Im Spenden ist Milliardär Müller groß. Er kann es sich leisten. Die Forbes-Liste führt den Ulmer mit einem Vermögen von 2,8 Milliarden Euro auf Platz 568 der reichsten Menschen der Welt. Eine Spende über 60000 Euro bei der „Radio 7 Charity Night“ oder 100000 Euro für die Ultraschallforschung an der Uniklinik in Ulm sind für ihn also ein Klacks.

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    Ein Mann dieser Finanzkraft kann auch mal eben 25000 Euro für eine riesige Sammlung von Parfüm-Flacons ausgegeben. Ebendies bestätigte Mathias Dirksen, der Vorsitzende des Vereins "Mopsliebe(nde)" auf Anfrage unserer Redaktion. Der Hundeliebhaber Müller habe indirekt für diese satte Spende gesorgt. Denn der Drogeriekönig kaufte Uschi Ackermann (72), der Witwe von Feinkost-König Gerd Käfer, ihre Sammlung an XXL-Flacons ab – wohlwissend, dass die Society-Größe das Geld dem Verein "Mopsliebe(nde)" überlassen werde. So hilft Müller in Not geratenen Möpsen. Was Müller nun mit den Flacons anfängt, ist nur eine von vielen offenen Fragen. Jede Interview-Anfrage im Laufe der Jahre seitens unserer Redaktion blockte Müller ab. Nur einmal nahm er ein Gespräch an und brüllte einem unserer Redakteure ins Ohr, was wir da schon wieder für einen Mist abgeschrieben hätten. Und legte auf. Geärgert hat er sich über einen Artikel aus dem Magazin Stern, über den wir berichteten. Der Firmenchef soll vor Jahrzehnten die Mitschnitte von Telefonaten führender Manager abgehört haben.

    Unternehmer Erwin Müller ist bei Gewerkschaftern gefürchtet

    Müller, der in einer feudalen Villa direkt an der bayerisch-baden-württembergischen Landesgrenze unweit von Thalfingen wohnt, ist nicht nur deshalb ein umstrittener Arbeitgeber. Einer seiner härtesten Widersacher der vergangenen Jahre war Verdi-Sekretär Rainer Dacke. „Wir sind uns nie Auge in Auge gegenüber gestanden“, sagt Dacke. Doch bekämpft haben sie sich trotzdem. Egal ob es um angeblich unzulässige Erfassung von Krankendaten, Behinderung von Betriebsratswahlen oder die Ausgliederung von Logistikdienstleistern ging.

    „Müller ist ein Schlitzohr“, sagt Dacke. So stünde beispielsweise in allen ihm bekannten Arbeitsverträge zwar, dass der Tariflohn für Baden-Württemberg gelte. Aber mit dem Zusatz: Es sei denn, es gilt eine andere Vereinbarung. Durch solche Klauseln bestimme Müller den „Tariflohn“ also selbst und nutze dies auch ungeniert aus. Ob es grundlegende Veränderungen durch den neuen Geschäftsführer geben wird, mag Dacke nicht beurteilen.

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    Angefangen hat der Milliardär ganz klein: Müller gründete 1953 in Offenhausen einen Herren-Friseursalon. Gegen Regeln des Berufsstandes begehrte er schon früh auf: 1967 wurde Müller als „Rebell von Ulm“ bekannt, weil er sein Geschäft auch montags öffnete. Der „Figarostreit“ ging in die Geschichte ein, Müller wurde aus der Friseurinnung ausgeschlossen. Themen rund um Haarschnitte stehen nach Einschätzung der Experten der Lebensmittelzeitung nicht auf der To-do-Liste seines Nachfolgers Günther Helm. Oberste Priorität für den Österreicher habe es „etliche“ der 551 deutschen Filialen auf den neusten Stand zu bringen, eine Stärkung von Exklusivmarken, die Einführung eines Onlineshops sowie die Etablierung einer Kundenkarte.

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