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Ulm: Die Theater-Saison in Ulm ist beendet - und jetzt?

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Die Theater-Saison in Ulm ist beendet - und jetzt?

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    In einer Sondersitzung hat der Hauptausschuss des Ulmer Gemeinderats beschlossen: Das Theater Ulm bleibt diese Spielzeit zu - und das Abonnement-System wird für die nächste Spielzeit stillgelegt. Unser Bild zeigt eine Szene aus „Biedermann und die Brandstifter“.
    In einer Sondersitzung hat der Hauptausschuss des Ulmer Gemeinderats beschlossen: Das Theater Ulm bleibt diese Spielzeit zu - und das Abonnement-System wird für die nächste Spielzeit stillgelegt. Unser Bild zeigt eine Szene aus „Biedermann und die Brandstifter“. Foto: Marc Lontzek

    Der Hauptausschuss der Stadt Ulm hat in einer Sondersitzung zwei weitreichende Entscheidungen getroffen: Die aktuelle Spielzeit am Theater Ulm ist vorzeitig beendet – und das Abonnement-System wird für die kommende Saison 2020/2021 stillgelegt. Damit kommt der Ausschuss der Bitte des Stadttheaters entgegen. Was das bedeutet und wie es weitergeht.

    Intendant Kay Metzger begründete diesen Schritt im Hauptausschuss: Das Programm für 2020/21 werde nicht „fristgerecht und titelgemäß“ über die Bühne gehen können. „Es schweben zu viele Fragezeichen über unseren Planungen.“ Fragezeichen, die in der Corona-Krise weiter ungeklärt bleiben.

    Abbruch der Theater-Spielzeit ist bitter

    Vorhang zu: Aufgrund der Corona-Verordnung der Landesregierung Baden-Württemberg ruht seit dem 17. März der Spielbetrieb an allen Bühnen im Bundesland. Und diese Verordnung galt zunächst bis zum 10. Mai. Für das Theater Ulm steht mit dem Beschluss der Stadt jetzt fest, dass der Spielbetrieb vor der Sommerpause auch nicht mehr starten wird. Bürgermeisterin Iris Mann betont, Publikum und Theater benötigten dringend Planungssicherheit. „Es ist nicht vermittelbar, dass bis zum Sommer in Ulm fast alle öffentlichen Veranstaltungen wegen der Corona-Krise abgesagt worden sind, aber das Theater Ulm aufgrund der befristeten Landesverordnung noch immer einen Vorstellungsbetrieb bis Juli unterstellen muss.“ Der Abbruch der Spielzeit sei bitter, aber das Theater könne nun wenigstens einige Kosten für den Betrieb einsparen.

    Das Theater rechnet bis zum Ende der Saison mit einem Einnahmen-Verlust von 1,4 Millionen Euro. Der Verein der Theaterfreunde hat deshalb seine Mitglieder und alle Abonnenten dazu aufgerufen, auf die Rückerstattung für abgesagte Vorstellungen zu verzichten. Die Summe könne man stattdessen spenden, zur Unterstützung der Kultur in der Krisensituation. Das Theater berichtet, der Karten- und Aboservice sei derzeit intensiv mit der Aufarbeitung aller Buchungen beschäftigt. „Es gibt zum Glück eine große Spendenbereitschaft“, erklärt Verwaltungsdirektorin Angela Weißhardt.

    Das Theater sieht keine Chance

    Momentan ist nicht absehbar, wann und unter welchen Auflagen der Proben- und Spielbetrieb wieder beginnen kann. Deshalb sieht das Theater Ulm keine Chance, verbindliche Aussagen für die Bühnensaison 2020/21 zu treffen. „Der Spielplan wird so wahrscheinlich nicht zu realisieren sein“, erklärte Weißhardt vor dem Hauptausschuss. Bis auf Weiteres dürften Aufführungen nur mit Mindestabstand im Zuschauerraum stattfinden. Die Platzkapazität im Großen Haus des Theaters würde somit von 815 auf etwa 150 Sitzplätze schrumpfen. Dabei stünden in dieser und kommender Saison große Bühnenwerke auf dem Programm – wie Bert Brechts Dreigroschenoper oder die Oper Rigoletto von Giuseppe Verdi. Doch vor allem für Chöre und Orchester gelten derzeit besonders umfassende Abstandsregeln, zum Schutz vor dem Coronavirus.

    Der Hauptausschuss hat angesichts dieser Unsicherheit einhellig zugestimmt, den Theater-Abonnenten zu empfehlen, ihr Abo für die Spielzeit 2020/2021 ruhen zu lassen. Das bedeutet: Die Abo-Gebühren bleiben aus und das Theater Ulm muss deshalb mit einem Einnahmeverlust von rund 1,5 Millionen Euro rechnen. Zu schweren Einbußen würde es aber ohnehin kommen, wenn durch Platzbeschränkungen sowohl Stücke als auch Termine abgesagt werden müssten, schätzt Weißhardt. Wichtig sei aber, Abonnenten in dieser Zeit eine Perspektive zu bieten. Kay Metzger erklärt: „In der Saison 2021/22 sollen die Abonnenten die Möglichkeit haben, ihr Abonnement wieder aufzunehmen, auf ihrem angestammten Platz.“ Mit dieser Lösung wolle das Theater im engen Kontakt mit seinen treuesten Kunden bleiben.

    Theater-Stammgäste können mit einem Bonus rechnen

    In einem Brief an seine Stammgäste will das Stadttheater um Solidarität werben, mit einem konkreten Vorschlag: Das für das Abo eingeplante Budget könnten die Theatergänger stattdessen dazu nutzen, Tickets für einzelne Vorstellungen und Konzerte zu kaufen – sobald denn der Spielbetrieb in der kommenden Saison wieder anrollt. Die Abonnenten sollen dabei einen Preisnachlass von zehn Prozent erhalten.

    Kay Metzger zeigt sich zuversichtlich, dass das Publikum seinem Haus treu bleibe. „Not macht erfinderisch, Theater wird auch unter diesen Bedingungen faszinieren und Freude bereiten.“ In Zusammenarbeit mit der technischen Leitung des Hauses bereite man bereits kleinere, alternative Theaterangebote vor – von Liederabenden bis zu szenischen Lesungen. Das Theater Ulm verspricht, sein Publikum kurzfristig über den Spielplan für September und Oktober zu informieren.

    Kurzarbeit am Theater?

    Die Landesregierung Baden-Württemberg hatte am vergangenen Mittwoch einen Stufenplan veröffentlicht. Darin legt sie dar, in welchen Schritten und Bereichen Lockerungen möglich und geplant sind. Theater stehen dabei auf der letzten, fünften Stufe – Kategorie: „Derzeit nicht abschätzbar“. Wie stark dieser Plan das Ulmer Theater trifft, zeigt sich nun auch in der Personal- und Budgetplanung. Für den künstlerischen Bereich wird laut Weißhardt derzeit über ein Kurzarbeitsmodell verhandelt – es soll womöglich auch für Gastkünstler im Spielbetrieb gelten. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch sichert dem Theater indessen finanzielle Unterstützung zu – vor allem angesichts der fehlenden Abo-Einnahmen: „Es ist für uns eine der großen Beträge dieser Krise.“

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