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Ulm: Die Grünen erobern den Ulmer Gemeinderat

Ulm

Die Grünen erobern den Ulmer Gemeinderat

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    Gespannte Erwartung im Foyer des Ulmer Rathauses: Oberbürgermeister Gunter Czisch verliest die Ergebnisse der Wahl und die Namen der Kandidaten, die es in den Gemeinderat geschafft haben.
    Gespannte Erwartung im Foyer des Ulmer Rathauses: Oberbürgermeister Gunter Czisch verliest die Ergebnisse der Wahl und die Namen der Kandidaten, die es in den Gemeinderat geschafft haben.

    Nach den deutlichen Stimmeneinbußen bei der Europawahl konnten CDU und SPD in Ulm noch darauf hoffen, dass es bei Gemeinderatswahl ja um Personen und nicht um den Trend in Deutschland geht. Doch am Montagabend steht fest: Die beiden Parteien verlieren abermals zahlreiche Wählerstimmen. Die Christdemokraten kommen nur noch auf 16,5 Prozent – 5,8 Prozentpunkte weniger als 2014. Die SPD verliert 5,7 Prozentpunkte: von 19,5 auf 13,8 Prozent. Großer Gewinner sind einmal mehr die Grünen. Sie erreichen 26,7 Prozent und schicken künftig zehn Räte in das Gremium. Spitzenkandidatin Lena Schwelling sagt, sie sei überwältigt vor Freude. Ihre Partei habe die jungen Wähler erreicht – und erfolgreich auf die Klimapolitik gesetzt: „Das ist die Frage, die alle Wähler umtreibt“.

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    Die Wahlbeteiligung ist mit 57,1 Prozent deutlich höher als vor fünf Jahren (46,14). 18 Frauen ziehen in den Gemeinderat ein – eine mehr als zuletzt, aber eine weniger als 2014. Seit der vergangenen Wahl sind zwei Rätinnen ausgeschieden und zwei Männer nachgerückt.

    Ergebnis der Ulmer Gemeinderatswahl

    So viele Listen (13) und so viele Kandidaten (457) wie diesmal sind in Ulm noch nie angetreten. Und alle Parteien und Gruppierungen sind in Zukunft im Gremium vertreten. Auch die AfD mit ihrem Spitzenkandidaten Markus Mössle, der als verurteilter Bankräuber mehrere Jahre im Gefängnis saß und sich früher für rechtsextreme Parteien engagierte. Als Oberbürgermeister Gunter Czisch Mössles Namen vorliest, ruft jemand „Pfui!“ und „Nazis raus!“. Später schüttet ein Mann Orangensaft über den Kopf und das Hemd des AfD-Politikers. Der kündigt an, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. „Das ist typisch für den Umgang gegenüber der AfD“, sagt Mössle. Im Gemeinderat wolle er „sachlich, höflich und als harte Opposition“ auftreten. Mit 1,7 Prozent der Stimmen schneiden die Rechtspopulisten am schlechtesten ab. Die AfD war nach einem internen Streit mit nur vier Kandidaten angetreten.

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    Die Freien Wähler waren zuvor stärkste Fraktion, dürften diese Position aber verlieren. Denn die Grünen wollen mit Denise Niggemeier vom Bündnis für Lebenswerte Ortschaften (BLO) eine Fraktion bilden. Sie kämen dann auf elf Sitze – einer mehr als die Freien Wähler. Traditionell treten diese mit den vier Listen FWG, UWS, WWG und UVL an, deren Räte sich im Gemeinderat zusammenschließen. Einen Platz verliert diese Fraktion im Vergleich zur Wahl von 2014. Allerdings hat seitdem in Ralf Milde ein Politiker die Freien Wähler in Richtung FDP verlassen.

    Reinhold Eichhorn, bisheriger Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, gibt sich entspannt: „Ulm kann mit so einem Ergebnis gut leben.“ Die Freien Wähler hätten gute Sachpolitik gemacht, ohne Luftschlösser zu bauen. Das hätten die Wähler belohnt. Der Sitz für die AfD bereitet ihm keine Sorgen: „Wir haben auch mal drei Republikaner gehabt, da können wir einen AfDler gut verkraften.“

    Grüne werden stärkste Kraft in Ulm

    Stimmenkönig bleibt Martin Rivoir von der SPD (26242 Stimmen) vor Lena Schwelling (25689) und Julia Mies (25408) von den Grünen. Rivoirs Partei hat sonst keinen Grund zur Freude. SPD-Stadträtin Dagmar Engels schiebt das Ergebnis auf den Bundestrend: „Wir haben gute Politik gemacht und einen guten Wahlkampf.“ Und sie gibt sich kämpferisch: „Nicht die Zahl macht es aus, sondern die Kompetenz. Wir werden weiter loyal für die Stadt Ulm arbeiten.“ CDU-Fraktionschef Thomas Kienle kündigt an, am Kurs der Sachpolitik festzuhalten. „Große Hoffnungen und große Plakate werden gewählt“, sagt er mit Blick auf die Grünen. Seine Fraktion habe gut gearbeitet, doch das sei bei den Wählern nicht angekommen.

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    FDP (5,0 Prozent), die neue Liste Ulm für Alle (UfA, 4,7) und Die Linke (4,2) erhalten je zwei Sitze – für eine Fraktion werden aber drei benötigt. Linken-Rätin Doris Schiele will sich den Grünen in einer Zählgemeinschaft anschließen: Die mit BLO-Frau Denise Niggemeier dann zwölf Räte bekommen zusätzliches Gewicht bei der Verteilung der Plätze in den Ausschüssen, zur Fraktion der Grünen wird Schiele aber nicht gehören. Ihr Verhältnis mit Parteifreundin Eva-Maria Glathe-Braun gilt als schlecht, letztere wird sich der Zählgemeinschaft wohl nicht anschließen. Die Piraten (2,3 Prozent) erhalten wie BLO (1,8) und AfD (1,7) einen Sitz.

    Fünf Stadträte müssen ihre Sitze abgeben: Siegfried Keppler, Bertram Holz und Birgit Schäfer-Oelmayer (CDU) sowie Brigitte Dahlbender und Georgios Giannopoulos (SPD).

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