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Ulm: Die Giftattacke hinterlässt an der Uniklinik tiefe Spuren

Ulm

Die Giftattacke hinterlässt an der Uniklinik tiefe Spuren

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    Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Ulm spricht beim Neujahrsempfang vor allem über die Vorkommnisse in den Morgenstunden des 20. Dezember, als fünf Säuglinge mit Morphin vergiftet wurden.
    Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Ulm spricht beim Neujahrsempfang vor allem über die Vorkommnisse in den Morgenstunden des 20. Dezember, als fünf Säuglinge mit Morphin vergiftet wurden. Foto: Universitätsklinikum Ulm

    Es gibt eine gute Nachricht aus dem Jahr 2019 und eine erfreuliche für das Jahr 2020. Und doch spricht Udo X. Kaisers in seiner kurzen Ansprache beim Neujahrsempfang des Universitätsklinikums Ulm am Dienstagabend vor allem über eine Nacht: Was in den Morgenstunden des 20. Dezember 2019 auf einer Überwachungsstation der Kinderklinik am Michelsberg geschah, habe tiefe Spuren hinterlassen.

    Noch immer suchen Polizei und Staatsanwaltschaft nach dem oder der Schuldigen einer Giftattacke auf fünf Babys. Die Kinder waren in Lebensgefahr geraten, weil ihnen jemand das Betäubungsmittel Morphin verabreicht hatte. Nur das schnelle Handeln des Klinikteams hatte sie gerettet. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach dem durch eine Labor-Panne verursachten Fehlschlag weiter. In dem Verfahren gebe es aktuell nichts Neues zu berichten, teilt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit.

    Giftattacke: Lob für Kinderklinik Ulm und Mitarbeiter

    Die Öffentlichkeit, sagt Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums, habe zu Recht einen hohen Anspruch an die Mediziner. „Unseren Kernauftrag Leben zu retten haben die Mitarbeiter in der Kinderklinik in jener Nacht mit Bravour erfüllt“, lobt Kaisers und hebt Klinikdirektor Klaus-Michael Debatin, Oberärztin Ortraud Beringer und Bereichsleiterin Kristina Geist hervor, die sich mit Kompetenz und Hingabe eingesetzt hätten. Dem immensen Druck auf das Uniklinikum, der durch den Vorfall entstanden sei, betont Kaisers, könne man nur gemeinsam standhalten. Nun würden Prozesse und Strukturen überprüft. Zudem werde ein umfassendes Präventionskonzept erarbeitet.

    Rückhalt gibt es aus dem baden-württembergischen Wissenschaftsministerium. Amtschef und Ministerialdirektor Ulrich Steinbach, zugleich Aufsichtsratschef des Uniklinikums, sagt: „Aus unserer Sicht ist das Universitätsklinikum sehr professionell mit den Ereignissen in dieser Nacht umgegangen.“ Steinbach hat erfreuliche Nachrichten aus dem Vorjahr und für 2020 im Gepäck: Im vergangenen Jahr habe das Uniklinikum wieder einen positiven Jahresabschluss erreicht. Die kommissarische kaufmännische Direktorin Bettina Rodtke spricht wenig später von einem positiven Ergebnis im niedrigen einstelligen Millionenbereich, das unter großem Einsatz in schwierigen Zeiten erreicht worden sei. Genaue Zahlen behalten die Verantwortlichen für sich.

    Sylvia Langer wird neue Kaufmännische Direktorin am Universitätsklinikum Ulm

    Das gute Ergebnis sei kein Selbstzweck, sagt Steinbach, aber es ermögliche Entwicklungsperspektiven. Die wirtschaftliche Stabilität verdankt das Haus seinem früheren Kaufmännischen Direktor Joachim Stumpp, der die Zahlen des lange defizitären Uniklinikums als Sanierer seit seinem Antritt 2014 immer weiter verbessert hatte, unter den Mitarbeitern aber äußerst unbeliebt war. Anfang 2017 war in einem anonymen Brief von vergiftetem Klima auf den Gängen die Rede.

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    Ende Februar 2019 verließ Stumpp das Uniklinikum. Seitdem führt Stellvertreterin Rodtke die Geschäfte kommissarisch. Dass es nun eine offizielle Nachfolgerin für Stumpp gibt, ist Steinbachs erfreuliche Nachricht für 2020: Die 49-jährige Sylvia Langer ist gebürtige Thüringerin und war zuletzt Vorsitzende der Geschäftsführung des BG Klinikums Hamburg mit 735 Betten und mehr als 2000 Mitarbeitern. Sie freue sich, zur universitären Medizin zurückzukehren, wird Langer in einer Pressemitteilung zitiert. Bevor die Gesundheitsökonomin die operative und strategische Neuausrichtung des BG Klinikums verantwortete, war sie lange an der Universitätsmedizin Greifswald tätig, zuletzt als Kaufmännische Vorständin.

    Generationenwechsel bei den Professoren in Ulm

    In Langers Zeit in Greifswald rutschte das dortige Uniklinikum Medienberichten zufolge trotz hoher Patientenzahlen und zahlreicher Operationen tief in die roten Zahlen – die Kosten seien schneller gestiegen als die Erlöse. Als Gründe wurden hohe Personalkosten, ein nicht adäquat vergüteter Mehraufwand bei speziellen Behandlungsverfahren und ein ungesunder Wettbewerb zwischen medizinischen Einrichtungen genannt. In Hamburg bedauert man Langers Abschied: Reinhard Nieper, Vorsitzender der Geschäftsführung der BG Kliniken, betont in einer Mitteilung: „Mit ihr verlieren wir eine erfahrene und stets sehr wertgeschätzte Kollegin, die die notwendigen Schritte und Entwicklungen am Standort Hamburg vorangetrieben hat.“

    Ulrich Steinbach lobt die 49-Jährige als ausgewiesene Fachfrau, die mit ihren Erfahrungen und Kenntnissen zum erfolgreichen Kurs des Uniklinikums beitragen werde. Langer ist nicht die einzige Neue in der Ulmer Universitätsmedizin: Bei den Professoren steht ein Generationswechsel an. Die Anästhesistin Bettina Jungwirth und die Allgemeinmedizinerin Anna Barzel haben ihre Aufgaben bereits angetreten, weitere werden folgen.

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