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Ulm: Der Stuhl von Ulla Willick bleibt leer

Ulm

Der Stuhl von Ulla Willick bleibt leer

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    Dinge, die Ulla Willick liebte, zieren die Bühne am Gedenkabend. Dazu gehört auch ihr Garderobenmantel mit Tigerdruck und Glitzer.
    Dinge, die Ulla Willick liebte, zieren die Bühne am Gedenkabend. Dazu gehört auch ihr Garderobenmantel mit Tigerdruck und Glitzer. Foto: Dagmar Hub

    Die Schauspielerin Ulla Willick starb am 19. Oktober in Ulm. Mit einem sehr persönlich gestalteten Abend für und über die Schauspielerin zeichneten Sibylle Schleicher und Tini Prüfert im Theater Ulm in einem Gedenkabend viele Facetten, Eigenschaften und Marotten der Verstorbenen nach, zeigten ganz private Bilder, die Ulla Willicks Schwester Brita Berger zur Verfügung gestellt hatte, und stellten noch einmal Dinge zusammen, die Ulla Willick liebte.

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    Über einem leeren Stuhl hängt Ulla Willicks Garderobenmantel, Tigerdruck mit Glitzer, passende Schuhe dazu. Der Stuhl ist leer, wie am Theater Ulm „U1“ leer bleiben wird, der Platz im Zentrum, den Kollegen inoffiziell so nannten, nachdem Ulla Willick eines Tages einen jungen Kollegen mit einem „Geh mir aus der Sonne“ von dort vertrieben hatte. Eine Großzügige, die das Leben liebte und es zu genießen wusste, aufgewachsen in einer Klosterschule, eine widersprüchliche Frau, die Musik und Lyrik, gutes Essen, schicke Mode und Prosecco schätzte und sich für den Erhalt der alten Bäume am Theater an einen solchen Baum kettete, als die Stadt zur Fällung anrückte – und eine Frau mit Sinn für Beziehung.

    Ulla Willick wurde einst unter die zehn besten Schauspielerinnen Deutschlands gewählt

    War sie eine Diva? Wenn ja, dann eine, die auch hinreißend die Putzfrau Irina Putin im Seifenoper-Musical „Herzalarm“ spielen und singen konnte und deren „Putze, putze“ für immer in Erinnerung bleiben wird. Wenn nein, dann immerhin eine Große, die in den 80er Jahren unter die zehn besten Schauspielerinnen Deutschlands gewählt worden war – zu jener Zeit etwa, als ihr Ehemann Dieter Borsche starb. Letztlich, so Sibylle Schleicher, war sie „immer ein Rest Geheimnis“ – und das nicht nur um ihres verschwiegenen Geburtsjahres wegen.

    Felix Mendelssohn-Bartholdys „Beati mortui“, tiefernst gesungen von einem Männerchor des Theaters Ulm, und Franz Lehárs „Schön ist die Welt“ aus der gleichnamigen Operette, gesungen von jener Truppe, die vor drei Jahren gemeinsam mit Ulla Willick die schmalztriefende Aufführung der Operette unter Benjamin Künzel realisiert hatte – die Bandbreite der Emotionen ließ die tiefe Trauer der Kollegen wie die humorvollen Erinnerungen spüren.

    Sehr persönliche Gedenkfeier am Theater Ulm

    Gekommen waren auch Kollegen von früher: Opernsängerin Rita Kapfhammer, die während ihrer Zeit am Theater Ulm mit Ulla Willick eine Garderobe geteilt hatte und die ihr mit Tränen in den Augen Lieder von Hugo Wolf sang, und die Schauspieler Antonio Lallo und Herbert Schäfer. Schäfer hatte 2001 mit Willick in Brechts „Dreigroschenoper“ auf der Bühne gestanden und sang ihr – begleitet von Alwina Meissner – zwei Songs daraus. Gunther Nickles erinnerte ebenso an die verstorbene Schauspielerin wie Karl-Heinz Glaser, der 1994 gemeinsam mit Ulla Willick ans Theater Ulm gekommen war und der zuletzt mit ihr gemeinsam in August Strindbergs „Totentanz“ auf der Bühne gestanden hatte. Karl-Heinz Glaser verbeugte sich vor einem Bild Ulla Willicks. Andreas von Studnitz, mit dem Willick ihr großes Solo „Die Erzählung der Magd Zerline“ gespielt hatte, berichtete in einem Brief von der Schauspielerin. „Lerne träumen den Traum der Ewigkeit“ heißt es in Ernst Tollers „Schwalbenbuch“, aus dem Stephan Clemens vortrug. Er stand schon als junger Statist mit ihr auf der Bühne, als Ulla Willick ihn noch gar nicht wahrnahm, erzählte er.

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