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Ulm: Der Befreiungsschlag des Musikers Andreas Kümmert im Roxy Ulm

Ulm

Der Befreiungsschlag des Musikers Andreas Kümmert im Roxy Ulm

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    Der 34-jährige Musiker Andreas Kümmert zeigt im Roxy eindrucksvoll, dass das Erlebnis eines Livekonzerts durch keine Technik ersetzt werden kann.
    Der 34-jährige Musiker Andreas Kümmert zeigt im Roxy eindrucksvoll, dass das Erlebnis eines Livekonzerts durch keine Technik ersetzt werden kann. Foto: Andreas Brücken

    Nicht das neueste, aber das aktuelle Album hatte Andreas Kümmert im Gepäck für seinen Auftritt im Roxys Sound Garten. Unter dem Titel "Lost and Found" ist das Werk schon seit Anfang 2020 ohne gebührende Tournee auf dem Markt. Wie ein Befreiungsschlag aus der Lockdownzeit wirkte der Auftritt auf die 420 Fans, die erstmals nach dem vergangenen Herbst wieder einen Künstler erleben durften, der mit der Absage der Teilnahme am Eurovision Song Contest einst Schlagzeilen machte.

    Auch zahlreiche Zaungäste rund um den Sound Garten wollten sich den musikalischen Abend unter freiem Himmel - und ausnahmsweise ganz ohne Regenschauer - nicht entgehen lassen. "Wir sind die Zillertaler Spatzen und sollen hier etwas Lärm machen", erklärt der Musiker zur Begrüßung im Scherz. Denn statt zünftiger Klänge im Landhausstil bekamen die Fans alles geboten, was ein großartiges Konzert des Blues- und Rockgenres bieten sollte: Mit voller Leidenschaft und bis ins letzte Detail jeder Note zeigt Kümmert, wie Musik Freude und Schmerz zum Ausdruck bringen kann.

    Andreas Kümmert und der Eurovision Song Contest

    Auch optisch weist die tätowierte Stones-Zunge auf dem Oberarm des Künstlers die musikalische Richtung aus. Wie ein Schwerstarbeiter ringt der Musiker seiner Gitarre, einer legendären Fender Stratocaster, alle Höhen und Tiefen ab. Dabei würgt oder streichelt er, je nach Stimmung, sein Instrument.

    Fast noch besser als die Saiten beherrscht der schwergewichtige Sänger seine eigene glasklare und kräftige Stimme, mit der er vor etwa acht Jahren bereits die TV-Castingshow "The Voice of Germany" gewonnen hatte. Schlagzeilen machte der Musiker zwei Jahre später, als er für Deutschland zum Eurovision Song Contest antreten sollte und dann jedoch vor laufender Kamera erklärte, dass er nicht zum Finale in Wien antreten werde.

    Treibende Gitarren im Roxy Ulm

    Kümmert ist eben ein Individualist, der offenbar seine musikalischen Mission nicht den Regeln des Showbusiness opfern will. Sein Problem: Angststörungen und Depressionen, psychotherapeutische Behandlung und Medikamente. Einen weiteren herben Rückschlag musste Kümmert vor zwei Jahren hinnehmen, als sein Plattenlabel und das Management die Zusammenarbeit beendeten. Kurzerhand gründete der Musiker daraufhin die Firma Vomit Records, mit der er die Vermarktung seiner Musik auf eigener Faust betreibt. Mit "Lost and Found" führt der Musiker aus Gemünden seine Suche nach den Gefühlen, Wahrheit und Inspiration weiter. "Auf dem Album geht es darum, sich selbst zu verlieren und irgendwann wiederzufinden", erklärt Kümmert und ergänzt: "In meinen Augen verfolgt jeder in seinem Leben einen vorgegebenen Pfad, von dem man immer wieder abkommt."

    "Lost and Found" sei ein Zwischenreport von dieser Reise, sagt Kümmert weiter. Die Reise bewegt sich eindringlich und dramatisch etwa mit dem treibenden "Guide me", dem Soul Ohrwurm "Nothing Stays the Same" oder dem wohlig knarzenden Bluesrocker "Gimme Your Sympathy". Nicht nur musikalisch gewährte der Musiker einen tiefen Einblick in sein Seelenleben und deren Abgründe und Gipfel, die er an seine Fans ungefiltert weitergab - ein Erlebnis, das kein noch so professionelles Streaming-Konzert wiedergeben hätte können.

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