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Ulm: Dauerbaustelle am Hauptbahnhof: Zweieinhalb Jahre länger Stau in Ulm

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Dauerbaustelle am Hauptbahnhof: Zweieinhalb Jahre länger Stau in Ulm

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    So bleibt die Verkehrsführung vor dem Ulmer Hauptbahnhof noch länger: Nur, wer in Richtung Olgastraße/Theater unterwegs ist, kann die Verkehrsachse Friedrich-Ebert-Straße nutzen. Links: die im Bau befindlichen Sedelhöfe.
    So bleibt die Verkehrsführung vor dem Ulmer Hauptbahnhof noch länger: Nur, wer in Richtung Olgastraße/Theater unterwegs ist, kann die Verkehrsachse Friedrich-Ebert-Straße nutzen. Links: die im Bau befindlichen Sedelhöfe. Foto: Stadt Ulm

    Von einer großen Belastung für die Autofahrer spricht Ulms Baubürgermeister Tim von Winning angesichts von kommenden Verzögerungen bei der Großbaustelle vor dem Ulmer Hauptbahnhof. Vermutlich wird die Verkehrsführung in der Friedrich-Ebert-Straße noch bis Mitte 2022 einspurig bleiben. Das ist zweieinhalb Jahre länger als ursprünglich geplant.

    Ulm wie der Berliner Pannenflughafen BER oder das Großprojekt Stuttgart 21?

    Darüber entscheiden muss schlussendlich der Ulmer Gemeinderat. Doch wie von Winning, Harald Walter, der Leiter Koordinierungsstelle Großprojekte sowie Michael Jung, Leiter der Hauptabteilung Verkehrsplanung und Straßenbau, in einem Pressegespräch erläuterten, hätte die Herstellung der Zweispurigkeit ab April kommenden Jahres gravierende Nachteile. Aufgrund einer Vielzahl an abstützenden Provisorien sei mit Mehrkosten von 1,5 bis 2,5 Millionen Euro zu rechnen. Außerdem würde die Fläche vor dem Bahnhof so erst neun Monate später fertig werden. Und vorübergehende Phasen der Einspurigkeit müsste es ohnehin geben.

    Teile des Ulmer Gemeinderats sowie die Industrie- und Handelskammer hatten die weitere Einspurigkeit als „Desaster für die Innenstadt“ bezeichnet und der Bauverwaltung angegriffen. Der Baubürgermeister verwahrte sich aber gegen Vergleiche des Bauvorhabens mit dem Berliner Pannenflughafen BER oder den Schwierigkeiten rund um das Großprojekt Stuttgart 21.

    Die Tiefgarage sei nicht der Grund für die Verzögerungen. Der Hauptgrund für die nun drohende länger andauernde einspurige Verkehrsregelungen liege tief im Boden begraben und sei nicht vorhersehbar gewesen, verteidigte von Winning das Rathaus. So müsse etwa die Telekom den Schacht für die Hauptversorgungstrasse neu bauen. Dieser sei in einem Zustand, der „nicht der Bedeutung der Anlage gerecht werde“. Auf diesem maroden Schacht könne keine Straße gebaut werden. Große Teile Ulms und Oberschwabens seien in Sachen Internet und Telefonie von dieser Trasse abhängig. Doch auch Kanäle und Schächte der Ulmer Entsorgungsbetriebe – teilweise über 100 Jahre alt – müssten erneuert werden.

    Pläne der Stadt, Post oder Telekom über die vergrabene Infrastruktur seien weitgehend wertlos. Offenbar habe man sich in der Nachkriegszeit und danach oftmals nicht Karten aus Baugenehmigungen verpflichtet gefühlt. Wie von von Winning betont, seien die Probleme in gewisser Weise erwartet worden. Doch der „engagierte Zeitplan“ sei auch erstellt worden, um so Druck auf die Baufirmen auszuüben. Würde zu viel Puffer eingeplant, würden sich erfahrungsgemäß die Baufirmen zu viel Zeit lassen.

    Passage von Hauptbahnhof zu den Sedelhöfen wird pünktlich fertig

    Nicht betroffen von den Problemen sei die Passage von Hauptbahnhof zu den Sedelhöfen. Sowohl das Einkaufsquartier als auch die Unterführung würden aller Voraussicht wie geplant im Mai kommenden Jahres fertig. Dann stünden auch die 700 Parkplätze in den Sedelhöfen zur Verfügung, die von der Keltergasse angefahren werden können. Die 540 Parkplätze im Parkhaus am Bahnhof sollen dann im September 2021 eröffnen – ein dreiviertel Jahr später als ursprünglich geplant.

    Grund für diese Verzögerung waren wie berichte ebenso unvollständige Pläne, die die Arbeiten verzögern. Die Bagger fanden „schlampig zu geschüttete Keller“ und Kabelschächte unbekannter Herkunft. Der Baubürgermeister ist guter Dinge, dass er keine weiteren Verzögerungen bekannt geben muss. Doch ausgeschlossen ist nichts: Fliegerbomben wurden bisher zwar keine gefunden und werden auch nicht mehr erwartet. Doch vor der Hauptpost könnten Reste der alten Ulmer Stadtbefestigung schlummern. Sollten diese gefunden werden, muss das Landesdenkmalamt über das weitere Vorgehen entscheiden.

    Der Baubürgermeister sprach von „erheblichen Beeinträchtigungen der Verkehrsverhältnisse“. Doch mit der Einbahnstraßenregelung sei es erstmals seit Beginn der Großbaustellen am Hauptbahnhof gelungen, einen weitgehend stabilen und verträglichen Verkehrszustand zu gewährleisten. Wohlwissend, dass die Kreuzungen am Ulmer Theater sowie an der Karlstraße/Neutorstraße zur Hauptverkehrszeit dennoch regelmäßig hoffnungslos überlastet sind.

    Nahverkehr an Samstagen weiterhin kostenlos?

    Die einzige Möglichkeit aus Sicht von von Winning dem Ulmer Einzelhandel durch die schwere Zeit zu helfen sei es, den Nahverkehr an Samstagen weiterhin kostenlos zu halten. Bisher habe dadurch die Belegung der Ulmer Parkhäuser an Samstagen um drei Prozent abgenommen. Die Zahl der Fahrgäste in Busse und Bahnen stieg hingegen um 45 Prozent.

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