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Ulm: Das Theater Ulm wächst für 30 Millionen Euro: Leidet das Stadtbild?

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Das Theater Ulm wächst für 30 Millionen Euro: Leidet das Stadtbild?

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    So sieht der Sieger-Entwurf von Architekt Max Dudler aus Berlin für den Erweiterungsbau des Theaters Ulm aus.
    So sieht der Sieger-Entwurf von Architekt Max Dudler aus Berlin für den Erweiterungsbau des Theaters Ulm aus. Foto: Max Dudler (Visualisierung)

    Es soll ein Funktionsgebäude werden, Baubürgermeister Tim von Winning spricht von einer "Theaterfabrik". Doch der plangemäß knapp 30 Millionen Euro teure Erweiterungsbau dürfte das Stadtbild Ulms künftig mitprägen. Auf eine Weise, von der nicht jeder überzeugt ist.

    Das Theater benötigt dringend Proben- und Lagerräume sowie Werkstätten. Der Erweiterungsbau an der Rückseite des bestehenden Hauses wird auch das Kinder- und Jugendtheater beherbergen, das bisher im maroden Alten Theater am Hans-und-Sophie Scholl-Gymnasium spielte. Etwas mehr als 28,5 Millionen Euro soll das neue Gebäude kosten, städtische Eigenleistungen eingerechnet. Schon jetzt aber warnt Milica Jeremic, die das städtische Gebäudemanagement leitet, vor der Baupreissteigerung. Die betrage bisher drei bis fünf Prozent im Jahr. Das Risiko sehen auch Grünen-Stadtrat Michael Joukov-Schwelling, der vom Sieger-Entwurf äußerst angetan ist, und CDU-Mann Winfried Walter. Der Christdemokrat räumt offen ein: Überzeugt sei er vom Sieger-Entwurf nicht. Trotzdem dürfe man nicht an der falschen Stelle sparen: "Vor einem will ich jetzt schon warnen: Das wir ein Fenster weniger einbauen, wenn die Kosten davonlaufen."

    Ulm: Neues Kinder- und Jugendtheater und neue Funktionsräume

    Walter stimmt dem Projekt im Bauausschuss am Dienstagabend trotz seiner Zweifel zu. Denn wegen der Größe des Vorhabens hatte die Stadt den neuen Erweiterungsbau europaweit ausgeschrieben. In einem Wettbewerb setzte sich der Berliner Stararchitekt Max Dudler mit seinem Entwurf durch. Hätten die Stadträte abgelehnt, dass dieser umgesetzt wird, dann hätte das Verfahren neu beginnen müssen. Das wäre langwierig gewesen - und angesichts des knappen Platzes im Theater drängt die Zeit. Der Entwurf des Berliner Architekten überzeugt jene, die darin arbeiten müssen. Die Schlagworte: gut organisiert, kurze Wege, geschickte räumliche Trennung der Bereiche.

    Das Ulmer Theater aus der Luft. Der Erweiterungsbau soll am rechten oberen Bildrand enstehen.
    Das Ulmer Theater aus der Luft. Der Erweiterungsbau soll am rechten oberen Bildrand enstehen. Foto: Alexander Kaya

    Das von Fritz Schäfer entworfene Theater, erbaut zwischen 1966 und 1969, steht unter Denkmalschutz. Weil die Einrichtung seitdem bedeutender geworden ist und das Personal gewachsen ist, müssen neue Funktionsräume her. Der Platzbedarf ist groß, das Grundstück an der Ecke Neutorstraße/Zeitblomstraße eher klein. Nicht die einzige komplizierte Anforderung, wie Baubürgermeister von Winning schildert: Das Haus soll gleichzeitig die Rückseite des Theaters und die Vorderseite des Kinder- und Jugendtheaters bilden. Es soll auch ein sehenswertes Bauwerk im dort neu entstehenden Theaterviertel sein. Und zuletzt soll es nicht in Konkurrenz zum Schäfer-Theater treten, sich aber gleichzeitig auch nicht unterordnen. Gelingt das? "Es war nicht der Entwurf, zu dem wir am Anfang gleich alle hingerannt sind", gesteht von Winning mit Blick auf die Jury-Sitzung. FWG-Stadtrat und Preisrichter Gerhard Bühler erinnert an die Entstehung des Theaters Ende der 60er-Jahre: "Das war ja auch etwas Besonderes, das hat ja auch Mut bedeutet." Mutig sei auch das neue Projekt.

    Theater Ulm: Entwurf für neues Gebäude von Stararchitekt Max Dudler

    Der Entwurf erzähle eine Geschichte, findet der Baubürgermeister. In der Jury sei der Begriff "poetisch" gefallen. Das Gebäude solle an die Geschichte der freien Reichsstadt Ulm anknüpfen. Und er erinnert an Stadthaus, Stadtbibliothek, Volkshochschule: "Wir haben viele wichtige Kulturbauwerke erstellt, Orte des öffentlichen Lebens, die sich dezidiert nicht an die Gestaltung der Umgebung gehalten haben."

    Kritiker wie Winfried Walter und SPD-Stadträtin Dorothee Kühne stören sich an dem Bruch. Walter sieht einen "Getreidespeicher", der nicht wirklich nach Ulm passe und sehr wohl in Konkurrenz zum Theater stehe. Kühne findet die geneigten Dächer altmodisch, das passe überhaupt nicht zum zeitgenössischen, wabenförmigen Bau Fritz Schäfers.

    Erweiterungsbau für das Theater Ulm wird von weitem sichtbar sein

    Auffällig wird der Erweiterungsbau in jedem Fall sein: von der Ludwig-Erhard-Brücke aus bei der Fahrt in die Stadt gut erkennbar, versehen mit einer Reihe kleiner Giebeldächer entlang der Zeitblomstraße und mit einem schmalen, hoch aufragenden Giebelbau an der Ecke zur Neutorstraße abgeschlossen. Fenster gibt es wie im bestehenden Theatergebäude nicht.

    Der Entwurf von Wulf Architekten für den Erweiterungsbau des Theaters Ulm landete im Wettbewerb auf Platz zwei.
    Der Entwurf von Wulf Architekten für den Erweiterungsbau des Theaters Ulm landete im Wettbewerb auf Platz zwei. Foto: Wulf Architekten

    Das alles kann wie eine Burg wirken. Auch Gerhard Bühler (FWG) und Eva-Maria Glathe-Braun (Linke), die der Jury angehörten und für den Entwurf stimmten, gestehen: Die Vorzüge hätten sie erst nach und nach entdeckt. "Die Jury hat sich einstimmig gegen nüchterne Varianten ausgesprochen", erinnert Tim von Winning. Eine solche nüchterne Variante hatte das Büro Wulf Architekten aus Stuttgart vorgestellt, der Entwurf landete auf Platz zwei. Die Stuttgarter können in einer festen Frist noch Einspruch einlegen. Lassen sie den Zeitraum verstreichen, was Tim von Winning erwartet, ist die Entscheidung für den Dudler-Bau endgültig.

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